Als 2007 „The Trial Of The Chicago 7“ erstmals angekündigt wurde, war sofort von einem garantierten Oscar-Hit die Rede. Steven Spielberg sollte damals das Drehbuch von Oscarpreisträger Aaron Sorkin („The Social Network“) inszenieren und die Stars standen Schlange. Sacha Baron Cohen war für die Hauptrolle vorgesehen. Will Smith, der 2014 verstorbene Philip Seymour Hoffman und Kevin Spacey waren für weitere Rollen eingeplant. Auch Heath Ledger sollte später zur Besetzung stoßen, er starb dann am Tag vor einem geplanten Treffen mit Spielberg. Auch das ganze Projekt wurde kurz darauf abgesagt. Der große Streik der Drehbuchautoren, der Anfang 2008 ganz Hollywood lähmte, machte Spielberg einen Strich durch die Rechnung.
Seitdem versucht der Meisterregisseur das Projekt immer wieder zu beleben, hatte zwischenzeitlich Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung“, „Captain Phillips“) und Ben Stiller („Tropic Thunder“) als Regisseure an Bord. Doch eine Realisierung zerschlug sich immer wieder. Nun soll laut Variety aber Aaron Sorkin, der jüngst mit „Molly’s Game“ sein Regiedebüt gab, übernehmen und für den weiter als Produzent involvierten Spielberg sein eigenes Skript endlich verfilmen. Sacha Baron Cohen soll weiter die Hauptrolle in der Verfilmung eines der aufsehenerregendsten und bekanntesten US-Gerichtsprozesse spielen, wobei die Verpflichtung des vielbeschäftigen Stars noch nicht ganz fix ist.
Das ist der "Trial Of The Chicago 7"
1968 kam es in Chicago rund um einen Parteitag der Demokraten zu massiven Demonstrationen – vor allem gegen den Vietnamkrieg. Geprägt durch die Hippie-Kultur war dieser Protest lange Zeit friedlich und sehr kreativ. Als die Polizei eine Ausgangssperre verhängte und energisch durchsetzte, kam es aber zu Krawallen, die immer weiter eskalierten. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein, Demonstranten antworteten mit Stein- und Flaschenwürfen. In den folgenden fünf Tagen und Nächten gab es hunderte Verletzte sowohl auf Seiten der Demonstranten als auch der Polizisten. Auch zahlreiche Journalisten wurden verletzt. Sie beklagten zudem anschließend, dass sie von Polizisten niedergeknüppelt, ihre Kameras zerstört und Filme beschlagnahmt wurden.
Obwohl sogar US-Präsident Lyndon B. Johnsons Stab die Verantwortung für die Ausschreitungen auf Seiten der Polizei sah, standen zuerst acht, später sieben vermeintliche Rädelsführer der Krawalle vor Gericht – zumal mit Richard Nixon 1969 ein neuer Präsident ins Weiße Haus einzog, der diese harte Linie befürworte. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, die Krawalle bewusst provoziert zu haben. Der folgende Prozess zog sich über Monate hin und wurde von weiteren Protesten begleitet. Zahlreiche Aktivisten und auch viele Kulturschaffende forderten immer wieder öffentlich die Einstellung des Verfahrens und Freisprüche für die Angeklagten.
Kein trockenes Gerichts-Drama
Baron Cohen soll nun für Sorkin (wie einst schon für Spielberg) in der Verfilmung dieser Geschichte Abbie Hoffman, den Wortführer der Angeklagten, spielen. Der Gründer der Yippie-Partei (Youth International Party) meldete unter anderem die Demonstrationen an und sorgte beim Prozess für viel Aufsehen. Als der Vorsitzende Richter Julius Hoffman aufgrund der Namensgleichheit kurz anmerkte, dass der Angeklagte natürlich nicht sein Sohn sei, sprang dieser auf und rief: „Papa, Papa, hast du mich aufgegeben?“ und gab damit auch die Richtung des Prozesses vor. Immer wieder machten sich Abbie Hoffman und seine Mitstreiter über den ihrer Meinung nach absurden Prozess lustig und zogen diesen ins Lächerliche.
Ihre zahlreichen Aktionen dürften so dafür sorgen, dass „The Trial Of The Chicago 7“ kein trockenes Gerichtsdrama wird. Wer dabei womöglich an der Seite von Sacha Baron Cohen zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt. Spielberg und Sorkin suchen aber scheinbar schon Darsteller und womöglich zeigen sich erneut zahlreiche Top-Stars interessiert.