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    Die Action im Netflix-Blockbuster "6 Underground": Grandios oder Grütze?

    Michael Bays Blockbuster „6 Underground“ spaltet das Publikum – und die FILMSTARTS-Redaktion gleich noch dazu: So sind sich auch die Redakteure Christoph Petersen und Daniel Fabian nicht einig, ob die Action nun was taugt oder in die Tonne gehört...

    Netflix

    Wir haben nicht mehr in so vielen Kommentaren gelesen, dass ein Film die besten Actionszenen des Jahres habe, seit George Millers „Mad Max: Fury Road“ das kinetische Kino vor vier Jahren auf einen ganz neuen Level gehoben hat. Aber neben solchen überschwänglichen Lobeshymnen liest man auch ähnlich häufig, dass Zuschauer den Netflix-Blockbuster „6 Underground“ bereits in den ersten 15 Minuten wieder ausgeschaltet haben, weil sie mit dem Schnittgewitter von Bombast-Spezialist Michael Bay („The Rock“) absolut gar nichts anfangen konnten. Ein Bruch in der Wahrnehmung, der sich bis in die FILMSTARTS-Redaktion hinein fortsetzt...

    Die Action in "6 Underground": Hochglänzender Sondermüll!

    Eine Meinung von FILMSTARTS-Redakteur Christoph Petersen

    Nach einem schiefgelaufenen Meeting rasen der weltrettende Milliardär One (Ryan Reynolds) und seine Mitstreiter in einem giftgrünen Alfa Romeo (man will auf der Flucht ja nicht auffallen) durch die engen Gassen von Florenz. Dabei pfeift Michael Bay – wie wir es von ihm nicht anders gewohnt sind – auf jeglichen Spannungsaufbau, stattdessen reiht er einen „Höhepunkt“ an den nächsten, unterbrochen nur von (pubertären) Onelinern und (unpassenden) Gewaltspitzen.

    Die ersten 15 Minuten von „6 Underground“ wirken wie ein Trailer, bei dem nur die Action-Highlights eines 2-Stunden-Films aneinandergereiht wurden – aber es hat eben seinen Grund, warum die meisten Trailer nur zwei Minuten lang sind, denn dann ist die Luft auch raus, wenn man auf jegliche Spannungsdramaturgie pfeift. Zudem hat Michael Bay einfach auch längst nicht das Talent für räumliche Inszenierung wie etwa ein George Miller: Wer da gerade in Florenz wo entlangrast und wer gerade wo über welche Dächer hüpft – wen kümmert’s? Bay offensichtlich nicht!

    Wo gehobelt wird...

    Die in die Eröffnungssequenz gepumpten Millionen (und Stunt-Leistungen) werden von Bay regelrecht geschreddert. Da hätte man die Scheine auch wirklich direkt in einen Aktenvernichter stecken können. Aber wenn man schon keine Spannungskurven oder Tempowechsel zu bieten hat, muss man ja irgendetwas anderes als Klebstoff zwischen die unzusammenhängenden Actionschnipsel packen ...

    ... und da wird es dann regelrecht ärgerlich: Die „Deadpool“-für-Arme-Sprüche von Ryan Reynolds? Geschenkt, da sind wir von Bay schon lange nichts anderes mehr gewohnt. Aber die für einen Blockbuster-Spaß verstörend expliziten Gore-Einlagen sind wirklich völlig daneben. Sie treffen nämlich längst nicht nur die Bösewichte, sondern in vielen Fällen einfach nur unbeteiligte Passanten, deren brutales Ableben von Bay und seinen Effekt-Experten regelrecht zelebriert werden (meistens in Zeitlupe, versteht sich von selbst).

    Nun könnte man sagen: Ist doch super, dass Bay auch die Kollateralschäden einer solchen Weltenrettung zeigt. Nur gibt es in dem Film nicht eine Spur von Ambivalenz. Aus der Distanz betrachtet ist One ein überhebliches Milliardärs-Arschloch, der unter dem Deckmantel der Diktatoren-Bekämpfung einfach nur seine Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden versucht. Ein selbstgerechtes Würstchen, das Bay aber nicht entlarvt, sondern mächtig abfeiert – selbst wenn er dumme Sprüche reißt, nachdem sein Team gerade den Kopf eines Passanten zermatscht hat. Shit Happens – und der Film gehört in die Tonne.

    P.S.: Die Idee mit dem magnetischen Yacht ist ganz nett. Aber für sich allein sicherlich keine 150 Millionen Dollar (oder auch nur meine Netflix-Abogebühren) wert.

