In der Doku „I Am Paul Walker“ geht es nicht um den Tod des titelgebenden Schauspielers, sondern in erster Linie um das Leben des Mannes, der mit den „Fast & Furious“-Filmen eine riesige Fangemeinde um sich geschart hat. Dabei war das eigentliche Gesicht der Action-Reihe Vin Diesel, mit der Zeit stießen auch weitere Hollywoodgrößen wie Dwayne Johnson und Jason Statham zum Ensemble. Walker galt eigentlich nie als hochbegabter Schauspieler, seine Leistung in den früheren „Fast & Furious“-Ablegern wurde größtenteils belächelt. Doch der bereits mit 40 Jahren verstorbene Kalifornier, der sich irgendwie immer mit einem Lächeln zeigte, wurde schnell zum wahren Sympathieträger der Fans, auch weil er das Leitmotiv seiner Filmreihe, nämlich den Wert der Familie, auch privat stets verkörpert hat.
Auch der Fuhrpark seiner Filmfigur Brian O‘ Connor galt für nicht wenige Anhänger als der mit Abstand Coolste im Franchise, vor allem im Vergleich mit den dicken Muscle-Car-Brummern von Vin Diesel alias Dominic Toretto. Der einstige Undercover-Cop O‘ Connor war bevorzugt nämlich in japanischen Coupés unterwegs. Auspuff und Lenkrad rechts, Spoiler auf dem Heck, pfeifender Turbo und sechs Zylinder unter der Haube – das waren die Markenzeichen der Walker-Autos in den „Fast & Furious“-Filmen, sehr zur Freude von Besitzern echter Gebrauchtwagen aus Fernost. Diese ließen sich nach dem Erscheinen der Action-Titel nämlich ungleich teurer verkaufen. Der Nissan Skyline GT-R R34 aus „2 Fast 2 Furious“ und „Neues Modell. Originalteile“ dürfte dabei wohl mit die größte Wertsteigerung erlebt haben. Das Original-Filmauto aus dem vierten Film mit seiner ikonischen blauen Lackierung wurde nach dem Tod von Paul Walker übrigens versteigert, der Preis soll sich im Millionenbereich bewegt haben.
Das erste Mal erleben durfte man Paul Walker in der „Fast & Furious“-Reihe in einem neongrünen Mitsubishi Eclipse (ein Modell, das im Gegensatz zum Nissan-Pendant gänzlich von den Straßen der Gegenwart verschwunden scheint). Autos fuhr der im kalifornischen Glendale geborene Darsteller aber auch privat mit einer unvergleichlich großen Leidenschaft. Die eigene Sammlung, die weitaus internationaler ausfiel als die von Walkers Filmfigur, umfasste mehr als zwei Dutzend Vehikel. Von BMW bis Ferrari, von Oldtimer bis Hypercar, in der Garage des Stars fehlte es an nichts. Das Besondere: Walker kümmerte sich stets selbst um seine Schätze, behob die Mängel in eigener Sache und besaß sogar eine Lizenz als Autoteile-Händler.
Ist Porsche schuld an der Tragödie?
Auch ein Porsche Carrera GT reihte sich in die Sammlung des Schauspielers mit ein. Eben dieser Leipziger Supersportwagen (Porsche fertigte das 612-PS-Ungetüm im sächsischen Werk an und nicht im heimischen Zuffenhausen) sollte am 30. November 2013 dem 40-Jährigen zum Verhängnis werden. Paul Walker verunglückte in seinem Wagen tödlich mit dem am Steuer sitzenden Roger Rodas nördlich von Los Angeles. Walker saß selbst auf dem Beifahrersitz, sein Freund Rodas fuhr mit stark überhöhter Geschwindigkeit und verlor die Kontrolle über den Wagen. Ein vermeidbares Unglück also, allerdings sind im vergangenen Jahr E-Mails von Porsche an die Öffentlichkeit geraten, in denen Mitarbeiter schon lange vor dem Vorfall auf das erhöhte Unfall-Aufkommen des Carrera GT hinweisen (via TMZ). Fast ein Drittel der seit 2003 gebauten und zugelassenen Modelle seien in den ersten zwei Jahren verschrottet worden, nach nur drei Jahren stellte der deutsche Sportwagenhersteller die Produktion übrigens aufgrund mangelnder Nachfrage (mehr als 450.000 Dollar Kaufpreis waren dann wohl sogar dem Porsche-Klientel zu viel) ein .
Aber trägt Porsche wirklich eine Mitschuld am Tod von Paul Walker? Dessen Tochter Meadow meint jedenfalls ganz klar: Ja, worauf sie das Unternehmen im Jahr 2015 verklagte. Der Vorwurf: Aufgrund von Konstruktionsmängeln soll sich ihr Vater nicht aus dem brennenden Wrack befreit haben können, der Sicherheitsgurt habe sich nicht öffnen lassen. Beide Parteien einigten sich 2017 außergerichtlich. Meadow Walker erhielt ganze 10,1 Millionen Dollar Schadensgeld. Technische Probleme sind am Unfallwagen übrigens nie festgestellt worden. Mit dem Geld gründete die heute 20-jährige Meadow unter anderem eine Stiftung zum Schutz der Weltmeere.
Für Paul Walker war das Meer nämlich ebenfalls eine große Passion. So studierte er vor seinem Werdegang als Schauspieler Meeresbiologie und seine vielen Sympathien verdiente sich der Kalifornier unter anderem auch mit seiner Hingabe für das Surfen und vor allem mit dem Einsatz für das Retten von Meerestieren. Zur Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen gründete er auch vor seinem Tod die Organisation Reach Out Worldwide. „Meine Tochter. Das Surfen. Das ist mein Leben“, zitiert „The Fast & The Furious“-Regisseur Rob Cohen seinen einstigen Darsteller. Mehr brauchte Paul Walker nicht. Gleich fünf Leben soll er gelebt haben, so Wayne Kramer (führte Regie bei „Gangster Chronicles”). Fünf Leben, die dennoch viel zu früh zu Ende gingen.
Die Doku „Ich war Paul Walker“, in der bisher unveröffentlichte Privataufnahmen aus dem Leben des Schauspielers gezeigt werden, läuft am heutigen 6. November 2018 um 22:10 Uhr auf RTL Nitro.