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    Nutzer beschweren sich: Netflix platziert irreführende Vorschaubilder aufgrund von Hautfarbe und Geschlecht

    Dass Netflix die Oberfläche seiner Online-Plattform für die User personalisiert, ist keine Neuigkeit. Doch beim Versuch, seine Inhalte vermeintlich diverser zu gestalten, ist der Streamingdienst für viele Nutzer nun einen Schritt zu weit gegangen.

    Netflix

    Schon lange ist bekannt, dass bei Netflix individuell gestaltet wird, in welcher Form die einzelnen Filme und Serien auf der Streaming-Plattform angezeigt werden. Auf der Grundlage ihres bisherigen Nutzerverhaltens bekommen verschiedene User unterschiedliche Vorschaubilder für die angebotenen Titel angezeigt. Bisher ging man davon aus, dass diese sich nach bevorzugten Genres bzw. danach richten, welche Bilder einen bestimmten Nutzer eher zur zum Anschauen eines Streaming-Inhalts verleiten. Wählt jemand zum Beispiel eher Bilder mit Actionszenen aus, bekommt er solche Bilder (durchaus auch bei Titeln, bei denen Action gar nicht unbedingt im Vordergrund steht) öfter angezeigt. Nun sind User allerdings darauf gestoßen, dass Netflix die Vorschaubilder auch danach auswählt, welche ethnische Herkunft und welches Geschlecht der jeweilige Zuschauer (wahrscheinlich) hat.

    Etiketten-Schwindel

    Das muss per se nichts Schlimmes sein, könnte man so doch ebenfalls auf Empfehlungen stoßen, die den eigenen Geschmack potentiell noch besser treffen. Allerdings sollte das Gezeigte den Inhalt dann auch wirklich repräsentieren. Wie nun aber besonders die afroamerikanische Podcasterin Stacia L. Brown auf Twitter herausgestellt hat, werden ihr bei vielen Titeln Vorschaubilder mit schwarzen Darstellern angezeigt, die im zugehörigen Film allenfalls Nebenrollen spielen. Als Beispiele führt sie hier unter anderem die Netflix-Komödie „Wie der Vater...“, in der nicht etwa die gezeigten Leonard Ouzts und Blaire Brooks (die laut Brown zusammen nur etwa zehn Minuten Screen-Time hätten), sondern Kristen Bell und Kelsey Grammer die Hauptdarsteller sind, sowie den modernen Weihnachtsklassiker „Tatsächlich... Liebe“ an, in dem der abgebildete Chiwetel Ejiofor eine der kleineren Rollen im großen Ensemble innehat.

    Auf ihre Twitter-Nachfrage, ob andere Netflix-Nutzer Ähnliches bei ihren Accounts beobachten können, hat Brown bereits viele Rückmeldungen mit weiteren Beispielen bekommen. Und um ihren Verdacht weiter zu bestätigen, lieferten zudem auch einige weiße Twitter-Abonnenten entsprechende Vergleichsbilder von ihren Konten:

    Die Twitter-Userin Ashley Aimée sprach in der ganzen Diskussion außerdem an, dass sich die Netflix-Vorschaubilder-Politik bei ihr zwar nicht an ihrer ethnischen Herkunft, dafür aber ganz offenbar an ihrem Geschlecht zu orientieren scheint. So wird ihr „Black Panther“ nicht etwa mit dem Titelhelden, sondern mit dessen Schwester Shuri und seiner Mitstreiterin Nakia beworben. Das Vorschaubild zu „American Horror Story“ zeigt derweil zwar Hauptdarstellerin Sarah Paulson, allerdings in einem Motiv, das eher aus einem Herzschmerz-Drama als aus einer Horror-Serie zu stammen scheint.

    Mehrere Netflix-Nutzer fühlen sich nun nicht zu Unrecht hinters Licht geführt. Gegenüber The Guardian führte zwar auch der Filmemacher Toby Aremu an, dass er als schwarzer Mann absolut kein Problem damit hätte, „schwarze Unterhaltung“ nahegelegt zu bekommen, doch dass auf der Streaming-Plattform eine größere Diversität vorgegaukelt wird, als in Wahrheit gegeben ist, geht Aremu gegen den Strich. Auch Podcasterin Tolani Shoneye teilt die Ansicht, dass Netflix, statt Inhalte als etwas zu verkaufen, das sie nicht sind, lieber tatsächlich mehr Stoffe mit ethnischen Minderheiten im Zentrum produzieren sollte (via Dazed & Confused Magazine).

    Statement von Netflix

    Netflix selbst hat auf die Kontroverse laut The Independent lediglich etwas ausweichend erwidert, dass der Streaming-Dienst seine Nutzer nicht nach ihrem Geschlecht oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit fragt und deswegen Inhalte auch nicht auf Grundlage dieser Informationen personalisieren könne, sondern dafür nur das bisherige Guckverhalten nutze. Das entspricht grundsätzlich natürlich der Wahrheit, schließlich muss man tatsächlich keine solchen persönlichen Daten dem Anbieter preisgeben. Dennoch ändert das nichts daran, dass die in vielen Fällen zutreffenden Schlussfolgerungen, die der Algorithmus der Plattform zieht, bei so einigen Nutzern zu einer irreführenden Vermarktung der dort zu findenden Titel führen.

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