Nachdem das US-Remake von „The Ring“ 2002 sowohl bei Kritikern als auch an der Kinokasse gut ankam, hat Hollywood kurzzeitig einen neuen Trend ins Leben gerufen: lukrative Neuauflagen japanischer Kult-Horror-Streifen. Doch schon „The Grudge“ mit Sarah Michelle Gellar in der Hauptrolle war 2004 zumindest aus künstlerischer ein ziemlicher Reinfall – auch wenn sich das Remake aus finanzieller Hinsicht definitiv gelohnt hat.
16 Jahre später sollte bei einem neuen Remake-Versuch nun auch die Qualität stimmen – nicht ohne Grund hat man sich dafür mit „The Eyes Of My Mother“-Macher Nicolas Pesce einen der vielversprechendsten Genre-Neulinge als Regisseur an Bord geholt. Doch die ersten Kritiken zur wiederholten „Ju-On“-Neuauflage machen nun keine große Hoffnung...
Starke Ansätze, mieses Finale
Im Großen und Ganzen scheinen sich viele Kritiker einig, dass Pesce es mit seinem wohl recht schonungslosen Film durchaus gelingt, ein paar starke Einzelmomente zu schaffen und gerade zu Beginn durchaus ungewöhnliche Wege zu gehen. Allerdings würde er diesen Weg nicht konsequent durchziehen, sodass sich „The Grudge“ mit fortschreitender Laufzeit immer mehr als konventioneller Schocker mit zu vielen uninspirierten Jump Scares entpuppt.
Je nach Gewichtung dieser beiden Aspekte fällt das finale Urteil bei den bisherigen „The Grudge“-Besprechungen dann etwas unterschiedlich aus. So verdammt zwar auch Nick Allen von RogerEbert.com die „billigen Jump-Scares und die generische Aufmachung“, lobt dafür aber, dass das Remake beeindruckend fies und auf jeden Fall besser als die vorherige US-Neuauflage sei.
Und auch Noel Murray von der Los Angeles Times kommt bei der Anführung ganz ähnlicher Punkte zu einem relativ positiven Fazit: „Das ist kein spaßiger Horrorfilm. Es geht um Elend, sowohl übernatürliches als auch alltägliches. Und ja, er ist unheimlich. Pesces Kunstfilm-Wurzeln werden in der langsamen ersten Stunde deutlich. Aber im letzten Drittel reiht ‚The Grudge‘ expliziten Gore und Jump-Cares aneinander – und lässt das Ganze in eine finale Szene und Einstellung münden, die so erschreckend wie alles in der Original-Serie sind.“
Wirklich gruselig oder nur brutal?
Damit erschöpfen sich die positiven Worte in den bislang veröffentlichten „The Grudge“-Kritiken aber schon so langsam. Auch was den Gruselfaktor angeht sind einige weitere Journalisten anderer Meinung als Murray. Für viele seien die Ansätze zwar vorhanden, würden aber letztlich durch die abgegriffenen Horror-Inszenierungsklischees ihrer Effektivität beraubt.
Chris Evangelista von Slash Film zieht etwa den Vergleich zu Pesces „The Eyes Of My Mother“ und erklärt, dass dieser mit zehnmal weniger Gore trotzdem zehnmal unheimlicher gewesen sei. Auch bei Rolling Stone und IndieWire zeigt man sich enttäuscht, dass der Film nach einem erfrischenden Start und kurzen brillanten Momenten und Einstellungen einfach nur noch generisch sei.
"Formelhafter Dreck" zum Einschlafen?
Owen Gleiberman von Variety sieht selbst in den Punkten, die bei anderen noch auf ein wenig Gegenliebe stoßen, nur eine dröge Fassade: „‚The Grudge‘ zuckelt vor sich hin, als wäre er mehr als formelhafter Dreck, indem er zwischen den schlecht geschriebenen Figuren hin- und herschneidet, die mit dem Fluch in Berührung gekommen sind.“
Und für Mick LaSalle vom San Fransisco Chronicle sei das Geschehen sogar durchweg ermüdend gewesen: „Ich habe den Film mitten am Tag geschaut, nach jeder Menge Schlaf, und musste mich einige Male wieder wachschlagen.“
Bei den zehn bis dato gelisteten Artikeln auf der Kritiken-Sammelseite Metacritic kommt „The Grudge“ aktuell auf einen miesen Schnitt von 37 von 100 Punkten.
FILMSTARTS-Kritik und -Podcast zu "The Grudge"
Ab dem 9. Januar 2020 könnt ihr dann selbst im Kino herausfinden, wie unheimlich die Nachforschungen einer alleinerziehenden Mutter und Polizistin (Andrea Riseborough) in einem von einem rachsüchtigen Geist verfluchten Haus wirklich ausfallen. Was wir vom neuen „The Grudge“ halten, erfahrt ihr dann pünktlich zum Kinostart in der FILMSTARTS-Kritik und in unserem wöchentlichen Podcast Leinwandliebe.