Im Alter von nur 32 Jahren erhielt Regisseur Damien Chazelle („Whiplash“) 2017 für „La La Land“ den Oscar für die beste Regie. Er ist damit der jüngste Filmemacher, der jemals mit dieser Trophäe ausgezeichnet wurde. Insgesamt wurde der Musicalfilm mit Emma Stone („The Favourite“) und Ryan Gosling („Blade Runner 2049“), den es heute zur Einstimmung auf die anstehende Oscar-Verleihung ab 20:15 Uhr auf ProSieben zu sehen gibt, ganze 14-mal nominiert, sechs Goldjungen gingen letztlich an die verträumte Großstadtromanze. Für seine visuellen Effekte gab es allerdings keine Nominierung – ob das daran lag, dass sie einfach keiner entdeckt hat?
Die (gar nicht so) große Eröffnungsszene
Die erste Szene von „La La Land“ ist gleichzeitig auch eine der besten. Aufwändig choreografiert und mit einer ungemein lockeren Hand gefilmt, bleibt die Tanzszene auf dem zum Stillstand gekommenen Freeway langfristig in Erinnerung. Wenn gut gelaunte Autofahrer aus ihren Wagen steigen, über Absperrungen springen und über Motorhauben gleiten, während sie gemeinsam den Titelsong zum Besten geben, hat einen der Film mit seinem Drive auch schon gefangengenommen (und wenn nicht, dann wohl auch später nicht mehr). Unglaublich ist dabei vor allem, wie gut koordiniert die zahlreichen Autofahrer des sich über Kilometer erstreckenden Staus agieren. Noch unglaublicher ist allerdings, wie viel CGI hier zum Einsatz kam.
Ein klassischer Visual-Effects-Shot dauert nur wenige Sekunden, besteht vielleicht aus 120 einzelnen Bildern (bei 24 Bildern pro Sekunde). Die Freeway-Szene in „La La Land“ besteht aus über 8.000 solcher Shots, die aufwändig gerendert werden mussten und letztlich Terabytes an Daten ausmachten. Die Crew der VFX-Schmiede Crafty Apes entfernte aber nicht bloß Trucks oder im Bild stehende Crewmitglieder, sondern änderte nachträglich sogar die Outfits einzelner Tänzer. Obendrauf gab’s dafür eine Vielzahl an animierten Autos und Menschen im Hintergrund, die das Szenario für den Zuschauer größer erscheinen lassen.
Besonders bemerkenswert ist allerdings, wie man Schnitte gesetzt hat. Für das ungeschulte Auge wirkt die Szene nämlich wie ein One-Take, also eine Sequenz, die am Stück und ohne Schnitte gedreht wurde. Das ist allerdings falsch. Denn auch das haben wir den Leuten von Crafty Apes zu verdanken — die haben nämlich das gedrehte und sehr wohl geschnittene Material genau so zusammengesetzt und bearbeitet, um den Eindruck eines One-Takes zu erwecken. Während Linus Sandgren für seine Kameraarbeit übrigens mit dem Oscar belohnt wurde, war „La La Land“ in der Kategorie Beste visuelle Effekte gar nicht erst nominiert.
Nächste Chance mit "Aufbruch zum Mond"
Auch im neuen Film von Damien Chazelle, dem Neil-Armstrong-Biopic „Aufbruch zum Mond“ (erneut mit Gosling in der Hauptrolle), kamen zahlreiche visuelle Effekte zum Einsatz, die kaum als solche zu erkennen sind – und deswegen auch völlig zurecht für einen Oscar nominiert wurden. Denn gutes CGI heißt nicht einfach größer, lauter, schneller. Spektakuläre Stunts auf dem Computer den nötigen Pfeffer zu verleihen, ist ein Handwerk, das gelernt sein will. Keine Frage. Es ist allerdings eine mindestens genauso herausragende Leistung, dem Zuschauer visuelle Effekte so zu verkaufen, dass er sie tatsächlich für echt hält.
Ob „Aufbruch zum Mond“, der übrigens für insgesamt vier Oscars nominiert ist, tatsächlich für die besten Effekte ausgezeichnet wird, bleibt abzuwarten. Wir tippen in dieser Kategorie dann doch eher auf die in diesem Fall lautere, spektakuläre Konkurrenz aus dem Hause Marvel („Avengers 3: Infinity War“). Unsere Oscar-Prognose für sämtliche Kategorien findet ihr übrigens hier:
Prognose für die Oscars 2019: Wir sagen euch, wer am Sonntag (vermutlich) gewinnt!„La La Land“ läuft am heutigen 24. Februar um 20:15 bei ProSieben. Ab 23:55 Uhr folgt die Live-Berichterstattung vom roten Teppich, die Preisverleihung beginnt um 2:00 Uhr früh.