Westdeutschland, 1983: Die junge Ursula (Anna Florkowski) wohnt zwar in einem kleinen Dorf, hat mit ihren Idealen aber die ganze Welt im Blick. Mit ihren Zetteln zu Pershing-Raketen und Öko-Revoluzzertum läuft sie von Tür zu Tür, aber hinter denen verbirgt sich nur immer wieder der gleiche spießige Muff. Auch ihre verklemmte Familie, etwa Mutter Inge (Christina Große), Vater Helmut (Thorsten Merten, „Gundermann“), der Großvater (Hermann Beyer, „Dark“) und ihr Bruder Justus (Leander Menzel) sind ihr da nur bedingt eine Hilfe.
Nichts als leere Fassade
Am Himmel über der Dorfidylle scheint aber die Sonne aufzugehen, als der Lehrer Siegfried (Florian Stetter) in den Ort kommt. Der scheint zunächst alles umzukrempeln, organisiert Kurse zur Selbstbefreiung und bringt mit seinen Protesten gegen Atomenergie und Wettrüsten den progressiven Vibe, den sich Ursula immer erhofft hatte. Siegfrieds Vibe finden dann allerdings auch viele Frauen des Ortes ganz interessant, und bald stellt sich heraus, dass hinter der Öko-Fassade ein handfester Schürzenjäger steckt, dessen alternative Ideen letztlich ziemlich hohl sind. Das bringt Ursula so sehr in Rage, dass sie ihre Haltung der Gewaltlosigkeit noch einmal überdenkt.
Der erste Trailer zum Film von Petra Lüschow zeigt die überspitzte Parodie auf eine Zeit, die viele nur noch aus dem Fernsehen oder von den Eltern kennen: Strickpullis, Menschenketten, der Anfang der Öko-Bewegung und das gemächliche Umdenken im Angesicht sexueller Befreiung. Aber da auch etwa 35 Jahre später Bio und soziales Bewusstsein (siehe Flugscham) in aller Munde sind, ist Petra Lüschows Kömodie sicherlich ein kleiner Seitenhieb auf die kleinen Alltagsheucheleien von 2019. Denn ob Strickkurs oder Green-Tech-Startup, ohne echte Ideale ist alles nur heiße Luft.
„Petting statt Pershing“ startet am 5. September 2019 in den Kinos.