In einem der legendärsten Twists der Filmgeschichte stößt Charlton Heston als Astronaut George Taylor am Ende von „Planet der Affen“ von 1968 am Strand auf den angeschwemmten Kopf der Freiheitsstatue. In Wahrheit war er die ganze Zeit auf der Erde und nicht auf irgendeinem fremden Planeten irgendwo in einer weit entfernten Galaxis – und damit kommt auch die Erkenntnis, dass sich die Menschheit offensichtlich selbst zerstört hat, bevor die Primaten die Herrschaft über den Planeten übernommen haben. Und „Planet der Affen“ ist längst nicht der einzige postapokalyptische Science-Fiction-Film, der das Bild der zerstörten Freiheitsstatue als Metapher für den Niedergang der amerikanischen Nation einsetzt.
Ganz so ambitioniert ist „The LEGO Movie 2“ wahrscheinlich nicht (wir sehen ihn leider erst nächste Woche, deshalb können wir an dieser Stelle auch nur spekulieren). Aber wenn in dem Animationsfilm die um die Freiheitsstatue herum errichtete Apokalypstadt auftaucht, ist das wohl vielmehr – wie so vieles in den LEGO-Filmen - als augenzwinkernde Parodie auf die großen Kinovorbilder zu verstehen. Aber das ändert nichts daran, dass die Apokalypstadt – auch selbstaufgebaut auf dem heimischen Küchentisch – einfach verdammt cool aussieht.
Asymmetrische Apokalypse
Aber vor dem Angucken kommt ja erst mal das Aufbauen. Wir haben für die mehr als 3.000 Teile etwa acht Stunden konzentrierte Arbeit aufgewendet – und hatten dabei so viel Spaß wie bei kaum einem anderen der großen LEGO-Sets zuvor (maximal das Ideas Set „Alter Angelladen“ kann da noch mithalten). Und dafür gibt es auch einen relativ offensichtlichen Grund: Die LEGO-Designer haben nicht nur die Extraportion Freiheit genutzt, die es nun mal mit sich bringt, wenn ein Set auf einem nach dem eigenen Unternehmen benannten Franchise basiert, um jede Menge abgefahrene kleine Ideen und Gags unterzubringen. Das wirklich Tolle an der Apokalypse ist viel mehr, zumindest aus Modelbausicht, dass hinterher alles so schön krumm, schief und halb verfallen ist.
Wenn man aus LEGO-Steinen ein Auto oder einen Zug baut, dann macht man in der Regel jeden Bauschritt zwei Mal – einmal links, einmal rechts. Doch in Apokalypstadt ist das anders: Auch hier gibt es eine Lok mit einem Wagon, aber die sind schon längst nicht mehr fahrtüchtig. Stattdessen hat sich Lucy im Anhänger ihr ganz persönliches Versteck eingerichtet und der Zugwagen wurde zu einem Swimming Pool mit Dusche umgebaut – und die Räder fehlen auch, an ihrer Stelle lugt ein halbes Skelett unter der stillgelegen Lok hervor. Das Highlight bleibt aber natürlich der Bau der Freiheitsstatue vor allem im letzten Drittel des Baufortschritts – und auch die ist schön schief, was die Statik sehr viel interessanter macht. Und nachdem sich die LEGO-Designer bei der gesichtslosen Freiheitsstatue in der Architecture-Serie im vergangenen Jahr echt nicht mit Ruhm bekleckert haben, sieht die römische Göttin Libertas diesmal auch in den Details bei der Mund-und-Nasen-Partie sehr überzeugend aus.
Easter Eggs aus Klemmbausteinen
Apokalypstadt wird nicht nur auf der Vorderseite der Statue aufgebaut, vielmehr schlängelt sie sich einmal ganz um sie herum – und bevölkert wird sie von zwölf LEGO-Minifiguren mit so amüsant-apokalyptischen Namen wie Chainsaw Dave (mit Motorsäge), Larry The Barista (mit Mohawk und Bane-Atemmaske) und „Where Are My Pants?“ Guy (mit Schulterpanzer, aber ohne Hose). Auch Batman hat ein postapokalyptisches Makeover bekommen – denn selbst wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als würde er seinen üblichen Batsuite tragen, erkennt man bei genauerem Hinsehen, dass seine Ausrüstung dieses Mal aus alten Reifen und anderen Schrottmaterialien besteht.
Alle zwölf Minifiguren sind neu und waren zumindest in ihrer jetzigen Ausgestaltung so noch nicht in anderen Sets zu haben. Neben den „The LEGO Movie“-Helden Emmet und Lucy sind da dann auch noch die DC-Helden Harley Quinn und Green Lantern mit dabei – kein Wunder, schließlich stammen auch die LEGO-Filme vom DC-Stammstudio Warner Brothers. Und auch sonst gibt es noch eine Menge Easter Eggs – von einem Schild mit der Aufschrift „Visit NINJAGO City“ bis hin zu einem Teil des Batmobils, das irgendwo in Apokalypstadt verborgen ist. Aber so ganz werden wir all die versteckten Anspielungen sowieso erst verstehen, wenn wir den Film gesehen haben – und als große Fans des wunderbar anarchischen ersten Teils können wir den Angriff der außerirdischen DUPLO-Steine auch kaum noch erwarten.
Fazit
299 Euro unverbindliche Preisempfehlung (was bei LEGO-Exklusivsets wie diesem allerdings auch heißt, dass es erst einmal keine Sonderangebote geben wird) sind und bleiben ein happiger Preis. Aber nachdem wir schon eine ganze Menge (großer) LEGO-Sets aufgebaut haben, müssen wir eben auch zugegeben – so viel Spaß beim Aufbau hatten wir selten. Das postapokalyptische Chaos macht einfach eine Menge Laune. Und obwohl die meisten Sets zu den LEGO-Filmen jetzt nicht unbedingt klassische Sammlerstücke sind, macht sich „Willkommen in Apokalypstadt!“ auch in der Vitrine sehr gut. Kann man schon mit angeben.
„Willkommen in Apokalypstadt!“ gibt es bereits seit dem 16. Januar vor Ort in den LEGO Stores. Ab dem 1. Februar kann man das Set zudem auch im offiziellen LEGO-Onlineshop erwerben.* In den regulären Handel kommt das Set hingegen – zumindest auf Weiteres – erstmal nicht. „The LEGO Movie 2“ selbst startet dann übrigens am 7. Februar 2019 in den deutschen Kinos.
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