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    Marvels neuer Held nach "Avengers 4: Endgame": "Shang-Chi" soll mit Stereotypen aufräumen

    Regisseur Destin Daniel Cretton hat versprochen, bei seiner Adaption des 70er-Jahre-Kung-Fu-Fantasy-Comics „Shang-Chi“ von Marvel nicht auf ausgetretene Klischees zurückgreifen, sondern stattdessen Aufklärungsarbeit leisten zu wollen.

    Marvel

    Destin Daniel Crettons Justizdrama „Just Mercy“ mit den Marvel-Stars Michael B. Jordan und Brie Larson feierte am 6. September 2019 seine Premiere auf dem Toronto International Film Festival. In diesem Rahmen wurde der Regisseur auch zu seinem kommenden Marvel-Blockbuster „Shang-Chi“ befragt. Der Film zur Comicreihe, die historisch gesehen in einem zwiespältigen Verhältnis zur asiatischen und insbesondere der chinesischen Kultur steht, ist für Cretton das erste Projekt dieser Größenordnung und damit eine große Herausforderung. Wie er im Interview mit IndieWire verrät, biete ihm das Projekt jedoch auch eine hervorragende Möglichkeit, mit Stereotypen und Hollywood-Klischees aufzuräumen, die ihn bereits sein ganzes (Berufs-)Leben lang begleiten:

    Wir versuchen mit ‚Shang-Chi‘ etwas zu erschaffen, das die Erfahrungen von asiatischen Amerikanern und Asiaten heutzutage widerspiegelt. Es gibt einen Haufen Stereotype, mit denen unser Film hoffentlich bricht. [...] Als ich von Maui nach Kalifornien gezogen bin, erlebte ich zum ersten Mal, dass mich ein Fremder zum Spaß Bruce Lee genannt hat und Leute scherzhaft Karate-Schläge in meine Richtung gemacht haben. 

    Ich denke, je mehr wir Figuren unterschiedlicher ethnischer Herkunft sehen, die sich genau wie wir verhalten, die Erfahrungen machen, in die wir uns selbst hineinfühlen können, ihnen dabei zusehen, wie sie mit ihren Familien umgehen, lieben und lachen, verletzt werden und wieder aufstehen, desto mehr werden diese Stereotypen in die Brüche gehen. Desto weniger wahrscheinlich wird es, dass jemand jemanden mit asiatischen Gesichtszügen sieht und annimmt, er könne Kung-Fu oder sei verwandt mit Bruce Lee und ich hoffe, dass unser Film dieser Konversation zuträglich ist.“

    Eine Geschichte voller Missverständnisse

    Bei „Shang-Chi“ handelt es sich um eine Comicreihe aus den 70er-Jahren, deren Mythologie teilweise recht stark auf heutzutage als problematisch wahrgenommenen Chinesen-Klischees beruht. Abgesehen davon, dass es sich bei Hauptfigur Shang-Chi um einen teilweise von Bruce Lee inspirierten Kampfkünstler handelt, was für sich genommen ja noch niemanden stören sollte, fußen viele klassische Geschichten der Reihe sowie auch Shang-Chis eigene Familiengeschichte auf Klischees von fernöstlichem Mystizismus, wie sie vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts in Literatur und Film verbreitet wurden. So handelt es sich bei Shang-Chis eigenem Vater um den bösen Zauberer Fu Manchu, eine ursprünglich vom britischen Autor Sax Rohmer erschaffene Figur, die als Paradebeispiel für die Manifestation westlicher Bedrohungsängste in der Darstellung von Asiaten als „Gelbe Gefahr“ hergenommen werden kann.

    Marvel

    Dass Cretton bei Marvel als Regisseur eine Figur behandeln wird, die in genau diesem Kosmos existiert, ist sicherlich kein Zufall. Der Filmemacher scheint sehr selbstbewusst in seiner selbstauferlegten Mission, die Vorlage gleichermaßen respektvoll adaptieren wie modernisieren und dabei gleichzeitig auch mit alten wie neuen Klischees brechen zu wollen. Trotzdem gibt Cretton auch zu, von der Aufgabe anfangs ganz schön eingeschüchtert gewesen zu sein.

    „Bevor ich losgegangen bin, um meine finalen Ideen vorzustellen, fing ich an, mir Gedanken zu machen: ‚Oh, Scheiße, ist das tatsächlich, was ich machen will?‘  Dann habe ich mit Brie [Larson] gesprochen und mit [‚Black Panther‘-Regisseur] Ryan Coogler telefoniert. Am Tag, bevor ich [zu Marvel] gegangen bin, habe ich tatsächlich rein zufällig auch noch Taika Waititi in einer Kneipe getroffen und mit ihm geredet, er war auch unglaublich hilfreich.“

    Die Begegnungen mit den anderen Marvel-Mitwirkenden überzeugten Cretton davon, trotz anfänglicher Bedenken den Sprung ins MCU zu wagen und sein Ding durchzuziehen. Was dabei herauskommt, bekommen wir in Deutschland ab dem 11. Februar 2021 zu sehen. Dann startet „Shang-Chi“ mit Simu Liu hierzulande im Kino.  

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