Schon das Set von „Godzilla: King Of The Monsters“ in Atlanta macht deutlich, was für eine gigantische Produktion hier entsteht. Wir waren schon an vielen Blockbuster-Filmsets, doch hier wirkt alles noch einmal eine Spur größer – schließlich stapft nicht nur Ober-Kult-Monster Godzilla über die Leinwand, sondern gleich eine ganze Reihe von anderen bekannten und auch unbekannteren Monstern gibt sich ein Stelldichein (die genaue Zahl ist noch geheim).
Dass „Godzilla: King Of The Monsters“ am 30. Mai 2019 und damit über anderthalb Jahre nach unserem Besuch kurz vor Abschluss der Dreharbeiten im September 2017 in die Kinos kommt, verdeutlicht noch einmal, wie aufwändig die Produktion ist. Kyle Chandler, der einen Familienvater spielt, der mitten in die große Monsterschlacht gerät, erklärt uns so auch, dass dies für ihn sehr ungewöhnlich ist: „Die eigentlichen Hauptdarsteller [die Monster] kommen aus dem Computer, über 50% unseres Films ist das.“ Da wisse man gar nicht, wie viel von einem selbst am Ende auf der Leinwand zu sehen ist.
Ein perfektionistischer Godzilla-Nerd als Regisseur
Bei so einer gigantischen Produktion verwundert es auf den ersten Blick, dass ein relativ unbekannter Regisseur verpflichtet wurde: Michael Dougherty hat als Drehbuchautor von „X-Men 2“ oder „Superman Returns“ reichlich Blockbuster-Erfahrung, doch als Hauptverantwortlicher auf dem Regiestuhl backte er bisher kleinere Brötchen: Nur die Horrorfilme „Trick 'r Treat“ und „Krampus“ stehen hier in seiner Vita. Doch all die Schauspieler des imposanten Casts, die wir an dem Tag sprechen, sind voll des Lobes über den Filmemacher. Für „Straight Outta Compton“-Star O'Shea Jackson Jr., dessen Soldat Barnes der Anführer einer militärischen Monsterjäger-Einheit ist, zeichnet sich Dougherty vor allem dadurch aus, dass er ein absoluter Godzilla-Nerd ist – genauso wie er selbst. Die beiden konnten am Set regelmäßig fachsimplen. Und Jackson ist aufgrund dieser Diskussionen überzeugt, dass der Filmemacher endlich auch mal die Hardcore-Monster-Fans zufrieden stellen wird.
Doch Dougherty weiß offensichtlich nicht nur viel, er will dieses Wissen auch perfekt umgesetzt sehen. So verweist uns Kyle Chandler darauf, dass er sich unglaublich viel Zeit nehme: „Wir drehen immer und immer wieder dasselbe, bis es wirklich perfekt ist.“ Für „Stranger Things“-Star Millie Bobby Brown ist dies auch die größte Umstellung gegenüber der Arbeit an ihrer Netflix-Erfolgsserie: „Dort haben wir sehr instinktiv aus dem Moment heraus agiert.“ Bei ihrem allerersten Filmprojekt überhaupt sei dagegen alles genau einstudiert, es „wird so viel präziser gearbeitet“.
Dass Dougherty noch keine Erfahrung als Regisseur mit einem Projekt dieser Größenordnung hat, ist aber auch kein Problem, weil er eine renommierte Crew im Rücken hat: „Du kannst so einen Blockbuster nur stemmen, wenn du einen guten Assistenz-Regisseur hast“, ist so auch Bradley Whitford überzeugt. Der unter anderem aus „Get Out“, „The Handmaid’s Tale“ und „The Cabin In The Woods“ bekannte Charakterschauspieler, der hier einen Wissenschaftler spielt, legt dann auch nach: „Und Cliff ist nicht nur ein guter, sondern er ist der Beste auf diesem Planeten.“
Er spricht von Cliff Lanning. Der Brite hat eine unglaubliche Erfahrung und hilft vor allem immer wieder Regisseuren, wenn es das erste Projekt einer solchen Größenordnung für sie ist: Christopher Nolan bei „Batman Begins“, David Yates bei „Harry Potter und der Orden des Phönix“ oder Ang Lee bei „Life Of Pi“ stand er bereits zur Seite, um nur einige Beispiele in einer illustren Reihe zu nennen, die Dougherty nun fortsetzen soll.
