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    "Game Of Thrones": Darum schreibt George R.R. Martin nicht weiter

    Seit 2011 ist kein Buch der „Das Lied von Eis und Feuer“-Romanreihe mehr erschienen. George R.R. Martin lässt sich mit den finalen zwei Bänden seiner Saga Zeit. „Aus gutem Grund!“ - das glaubt FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher schon seit Jahren.

    HBO

    --- Meinung ---

    Am Anfang stand ein relativ normaler Veröffentlichungszyklus. 1996 startete mit „A Game Of Thrones“ (in Deutschland auf die Bücher „Eisenthron“ und „Königsfehde“ aufgeteilt) die „Das Lied von Eis und Feuer“-Saga. 1999 folgte das zweite Buch, schon 2002 der dritte Band, doch dann ging es schon etwas langsamer voran. 2005 gab es den vierten Teil und 2011 – im Jahr des Starts der HBO-Serienadaption „Game Of Thrones“ – den fünften und bislang letzten Band. Damals dachte noch niemand, was jetzt längst Realität ist: Die Serie überholte die Bücher und geht vor diesen im Jahr 2019 zu Ende.

    2015 wollte George R.R. Martin mit „The Winds Of Winter“ eigentlich das vorletzte Buch der Reihe auf den Markt bringen. Schon 2011 (!) fing er an, einzelne Kapitel als Teaser für seine Fans zu veröffentlichen. Doch immer wieder verschob sich die Fertigstellung des Romans. Martin kündigte zwischenzeitlich an, alle anderen Projekte sein zu lassen, um sich wirklich auf diese eine Aufgabe zu konzentrieren. Doch erschienen ist bislang nichts. Und ich habe schon seit über drei Jahren die Theorie, dass Martin in Wirklichkeit auch schon lange nicht mehr vorhat (vielleicht sogar überhaupt niemals hatte), „The Winds Of Winter“ und das Finale „A Dream Of Spring“ vor Abschluss der HBO-Serie herauszubringen.

    Unmögliche Abschlüsse

    Je komplexer eine Serie oder Reihe ist, je mehr und länger Erwartungen aufgebaut werden, desto schwieriger ist es, diese zu befriedigen. Das weiß niemand so gut wie die Macher von „Lost“. Die von J.J. Abrams produzierte Mystery-Serie gilt als die erste große Serie, die im Internet breit diskutiert und auf kleinste Details und Hinweise seziert wurde. So stiegen die Erwartungen dank unzähliger Fan-Theorien und vermeintlicher Hinweise und Andeutungen, die teilweise gar keine waren, so ins Unermessliche, dass das Finale enttäuschen musste. Heute wird bei „Lost“ nur noch über das in den Augen vieler Fans miese Finale gesprochen, kaum mehr über den teilweise brillanten und spannenden Weg dahin.

    Auch bei „Game Of Thrones“ deutet es sich schon an, dass die Post-Diskussion in eine ähnliche Richtung laufen könnte. Quer durchs Internet (auch bei uns und von dem Autor dieser Zeilen) erscheinen bereits Texte über das Finale, was das Ende bringen muss (und oft alles gar nicht kann) oder welche offenen Fragen noch aufgelöst werden müssen (die in sechs Folgen niemals alle zu klären sind). Das unterscheidet „Game Of Thrones“ nun vom oft zitierten Vorbild „Herr der Ringe“. Tolkien schrieb die ganze Geschichte zwar über mehr als zwölf Jahre, die drei Bände erschienen aber erst, als alles fertig war und auch gerade mal in einen Zeitraum von etwas mehr als einem Jahr. Es gab also gar nicht genug Zeit um Erwartungen ins Unermessliche steigen zu lassen, zumal es mangels Internet und Co. auch noch nicht möglich war, sich so breit und umfassend auszutauschen, von anderen Theorien und Überlegungen zu erfahren und so auf Fragen und Hinweise aufmerksam zu werden, über die man alleine nie nachgedacht hätte.

    Die Serie als Testballon

    Auch George R.R. Martin weiß natürlich um dieses Problem. Auch er wird mit seinem Buchabschluss nicht alle Fans zufriedenstellen können – aber er hat einen Vorteil: Er hat die Serie als Testballon. Danach weiß er schon einmal, ob eine bestimmte Auflösung samt Weg dahin dem Gros der Zuschauer gefällt oder nicht gefällt. Er weiß auch, was für Kritik genau an diesem Finale geäußert wird, wo die Fans die größten Probleme und Schwächen sehen. Und er kann dann in seinen Romanen darauf reagieren.

    Man muss nur sehen, wie George R.R. Martin geschickt auf Distanz zur Serie gegangen ist. Sein Hinweis, sich nun nur noch aufs Buch zu konzentrieren, hilft ihm dabei sogar. Während er sich früher noch einbrachte, nicht nur Drehbücher las und Tipps gab, sondern sogar selbst welche schrieb (zuletzt bei der vierten Staffel), bemerkt er nun auffällig oft in Interviews, dass er selbst nichts wisse, nichts gelesen habe und so auch neugierig sei, wie die Auflösung in dieser Serie aussehen wird. Es gebe womöglich „important discrepancies“, also „wichtige Abweichungen“ erklärte er zuletzt auch noch, denn er kenne weder Skripts, noch habe er Zeit gehabt, die Dreharbeiten zu besuchen. Dabei bleibt Martin immer schön einschränkend. Vielleicht sei aber auch alles so wie bei ihm, er habe schließlich den Autoren schon früh ein paar kleine Punkte verraten. Damit lässt er sich die Hintertür offen, das Serienende zu übernehmen, falls es die Fans begeistert.

    Ich persönlich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie George R.R. Martin sich nach dem Ende der Serie äußern wird und wie lange es dauert, bis dann womöglich die Aussage kommt, dass bei ihm das Geschehen ganz anders aufgelöst wird.

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