Lange galt Alan Moores epischer Superhelden-Comic „Watchmen – Die Wächter“ als unverfilmbar. Zack Snyder gelang 2009 dann aber doch eine großartige Umsetzung. Und zehn Jahre später erscheint „Watchmen“ nun bald auch als Serie, „Game Of Thrones“-Sender HBO hat sich dem Stoff angenommen und Damon Lindelof („Lost“, „The Leftovers“) das Showrunner-Zepter überlassen. Auf einem HBO-Panel für die US-amerikanische Television Critics Association hat der nun ein paar spannende Details zum Setting der Serie offengelegt (via Slashfilm). „Watchmen“ spielt nämlich wie auch die Vorlage in einer alternativen Realität – jedoch in einer des Jahres 2019 und nicht des Jahres 1985, wie es im Comic und in der Snyder-Verfilmung der Fall ist.
Eine Fortsetzung des Comics
Die Welt der „Watchmen“-Serie basiert jedoch auf der von Autor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons entworfenen. Wie Damon Lindelof nochmal bestätigt, ist seine Serie nämlich keine Neuerzählung, sondern ein Sequel zum Comic. Alles, was darin passiert, ist auch in der Serie passiert. „Wir werden es nicht versauen“, verspricht der Showrunner den Fans, „der Comic ist Kanon. […] Wir waren mit dem Stoff quasi verheiratet, wir rebooten nichts.“
Ein Hollywood-Star ist US-Präsident
Und so war auch innerhalb der Serien-Welt Richard Nixon über 20 Jahre lang Präsident der Vereinigten Staaten und musste dieses Amt nie aufgrund der Watergate-Affäre niederlegen, weshalb auch Ex-Schauspieler Ronald Reagan, der die USA eigentlich von 1981 bis 1989 regierte, nie an der Spitze der USA stand. In HBOs „Watchmen“ wird dafür aber ein anderer Hollywood-Star der mächtigste Mann der Welt sein: „Robert Redford ist der Präsident der Vereinigten Staaten und ist das bereits seit Anfang der 1990er Jahre“, verrät Lindelof und berichtet weiter von der alternativen Geschichtsschreibung der Serie: „Wir wollten untersuchen, was passiert, wenn ein liberaler weißer Mann mit guten Absichten viel zu lange Präsident ist. Nixon war 1985 noch Präsident, blieb es und wurde 1988 noch einmal wiedergewählt. Er verstarb jedoch im Amt, Vize-Präsident Gerald Ford übernahm und wurde schließlich 1992 von Robert Redford besiegt.“
Es gibt kein Internet in "Watchmen"
Eine weitere sehr drastische Beugung der Realität ist, dass das Internet in Lindelofs Serie nicht existiert. „Wir haben eine Welt ohne Internet erschaffen. Die Menschen haben keine Smartphones. Obwohl es 2019 ist, hat die Redford-Regierung die Zeichen der Zeit erkannt, hat eingegriffen und sichergestellt, dass wir uns nicht weiterhin gegenseitig trollen können“, berichtet Lindelof. „Als Vater eines Zwölfjährigen spreche ich mit anderen viel darüber, welchen Effekt Social-Media-Plattformen und Bildschirme auf unsere Kultur haben. Diese Sorgen sind tief in der Thematik der Show verankert“, führt der Showrunner noch weiter aus.
Rassismus ist das große politische Thema
Im „Watchmen“-Comic geht es viel um den Kalten Krieg – logisch, war das doch das bestimmende politische Thema in den 1980er Jahren, was sich ja auch deutlich sichtbar in der gesamten amerikanischen Popkultur niederschlug. Man schaue sich nur die Actionfilme dieser Dekade und vor allem deren Bösewichte an. Doch wie auch in unserer Realität ist der Kalte Krieg auch in der „Watchmen“-Serie längst vorbei und die Welt kämpft mit neuen Problemen. Und Lindelof entschied sich, die aktuelle Rassismus-Problematik aufzugreifen:
„Als ich angefangen habe, darüber nachzudenken, wie mein ‚Watchmen‘ aussehen soll, war mir direkt klar, dass das Ausgangsmaterial hoch politisch ist. Es geht darin darum, was zu der Zeit in der amerikanischen Kultur vor sich ging, auch wenn es von zwei Briten geschrieben wurde. Und was ist 2019 das Äquivalent zum nuklearen Schlagabtausch zwischen den Russen und den Amerikanern? Ich denke, es ist zweifelsohne Rassismus und Überwachung.“
In der Pilotepisode von „Watchmen“ sollen so weiße Rassisten Polizeikräfte attackieren – eine Umdrehung der Realität, wo sich Polizeigewalt unverhältnismäßig oft gegen farbige Menschen richtet. Das heißt jedoch keinesfalls, dass die Rollen in der Serien-Welt insgesamt umgedreht sind: „Ich hoffe, dass man das nach den neun Episoden der Staffel versteht. Wir waren uns diesen Widersprüchen sehr bewusst beim Erzählen der Geschichte […] Es gibt bei uns keine einfachen Antworten. Keine grandiosen Lösungen. In einem traditionellen Superheldenfilm werden Aliens bekämpft. Und wenn diese besiegt sind, ziehen sie sich auf ihren Planeten zurück und jeder hat gewonnen. Aber die Vorherrschaft der Weißen kann man nicht besiegen. Das erschien mir ein wirklich schrecklicher Gegner zu sein“, so Lindelof.
Probleme innerhalb der Rechtsvollstreckung spielen ebenfalls eine große Rolle in „Watchmen“, wie Lindelof abschließend noch berichtet. Eines davon ist, dass alle Polizisten Masken tragen (siehe Bild). „Stellen wir die Polizei in einem heldenhaften Licht dar, sind sie die Guten in dieser Geschichte? Definitiv nicht. ‚Watchmen‘ interessiert sich nicht dafür, wer die Helden, wer die Bösewichte, wer die Guten und wer die Schlechten sind. Es ist vielmehr eine Auseinandersetzung mit Institutionen und der Politik“, erklärt der 46-Jährige.
Dann können wir "Watchmen" endlich sehen
Ein genaues Startdatum von „Watchmen“ steht noch nicht fest, jedoch soll es im Oktober 2019 bei HBO so weit sein. Wie auch sonst bei Produktionen des US-Pay-TV-Senders üblich, können wir hierzulande wohl mit einer parallelen Veröffentlichung bei Sky rechnen.
Auch wenn die Serie über 30 Jahre nach den Ereignissen des Comics spielt, werden wir darin übrigens bekannte „Helden“ sehen. So spielt Jeremy Irons einen gealterten Adrian Veidt aka Ozymandias und auch Doctor Manhattan wird auftreten, wie der letzte Trailer, den ihr euch nachfolgend anschauen könnt, verspricht. Neben Irons noch dabei sind unter anderem Don Johnson („Miami Vice“), Regina King („Beale Street“), Tim Blake Nelson („The Ballad Of Buster Scruggs“), Hong Chau („Downsizing“) und Yahya Abdul-Mateen II („Aquaman“).