Wieder ein Godzilla mit Botschaft
Vor allem gibt es bei „Godzilla: King Of The Monsters“ nicht nur Action, auch wenn wir an diesem Tag am Set unter anderem den Dreh eines Helikopter-Stunts beobachten können. Denn wie schon beim originalen „Godzilla“, der von Atomwaffentests und den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki geprägt war, hat auch dieser Monster-Blockbuster einen politischen Hintergrund. Für „Game Of Thrones“-Fiesling Charles Dance, der auch hier eine Art Bösewicht spielt (er bezeichnet seine Figur aber eher als „fehlgeleitet“) ist es auch das, was ihn an seiner Rolle als Umweltterrorist reizt: Die Monster sind eine direkte Reaktion auf die Umweltzerstörung, „die Verwüstung, die wir über diese Welt gebracht haben, hat diese Lebensformen, wiedererweckt. So haben wir quasi das Gleichgewicht der Erde verlagert.“
Gerade für Bradley Whitford ist dieser Punkt sehr wichtig: „Ich liebe es, dass dieser Film zwar zum einen ein großer Spaß ist, aber sich unter der Oberfläche dieser wilden Achterbahnfahrt so viel mehr verbirgt.“ Anschließend redet er sich bei dem Thema förmlich in Rage über den aktuellen, „besonders schwachsinnigen“ US-Präsidenten und die Leugnung des Klimawandels in weiten Teilen der republikanischen Partei: „Wenn es da oben einen Gott gibt, schaut er auf uns vielleicht wie auf eine Infektion herab. Wir sind nicht gesund für diese Erde“, ist er überzeugt und verweist auch auf die heftigen Stürme, die – fast schon symbolisch – dafür gesorgt haben, dass ihre Dreharbeiten zwei Tage unterbrochen werden mussten.
Doch natürlich ist auch Whitford bewusst, dass die Zuschauer am Ende des Tages im Kino vor allem nach Unterhaltung suchen und die Öko-Botschaft deswegen nicht zu dominant sein kann: „Wichtig ist, dass nicht gepredigt wird, sondern die Aussage einfach nur mitschwingt. Dann wird aus einem großen Unterhaltungsfilm auch ein großartiger.“
Viele Monster
So prominent und herausragend der Cast ist, dem neben all den erwähnten Stars, mit denen wir an diesem Tag sprechen konnten, unter anderem noch Vera Farmiga, David Strathairn, Ken Watanabe, Sally Hawkins und Ziyi Zhang angehören, am Ende ist es die Aufgabe der eigentlichen Stars aus dem Computer, für diesen „großartigen Unterhaltungsfilm“ zu sorgen. Und auch wenn am Set Godzilla nur „ein rosa Ballon ist, der sieben Meter hoch in der Luft schwebt“ (Zitat: Charles Dance), sind die Monster natürlich als Hauptattraktion auch Hauptgesprächsthema.
Und hier stimmt uns vor allem eine Aussage von Millie Bobby Brown optimistisch, dass die zahlreichen Kult-Viecher in „Godzilla: King Of Monster“ nicht nur für große Zerstörungsorgien eingesetzt werden: „Sie haben alle unterschiedliche Persönlichkeiten“, teasert sie, dass Godzilla, aber auch Flugsaurier Rodan, die überdimensionale Motte Mothra oder der dreiköpfige Ghidorah auch eine Charakterisierung bekommen. So seien die Monster nur teilweise „richtig böse“, andere kämpfen dagegen aus sehr „nachvollziehbaren“ Gründen.
Was das genau bedeutet, erfahren wir dann ab dem 30. Mai 2019 im Kino.