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    Schwuler Sex in "Rocketman" zensiert: Debatte ruft sogar Amnesty International auf den Plan

    In Russland kommt „Rocketman“ scheinbar nur zensiert und so in einer verstümmelten Fassung in die Kinos, was aktuell zu einer heftigen Debatte führt...

    2018 PARAMOUNT PICTURES. ALL RIGHTS RESERVED / David Appleby

    Der russische Filmkritiker Anton Dolin machte mit einer großen Entschuldigung an Elton John auf Facebook darauf aufmerksam, dass „Rocketman“ in Russland scheinbar heftig zensiert ist. Alle Szenen mit Küssen, Sex und Oralsex zwischen Männern seinen herausgeschnitten worden, so Dolin. Sogar der Abspann sei verändert worden. Der Hinweis, dass Elton John mittlerweile doch noch seine große Liebe gefunden hat und mit seinem Mann Vater zweier Kinder ist, sei entfernt worden. Dolins Kritikerkollege Mischa Kosyrew ergänzte noch, dass auch Szenen mit Drogenkonsum nun fehlen.

    Die Enthüllung sorgte für ein riesiges Echo. Es gibt zahlreiche Forderungen, dass „Rocketman“ zum russischen Kinostart am 6. Juni ungekürzt gezeigt werden soll. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schloss sich dem an und kritisiert: „Diese verstümmelte Version des Films beleidigt und entmenschlicht gleichgeschlechtliche Beziehungen und fordert daher den Verleih auf, alle gelöschten Szenen wieder einzufügen.

    Verleih spricht von "Anpassung"

    Die russische Regierung weist alle Vorwürfe von sich. Die staatliche Nachrichtenagentur RIA zitiert Kulturminister Wladimir Medinski mit den Worten, dass man selbst nichts mit den Änderungen zu tun habe. Der russische Verleih gestand allerdings laut der Nachrichtenagentur TASS ein, den Film entsprechend der russischen Gesetze „angepasst“ zu haben. Damit wird wohl auf ein Gesetz Bezug genommen, laut dem homosexuelle Beziehungen nicht gegenüber Minderjährigen propagiert werden dürfen. Laut der IMDb hat „Rocketman“ in Russland aber die Altersfreigabe 18+, Minderjährige dürften den Film also ohnehin gar nicht sehen.Bohemian Rhapsody“ kam zuletzt übrigens ungekürzt in die russischen Kinos.

    Bleibt zu hoffen, dass die aktuelle Debatte und Aufmerksamkeit dafür sorgt, dass „Rocketman“ doch noch ungekürzt in der nächsten Woche in Russland anläuft. In Deutschland gibt es die knapp über zwei Stunden lange Erzählung der früheren Jahre im Leben von Elton John natürlich ungekürzt – und freigegeben ab 12 Jahren. „Die Handlung sowie die dargestellten Probleme sind für Kinder 12 Jahren nachvollziehbar. Die innere Zerrissenheit Elton Johns wird ebenso klar verständlich gemacht, wie die eindeutig ablehnende Haltung zu Drogen und Alkohol. Auch die teils heftigen Streitigkeiten mit derber Sprache können von Kindern ab 12 Jahren in den Kontext der Geschichte eingeordnet und angemessen verarbeitet werden. Eine negative Vorbildwirkung ist daher nicht zu befürchten“, heißt es so unter anderem in der Freigabebegründung der FSK.

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    Update: Mittlerweile haben auch Elton John und die Filmemacher ein gemeinsames Statement veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem: „Dass der lokale Verleih bestimmte Szenen herausgeschnitten hat, dem Publikum so die Möglichkeit verwehrt, den Film so zu sehen, wie es beabsichtigt war, ist eine traurige Reflexion der geteilten Welt, in der wir immer noch leben, und wie sie immer noch so die Liebe zwischen zwei Menschen so grausam nicht akzeptieren kann.

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