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    "A Cure For Wellness": Das verstörende Ende erklärt

    „A Cure For Wellness“ von „Fluch der Karibik“-Regisseur Gore Verbinski gibt's ab dem 27. Februar 2021 bei Netflix. Der Mystery-Horrorfilm ist lang und harter Tobak – weswegen wir ihn in unserer Erklärung etwas genauer unter die Lupe genommen haben.

    20th Century Fox

    Der Gothic-Horrorfilm „A Cure For Wellness“ dauert stattliche zweieinhalb Stunden.

    In dieser Zeit trifft Protagonist Lockhart (Dane DeHaan), der eigentlich nur schnell seinen Boss Roland Pembroke (Harry Groener) aus einem Sanatorium in der Schweiz abholen wollte, auf den mysteriösen Leiter der Anstalt, ein nicht weniger rätselhaftes Mädchen, verschrobene Dorfjugendliche und viele glitschige Aale. Er wird in einen Isolationstank gesteckt, ihm fallen die Zähne aus und er lernt so einiges über die finstere Historie des Sanatoriums.

    Wenn man nicht ganz genau aufpasst, kann es passieren, dass einem später beim opulenten Finale der Kopf raucht und man sich fragt, was man da eigentlich gerade auf Netflix gesehen hat, wo es „A Cure For Wellness“ ab dem 27. Februar 2021 gibt. Wir erklären daher in den folgenden Absätzen das Ende von Gore Verbinskis „A Cure For Wellness“.

    Eine finstere Legende

    Achtung, es folgen natürlich Spoiler!

    Nachdem Lockhart in den ersten zwei Stunden des Films größtenteils im Dunkeln tappt und zwischenzeitlich sogar überzeugt ist, dass er seinen Verstand verliert, wird im großen Finale für ihn und das Publikum das finstere Geheimnis hinter dem Sanatorium und seinem unheimlichen Leiter Dr. Heinrich Volmer (Jason Isaacs) gelüftet.

    Bereits zuvor hatte Lockhart von einem anderen Patienten erfahren, dass in dem Schloss vor rund 200 Jahren ein Baron lebte, der von dem Gedanken besessen war, dass seine Blutlinie „normalen“ Menschen überlegen sei, weswegen er sie komplett rein halten wollte. Aus diesem Grund heiratete er auch seine eigene Schwester. Das Problem: Sie war unfruchtbar.

    Dagegen ging der Baron an, indem er durch Experimente an Einheimischen nach einem Heilmittel suchte – und dieses auch fand. Seine Schwester/Ehefrau wurde dann auch schwanger, allerdings erblickte das Kind nie das Licht der Welt, weil aufgebrachte Dorfbewohner das Anwesen stürmten und es in Brand setzten, wobei der Baron, seine Schwester und der ungeborene Nachfahre ums Leben kamen.

    Die wahre Identität von Dr. Volmer

    Das ist zumindest das, was alle dachten. Stattdessen hatten der Baron und sein Kind aber überlebt, wie Lockhart anhand eines Fotos in Dr. Volmers Büro feststellt, auf dem ein Mann mit einbandagiertem Gesicht und ein junges Mädchen zu sehen sind. Und Überraschung: Der Baron ist in Wahrheit niemand Geringeres als Dr. Volmer, der eine täuschend echte Maske über seinem entstellten Gesicht trägt, und die junge Patientin Hannah (Mia Goth) seine Tochter, die davon jedoch nichts ahnt.

    So alt konnten beide werden, weil der verrückte Wissenschaftler Volmer ein Elixier entwickelt hatte, dass die Alterung enorm verlangsamt.

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    Dr. Volmers Jungbrunnen-Elixier

    Die Herstellung des Elixiers ist auch der Grund, wieso das Sanatorium überhaupt existiert. Das Wasser aus einem Quellsee unter dem Schloss besitzt nämlich die Fähigkeit, die Lebensspanne enorm zu verlängern. Herausgefunden hat Volmer das, weil die im See lebenden Aale bis zu 300 Jahre alt werden, während gewöhnliche Exemplare derselben Gattung lediglich zwölf Jahre alt werden.

    Das Problem ist nur, dass das Wasser für Menschen giftig ist. Über die Jahre hat der ehemalige Baron aber einen Weg gefunden, wie er es auch für Menschen trinkbar machen kann – dafür benötigt er jedoch seine Patienten als lebendige Filter.

