Nicht wenige Fans (oder Ex-Fans) von „The Walking Dead“ würden wohl unterschreiben, dass die Zombie-Serie nach mittlerweile acht Staffeln selbst zum wandelnden Leichnam geworden ist. Auch der Autor dieser Zeilen machte sich bereits Anfang 2017 Gedanken darüber, warum das Niveau der starken ersten Staffeln schon längst nicht mehr erreicht wird. Und auch das 2015 gestartete Spin-off „Fear The Walking Dead“ enttäuscht qualitativ immer wieder, was sich auch drastisch auf die Quoten auswirkt.
Das alles hindert die Verantwortlichen hinter den beiden Serien allerdings nicht daran, beständig zu betonen, dass das Zombie-Universum noch eine lange, rosige Zukunft vor sich hat: So sagte der Ex-„TWD“-Showrunner und mittlerweile zum Franchise-Aufseher beförderte Scott M. Gimple im Vorfeld der 100. Episode der Hauptserie, dass man die nächsten 100 bereits vorbereite. Und Angela Kang, die als Showrunnerin auf Gimple folgte, versprach nach Amtsantritt, dass uns in Zukunft noch mehr Spin-offs und Crossover erwarten.
In einem Interview mit The Hollywood Reporter gab nun auch Josh Sapan, CEO des produzierenden Senders AMC, seinen Senf zum Thema dazu: „‚The Walking Dead‘ ist ein Universum… und wir haben einen Plan, wie es über das nächste Jahrzehnt hinweg weitergehen soll – und mehr.“ Als gutes Beispiel, wie man das Franchise über die Mutterserie hinweg ausweiten kann, nennt er „Fear The Walking Dead“.
Was wollen die Fans?
„Der Plan ist ein sehr sorgfältiger, weil wir die Welt der Fans, die dieses Universum lieben, respektieren wollen“, schickt Josh Sapan noch hinterher. Doch wollen die Fans wirklich für weitere zehn Jahre (oder sogar noch länger) „The Walking Dead“ und diverse Spin-offs sehen? Zumindest die Quoten sprechen klar dagegen, denn diese werden sowohl bei der Hauptserie als auch beim Spin-off immer schwächer, das jüngste „TWD“-Staffelfinale im April 2018 verbuchte sogar die wenigsten US-Zuschauer einer Finalepisode seit Staffel 1 im Jahr 2010. Über 7,9 Millionen eingeschaltete TV-Geräte würden sich die meisten Serienproduzenten zwar enorm freuen, im Vergleich zu den über 17 Millionen, die „The Walking Dead“ zu Hochzeiten in Staffel 5 im Fernsehen verfolgten, ist die Entwicklung jedoch mehr als nur besorgniserregend. Oder sollte es zumindest sein, denn AMC denkt ja offenbar gar nicht daran, das Franchise in Zukunft zu Grabe zu tragen.
Ein weiteres Indiz dafür, dass die Fans nicht gerade heiß auf viele weitere Jahre in der Zombie-Apokalypse sind, ist die sinkende Qualität. Schaut man sich die Bewertungen der einzelnen Folgen in der IMDb an, stellt man fest, dass es Staffel 7 auf eine durchschnittliche Punktzahl von 7,5 von 10 bringt, Staffel 8 sogar nur auf 7,1. Zum Vergleich: Staffel 1 steht bei durchschnittlichen 8,6 Punkten, Staffel 2 bei 8,4 und Staffel 3 bei 8,5. „Fear The Walking Dead“ konnte sich sogar nie wirklich in den Herzen der Zombie-Fans festbeißen, startete mit 7,6 (Staffel 1) und verschlechterte sich auf 7,2 (Staffel 2), bevor es danach mit einer 7,5 von 10 Punkten (Staffel 3) wieder leicht aufwärts ging. Die vierte Season mit dem ersten Crossover zwischen beiden Serien steht nach 13 ausgestrahlten Episoden bei 7,3.
"The Walking Dead": Darum ist es gut, dass Andrew Lincoln und Lauren Cohan die Serie verlassenImmerhin ist im Vorfeld der neunten Staffel „The Walking Dead“ zu merken, dass man dem Quoten- und Qualitätsloch mit einigen Veränderungen entfliehen will: So geht es nach einem größeren Zeitsprung weiter, es werden neue Antagonisten eingeführt und außerdem könnte der Ausstieg von Hauptdarsteller Andrew Lincoln und die dadurch bedingte Beförderung von Fan-Liebling Daryl Dixon (Norman Reedus) frischen Wind in die Serie bringen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt – und ab dem 7. Oktober 2018 können wir uns dann auch ein Bild davon machen, ob es bei „The Walking Dead“ tatsächlich wieder aufwärts gehen wird, denn dann flimmert die erste Episode der neunten Staffel in Spielfilmlänge über die US-Fernsehbildschirme. Hierzulande ist es wie immer direkt am Folgetag beim FOX Channel so weit. Parallel dazu können die Folgen dann auch über die Sky-Streamingdienste Sky Ticket, Sky On Demand und Sky Go abgerufen werden.