Die Insel
Lincoln Six-Echo (Ewan McGregor) lebt in einer bestens organisierten, modernen Wohneinheit, in der er alles hat, was er braucht – auch wenn das Leben im Komplex aus Glas und Beton fast schon dem in einem Gefängnis gleicht. Wie alle Bewohner hofft auch er, eines Tages in der gefragten „Lotterie“ zu gewinnen, um ein glückliches Leben auf der „Insel“, der letzten Oase auf dem Planeten, zu verbringen. Schon bald beginnt er allerdings, die Dinge in Frage zu stellen und bäumt sich gemeinsam mit Freundin Jordan Two-Delta (Scarlett Johansson) gegen den Leiter der Einrichtung (Sean Bean) auf, dessen finsteres Geheimnis nun kurz vor der Enthüllung steht…
Die InselSpektakulär, spannend, spaßig – wir hatten mit dem Sci-Fi-Actionkracher unseren Spaß und vergaben in unserer Kritik deswegen auch starke 4 von 5 Sterne (kein Film von Michael Bay bekam mehr von uns!). Aber inwiefern hat „Die Insel“ denn tatsächlich die Zukunft vorausgesagt? Hat der Film von 2005 tatsächlich technologische Entwicklungen prophezeit, die wir heute nutzen?
Spoilerwarnung: Nicht weiterlesen, wenn ihr „Die Insel“ nicht gesehen habt und nichts über den Inhalt bzw. das Ende des Films lesen wollt.
Der Blick ins menschliche Hirn
Lincoln Six-Echo ist ein Klon – und wie alle Klone in der Einrichtung trägt auch er ein digitales Armband, das ihn morgens beispielsweise auf Unregelmäßigkeiten in seinem Schlafrhythmus hinweist – das sind Funktionen, die wir heute von Fitnessarmbändern und Smartwatches kennen. Schlechte Träume werden in „Die Insel“ detailliert ausgewertet und besprochen. Tatsächlich nutzen heute viele Menschen Gadgets wie das iWinks Aurora, ein „Traumband“. Das wird am Kopf befestigt, misst nachts die Gehirnaktivität und ermöglicht luzides Träumen, also Klarträume, in denen man sich darüber bewusst ist, dass alles, was gerade geschieht, bloß ein Traum ist. Die Entwicklung von Synapsen-Scans ermöglicht uns mittlerweile tatsächlich Einsicht in die neurologischen Verknüpfungen im menschlichen Körper, die mit den Mini-Robotern aus dem Film, die über das Auge in den Körper gelangen und über Urin wieder ausgeschieden werden, allerdings nicht viel gemeinsam haben – zum Glück!
Die fliegenden Motorräder sind da!
Dass der Straßenverkehr in Metropolen irgendwann Richtung Himmel expandiert und Züge sowie Autos in schwindelerregender Höhe operieren, ist aufgrund des steigenden Platzmangels an der Erdoberfläche ein durchaus nachvollziehbares Konzept – denn Überbevölkerung ist zweifellos ein Thema, das uns beschäftigt. Dass Verkehrsteilnehmer tatsächlich auch in derartigen Höhen am Wohnzimmerfenster vorbeisausen wie in „Die Insel“, das ist zwar nach wie vor Science-Fiction – die „fliegenden Motorräder“, die im Film beispielsweise bei der Polizei zum Einsatz kommen, sind aber tatsächlich schon da! Die ersten Hoverbikes, deren Batterien immerhin Ausfahrten mit bis zu 100 km/h ermöglichen, werden in diesem Jahr ausgeliefert. Kostenpunkt: 150.000 Dollar.
Die Sache mit dem Klonen…
Elektronische Informationszellen, die in „Die Insel“ das moderne Pendant zur Telefonzelle sein sollen, wirken aus der heutigen Sicht trotz Videotelefonie und Internet wenig zeitgemäß. Magnetschwebebahnen hingegen existieren zwar, umgreifen je nach System aber entweder die Schienen oder nutzen zusätzliche Räder und entsprechen demnach nicht gerade dem Zug der Zukunft, der uns in „Die Insel“ versprochen wird. Und was das Klonen betrifft: Wir sind weit davon entfernt, Kopien von uns in riesigen Ersatzteillagern zu züchten, haben in den vergangenen Jahren aber große Fortschritte auf dem Gebiet erzielt. Fruchtbarkeitsspezialist Samuel H. Wood und seinem Team gelang es bereits 2008, menschliche Embryonen zu kreieren, in dem sie Zellkerne von Hautzellen in entkernte Eizellen von Frauen einsetzten. Die geklonten Embryonen wurden später allerdings aus ethischen Gründen zerstört, da die Technologie lediglich eingesetzt werden soll, um Organe wie Herzen oder Nieren nachzubilden.