Im Norden Chinas, angrenzend an die Innere Mongolei liegt die Provinz Gansu, die Ende der 1950er-Jahre zum Autonomen Gebiet erklärt wurde. Dort seit 1957 zahlreiche Unschuldige von den Kommunisten in Umerziehungs- und Arbeitslagern gefangen gehalten, über die Jahre hinweg sind mehr als eine Million Menschen einen grausamen Hungertod gestorben, fast 90% aller Häftlinge. Für seine Dokumentation „Dead Souls“ begibt sich der chinesische Filmemacher Wang Bing auf die Suche nach den Überlebenden der Katastrophe und geht einem der dunkelsten Kapitel in der langen Geschichte des Reichs der Mitte nach. Der Fokus liegt dabei auf den Lagern in Jiabiangou und Mingshui.
Und für diese Aufarbeitung nimmt sich der Regisseur viel, sehr viel Zeit. Mit acht Stunden und 26 Minuten Laufzeit darf der Zuschauer für die Sichtung gleich mal seien ganzen Tag einplanen und muss ordentlich Sitzfleisch mitbringen. FILMSTARTS-Chefkritiker Christoph Petersen hat sich auf den Filmfestspielen in Cannes 2018 an das Doku-Schwergewicht herangewagt und keine Minute bereut. „Dead Souls“ ist, wie in unserer Kritik zu lesen, ein „Zeitdokument von unermesslichem Wert“ und „jede einzelne seiner 496 Minuten würdig“.
Dead SoulsAuch in Deutschland wurde der Film in ausgewählten Veranstaltungen gezeigt, wie etwa auf dem diesjährigen Filmfest Hamburg. Einen Kino-Start hat das Meisterwerk hierzulande aber noch nicht. Da ARTE an der chinesisch-französisch-schweizerischen Produktion mitgewirkt hat, ist es aber denkbar, dass „Dead Souls“ in Zukunft auf dem Kultursender gezeigt wird.