Ende März 2019 verkündete die FSK die überraschend niedrige Altersfreigabe für „After Passion“: Wo vorher alle eine Art „Fifty Shades mit Teenies“ erwartet hatten, erteilte die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft an „After Passion“ eine deutlich niedrigere Freigabe als für die allesamt ab 16 Jahren freigegebenen „Fifty Shades“-Filme – sie gab ihn bereits ab 0 Jahren frei. Kurz darauf verschwand die Altersfreigabe zwar wieder und es hieß, dass das Prüfverfahren noch nicht abgeschlossen sei, doch am 10. April 2019 folgte dann das finale Urteil der FSK – und es stellte sich heraus, dass „After Passion“ tatsächlich ab 0 Jahren freigegeben ist.
Der Einschätzung der FSK können wir uns auch durchaus anschließen, denn „After Passion“ ist im Vergleich zur Buchvorlage von Anna Todd so harmlos, dass man keine Angst um die psychische oder seelische Gesundheit von kleinen Kindern haben muss – und nur darum geht es der FSK bei ihrer Einschätzung.
Doch wie kann es sein, dass ein Film eine Altersfreigabe ab 0 bekommt, die Trailer zuvor jedoch ab 12 bzw. 6 Jahren freigegeben sind? Das ist bei After Passion nämlich der Fall. Die Antwort: Die FSK betrachtet jedes Werk für sich allein gestellt und wenn man sich vor allem den ersten FSK-12-Trailer noch einmal anschaut, dann merkt man, dass darin ein anderer Film suggeriert wird, als dann schlussendlich im Kino zu sehen war.
Der FSK-12-Trailer
Nach einer kurzen Einführung, bei der Tessa (Josephine Langford) Hardin (Hero Fiennes Tiffin) beim Wahrheit-oder-Pflicht-Spielen einen Korb gibt, besteht der erste Trailer zu „After Passion“ größtenteils aus erotisch aufgeladenen Momenten oder tatsächlichen Sex-Szenen – beginnend mit einem Moment, in dem Hardin Tessa ein Buch zwischen die Beine schiebt (eine Szene, die so im Film überhaupt nicht vorkommt!). Auf der Tonspur hören wir dazu Tessas verlangsamtes erregtes Ausatmen.
Wir sehen Tessa und Hardin beim Baden und Knutschen am See, Tessa und Hardin anscheinend nackt beim Küssen und im Bett und am Schluss wird dann noch Oralsex angedeutet. Dass die FSK hierfür eine Freigabe ab 12 Jahren erteilte, überrascht uns kein bisschen.
Der FSK-6-Trailer
Der zweite, etwas längere Trailer zeigt dann gut, welchen Unterschied der Kontext machen kann, in dem eine Sexszene vorkommt. Die ab 6 Jahren freigegebene Vorschau spiegelt die Kinofassung des Films viel besser wider, verrät mehr von der Handlung und enthält deswegen auch deutlich mehr Szenen, in denen es nicht um Sex geht – tatsächlich gibt es sogar nur eine einzige irgendwie knisternde Szene, nämlich die am See. Stattdessen wird im zweiten Trailer deutlich, dass es zwischen Tessa und Hardin nicht nur um Sex geht, sondern die beiden eben auch eine Beziehung miteinander führen und Gefühle für einanderhaben.
Der finale Film
In „After Passion“ sind die wenigen, allesamt sehr soften Sexszenen über eine Gesamtlaufzeit von 105 Minuten verteilt, die Beziehung von Tessa und Hardin wird noch weiter in den Vordergrund gestellt und noch dazu fehlen solche pikanten Momente wie der mit dem Buch.
Die FSK spricht in ihrer Freigabebegründung von einem „ruhig erzählten Film“, der Themen wie „Pubertät, Freundschaft, Erwachsenwerden und erste Liebe“ behandelt. „Die Atmosphäre ist freundlich und hell, die Botschaft positiv. Erotik wird nur sanft angedeutet, so dass auch junge Zuschauer nicht irritiert oder überfordert werden.“ Das trifft den Film wesentlich besser, als das, was der allererste Trailer versprochen hat. Eine Altersfreigabe ab 0 Jahren erscheint auch uns daher völlig angemessen.
„After Passion“ läuft seit dem 11. April in den deutschen Kinos.