    Die Action in "6 Underground": Ein handgemachtes Feuerwerk!

    Eine Meinung von FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian 

    Sind es die endlosen, immergleichen Materialschlachten der Sprüche klopfenden Transformers oder doch die explosiven CGI-Ergüsse von Marvel & Co., die mich meine Ansprüche so weit runterschrauben ließen? Ich kann es, ehrlich gesagt, gar nicht so genau sagen. Aber große Worte sind ja auch nicht die Stärke von Michael Bay, also beschränke ich mich – ganz wie er – einfach auf seine Bilder. Immerhin versprach „6 Underground“-Hauptdarsteller Ryan Reynolds ja schon vorab den „most Michael Bay movie in the history of Michael Bay movies“. Er sollte Recht behalten – und ich will (trotzdem) mehr davon!

    Klar, allein die Verfolgungsjagd durch Florenz könnte der Realität ferner kaum sein – aber spätestens in dem Moment, als nicht nur ein Baby, sondern auch noch ein Hündchen von dem giftgrünen Alfa Romeo um ein Haar verschont bleibt, dürfte wohl auch dem letzten Zuschauer einleuchten: Michael Bay dreht frei wie noch nie! Wer mit seinen überladenen Hochglanz-Krachern also nie etwas anfangen konnte, kann nach der ersten fetten Actionszene, die nach Minute 20 (!) zu Ende ist, also auch schon wieder ausmachen. Wer „Bad Boys II“ aber gerade für seine Action liebt und dafür sogar den infantilen Humor zwischendrin schluckt, kann nach der Szene zumindest mal kurz durchatmen – bevor es in der selben Gangart weitergeht. Endlich mal wieder nicht enden wollendes Krach-Bumm-Kino! Manchmal brauch' ich genau das.

    Action top, Film flop – und das ist okay

    Ja, die knalligen Farben sind direkt einem LSD-Trip entsprungen und im Normaltempo läuft hier sowieso nichts ab – entweder wird gehetzt, dass einem fast schlecht wird, oder es werden Splatter-Einlagen in Superzeitlupe gefeiert… weil geil, halt. Bay ist jedes Mittel Recht, um seinen Zuschauer davon abzulenken, die eigentlichen Geschehnisse in seinem Film zu hinterfragen. Aber – und das ist ein großes Aber! – darauf kommt es mir gar nicht mehr an, nicht wenn ich Bayhem will. Klar, das alles sieht aus wie in einem Musikvideo für Millenials, die darüber hinaus womöglich auch noch mit den schlechten Witzen ihre Freude haben werden, was ich eher bedenklich finde.

    Aber ich persönlich bekomme im Kern dieses zügellosen Overkills genau das, was ich im Actionkino immer häufiger vermisse – richtig brachiale, handgemachte Action, deren einziger Auftrag meine Bespaßung ist. Und den erfüllt sie mit Bravour.

    Netflix

    Die Autos verbringen gefühlt mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden und werden dabei aus den unterschiedlichsten Winkeln aufgenommen, sodass ich trotz Bay’scher Überstilisierung einfach spüren kann, wie sich die Kotflügel durch das italienische Gemäuer bohren. Hin und wieder verfalle ich sogar in ungläubiges Staunen, wenn Passanten derart gnadenlos überfahren werden – so brutal, dass es schon beim Zuschauen wehtut. Das kenne ich eigentlich nur aus asiatischen Actionstreifen.

    Sowas hab' ich noch nicht gesehen

    Während Bay ja eigentlich dafür bekannt ist, sich gerne selbst zu kopieren, liefert er in seinem jüngsten Guilty Pleasure gleich mehrere spektakuläre Momente, die ich so noch in keinem Actionfilm gesehen habe – vom aberwitzigen Finale auf der Yacht mal ganz zu schweigen!

    Ich kann andernorts (sprich bei Marvel und „Star Wars“) zwar auch die Animationen der CG-Künstler schätzen, freue mich als Fan „guter alter Action“ aber einfach, dass mal nicht nur Nullen und Einsen aufeinandertreffen, sondern dass es an manchen Filmsets auch heute noch tatsächlich kracht. Immerhin habe ich mich einst auch gerade deswegen ins Action-Kino von John Woo, Jackie Chan und Co. verliebt!

    „6 Underground“ ist seit dem 13. Dezember auf Netflix verfügbar und vielleicht erwartet uns ja in den kommenden Jahren auch noch eine Fortsetzung.

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