    "Die Handlung selbst ist die Krankheit" Das FILMSTARTS-Interview zu "A Cure For Wellness" mit Dane DeHaan & Gore Verbinski

    Ihnen werden heimlich Aale im Larvenstadium ins Trinkwasser gegeben (Lockhart entdeckt diese einmal). Anschließend werden die größtenteils alten und schwerreichen Menschen in goldene Metallbehälter gesteckt, wo sie das „Aal-Wasser“ in destillierter, nun trinkbarer Form wieder ausschwitzen. Das lebensverlängernde Wässerchen wird dann in die blauen Flaschen gefüllt, aus denen auch alle Patienten inklusive Lockhart im Film immer wieder ein paar Tröpfchen eingeflößt bekommen.

    Dass seine Patienten durch diese „Behandlung“ dehydrieren und irgendwann sterben, ist dem Baron herzlich egal – ihre Leichen werden an die ausgewachsenen Aale im See unter dem Schloss verfüttert.

    Volmers Plan mit Hannah

    Dieses Elixier hat Volmer über viele Jahrzehnte hinweg aber natürlich auch sich selbst und seiner Tochter verabreicht, weswegen beide so alt werden konnten. Der einst von der aufgebrachten einheimischen Meute durchkreuzte Plan des Barons, seine reine Blutlinie fortzuführen und so perfekte Übermenschen zu kreieren, steht immer noch – statt seiner Schwester will Volmer das aber nun mit seiner Tochter Hannah tun. Das einzige, was ihn daran noch hindert: Sie ist noch nicht geschlechtsreif, das Elixier verzögert die Pubertät.

    Vermutlich auch, weil sie mit Lockhart zum ersten Mal auf einen Mann trifft, der sich ungefähr in ihrem Alter befindet, sich mit ihm anfreundet und mit ihm flirtet, wird Hannah dann jedoch im Verlauf des Films geschlechtsreif, sie bekommt ihre erste Periode. Ihr Vater wartet daraufhin nicht lange, steckt sie in ein Hochzeitskleid und ehelicht sie unter den Augen des Personals. Anschließend führt Volmer Hannah zum Bett, fesselt sie und will sie vergewaltigen.

    Lockhart kann die Vergewaltigung jedoch im letzten Moment verhindern. Volmer zieht sich daraufhin die Maske ab und macht endgültig klar, dass er der uralte Baron ist. In einem finalen Kampf können Hannah und Lockhart ihn besiegen. Das Sanatorium geht in Flammen auf und sie fliehen auf einem Fahrrad.

    Lockharts Grinsen und die Botschaft des Films

    Ganz zum Schluss begegnet Lockhart vor den Toren des brennenden Anwesens noch dem Vorstand des Konzerns, in dessen Auftrag er überhaupt in die Schweiz gereist war. Er weigert sich, zu ihnen ins Auto zu steigen und erklärt, dass er sich nun viel besser fühle als vor seinem Horrortrip in die Berge. Anschließend fährt er mit Hannah davon und setzt ein breites, leicht verrückt wirkendes Grinsen auf.

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    Durch diese letzten Momente wird die eigentliche Botschaft des Films deutlich – auch weil eine Brücke zu dessen Beginn geschlagen wird: Dort sehen wir nämlich, wie Lockharts völlig überarbeiteter Vorgesetzter Morris (Craig Wroe) nachts am Schreibtisch einen Herzinfarkt erleidet. Und auch Lockhart selbst war zu Beginn ein gestresster und stets gereizter Workaholic.

    Seine Antwort „Ehrlich gesagt: Ich fühle mich viel besser“ sowie das anschließende Grinsen zeigen deutlich, dass er gelernt hat, dass ein solches Leben schlecht für ihn ist. Regisseur Gore Verbinski kritisiert damit eindeutig unsere moderne, nur auf Erfolg getrimmte Gesellschaft, in der sich die Menschen selbst kaputt machen bzw. kaputt machen lassen, um durch einen guten Job ein vermeintlich besseres Leben führen zu können.

    Diese Kritik wird auch an der Person des Dr. Volmer sehr deutlich, der mit Sätzen wie „Die Menschen beten den leeren Altar ihres eigenen Ehrgeizes an“ die Botschaft von „A Cure For Wellness“ mehrfach ausspricht. Die kritisierte Gesellschaft wird währenddessen von den wohlhabenden Patienten des Sanatoriums verkörpert: Statt zu hinterfragen, wieso es ihnen wirklich schlecht geht und darauf zu kommen, dass die Gesellschaft, in der sie leben, und der Stress, den sie sich selbst machen, Schuld daran sind, glauben sie einem verrückten Schein-Arzt, der Heilung durch ein Wunder-Elixier verspricht.

    Zu Beginn des Films war Lockhart einer von ihnen – am Schluss ist er geheilt. Das Grinsen in der allerletzten Einstellung ist also mehr als nur berechtigt.

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