Mit seinen eigenproduzierten Weihnachtsfilmen hat der Streamingdienst Netflix definitiv einen Nerv getroffen. 2017 feierte man bereits mit „A Christmas Prince“ einen enormen Erfolg, sodass schon in diesem Jahr die Fortsetzung „A Christmas Prince 2: The Royal Wedding“ hinterher geschoben wurde. Bereits in den zwei Wochen vor deren Veröffentlichung fanden außerdem die weihnachtlichen Abenteuer „Prinzessinnentausch“ und „The Christmas Chronicles“ ihren Weg auf die Video-On-Demand-Plattform. Und gerade letzterer hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem weiteren Hit für Netflix gemausert.
Normalerweise bewahrt der Streaminganbieter Stillschweigen darüber, wie oft seine Inhalte von den Nutzern geschaut werden. Im Rahmen der UBS Global Media And Communications Conference verriet Netflix-Chef Ted Sarandos (via Business Insider) nun allerdings, dass „The Christmas Chronicles“ in der ersten Woche nach dem Release am 22. November 2018 bereits über 20 Millionen mal abgerufen wurde.
Auf Blockbuster-Niveau?
Die Beliebtheit von „The Christmas Chronicles“ brachte Sarandos nun nicht nur dazu, Abrufzahlen zu offenbaren, sondern auch einen Vergleich zum Kinogeschäft zu ziehen und die Weihnachtskomödie dabei auf eine Stufe mit erfolgreichen Blockbustern zu stellen: „Wenn jeder dieser Abrufe der Kauf eines Filmtickets gewesen wäre, wäre das eine 200-Millionen-Dollar-Erföffnungswoche gewesen“, so Sarandos. „Selbst Filme, die am Ende eine Milliarde Dollar machen, schaffen sowas normalerweise nicht in der ersten Woche.“
Der etwas vereinfachte Vergleich ist dabei zweifellos Ausdruck von Sarandos‘ Euphorie, unterm Strich aber auch ein wenig schwammig. Zunächst einmal trifft die Aussage, dass viele Eine-Milliarde-Dollar-Kinofilme die 200-Millionen-Dollar-Hürde in der ersten Woche nicht übersprungen haben, nur zu, wenn man sich ausschließlich die US-Zahlen anschaut. Bei den weltweiten Daten, die ja für einen global verfügbaren Dienst wie Netflix ebenfalls gelten sollten, ist ein solches Ergebnis bei so erfolgreichen Kinoproduktionen dann doch eher die Regel als die Ausnahme.
Kurt Russells erfolgreichster Film?
Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass „The Christmas Chronicles“ für Netflix ein voller Erfolg ist. Als Fortsetzung seines Kino-Vergleichs geht Sarandos sogar so weit und bezeichnet die Produktion als das erfolgreichste Werk in Kurt Russells Karriere, der in dem Film einen ruppigen Weihnachtsmann verkörpert, welcher gemeinsam mit zwei Kindern, die seinen Schlitten geschrottet haben, das Weihnachtsfest retten muss. Aber auch hier bleibt wieder zu sagen, dass das nur bezogen auf den US-Markt zutrifft. Dort würde das Weihnachts-Abenteuer mit seinem hypothetischen Einspiel nämlich in der Tat Russells bislang erfolgreichsten Arbeiten „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ (183 Millionen Dollar US-Einspiel in der ersten Woche) und „Fast & Furious 7“ (192 Millionen Dollar US-Einspiel in der ersten Woche) knapp hinter sich lassen, weltweit sähe das allerdings etwas anders aus.
Erfolg nur dank Netflix
All der hochtrabenden Vergleiche zum Trotz lehnen wir uns aber wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir behaupten, dass „The Christmas Chronicles“ im Kino niemals eine ernsthafte Konkurrenz zu echten Blockbustern gewesen wäre. Aber vielleicht ist ja auch gerade das der Punkt, der für den Netflix-Weg in diesem Fall spricht. Ein Film wie dieser hätte in den Lichtspielhäusern wohl kaum 200 Millionen Dollar in der ersten Woche eingespielt, doch wenn man das harmlose Märchen gemütlich mit einem Knopfdruck vom häuslichen Sofa aus starten kann, ist die Schwelle zum Anschauen weitaus geringer als bei einem Kinobesuch – und das trägt gleich in doppelter Hinsicht zu den hohen Abrufzahlen bei.
Mit den 20 Millionen ist nämlich in der Tat „nur“ die Zahl der Abrufe gemeint und nicht die Anzahl der Menschen, die den Film geschaut haben. Auch wenn Netflix hier ebenfalls konkrete Informationen schuldig bleibt, ist bekannt, dass insbesondere die Weihnachtsproduktionen des Anbieters von den Nutzern gleich mehrfach angeschaut werden (schließlich ist auch das wesentlich schneller getan als ein wiederholter Kinobesuch). Außerdem wird bei der bloßen Abrufzahl nicht deutlich, welche Nutzer den Film auch tatsächlich zu Ende geschaut haben. Abseits dessen können wir uns nun aber sehr gut vorstellen, dass nach den nichtsdestotrotz beachtlichen 20 Millionen Abrufen spätestens jetzt schon Pläne für „The Christmas Chronicles 2“ geschmiedet werden.