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    Unser Interview mit Ezra Miller am Set von "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen"

    Bei unserem Besuch am Set des „Harry Potter“-Spin-offs „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ in der Nähe von London treffen wir Ezra Miller, der zum zweiten Mal den undurchsichtigen Credence Barebone spielt.

    Warner Bros.

    Für Ezra Miller ist es ein langer Drehtag, denn er steht heute im Mittelpunkt vieler Szenen, die im magischen Circus Arcanus gedreht werden. Dennoch nimmt sich der erklärte Harry-Potter-Fan viel Zeit, um uns all unsere Fragen rund um „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ zu beantworten…

    FILMSTARTS: Am Ende des ersten Teils sah es ja nicht besonders gut aus für Credence: Er hat sich in kleine schwarze Fetzen aufgelöst. Was ist danach mit ihm passiert?

    Ezra Miller: Also ich kann auch beruhigen: Alles, was ihr im Film sehen werdet, spielt sich in der materiellen Welt ab. Credence hat also offensichtlich seine menschliche Gestalt zurück. Wobei [grinst]: Vielleicht ist er ja immer noch dieser schwarze Rauch und ich bin nur hier, um das per Motion Capture darzustellen… Jedenfalls folgen wir ihm auf seiner Reise durch diesen Film, in dem er versucht herauszufinden, wer er ist und wie man ein normales Leben führt. Und er arbeitet daran, das Erlebte damit zu vereinbaren. An einem Punkt schließt er sich einem Zirkus an und reist mit ihm nach Paris.

    FILMSTARTS: Wie steht Credence zu dem, was Newt und Tina im ersten Film für ihn getan haben?

    Ezra Miller: Das ist für Credence wichtig, dass es da diese wenigen Menschen gab, die sich um ihn gesorgt beziehungsweise überhaupt für ihn interessiert haben. Aber alles, was passiert ist, war sehr verwirrend für ihn. Er hat viel zu verarbeiten und die Rolle, die Newt und Tina in seinem Herzen und seinem Kopf spielen, könnte recht widersprüchlich sein.

    Vom "Potter"-Fan zum "Tierwesen"-Star

    FILMSTARTS: Du bist als großer Harry-Potter-Fan bekannt. Wie war es für dich, nun Teil dieser Welt zu werden und dann auch noch festzustellen, dass deine Figur eine so zentrale Rolle spielt?

    Ezra Miller: Ich freue mich riesig, nun Teil dieser Welt zu sein. Hier kommen so viele Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten zusammen, um diese Filme Wirklichkeit werden zu lassen. Es ist fantastisch, den vielen Abteilungen bei ihrer Arbeit zuzusehen, all diese Menschen investieren so viel Zeit und Mühe, von den Bauarbeitern bis zu Colleen Atwoods Kostüm-Abteilung. Einen Film dieser Art zu machen, ist für mich wie nach Hogwarts zu kommen. Es ist diese Magie, mit der ich schon seit jungen Jahren zu tun haben wollte. Und ich bin sehr dankbar, dass ich das nun endlich kann.

    FILMSTARTS: Du sprichst davon, wie es sich angefühlt hat, nach Hogwarts zu kommen. Im neuen Film gibt es ja nun tatsächlich Szenen in der legendären Zauberschule zu sehen. Warst du beim Dreh dabei?

    Ezra Miller: Das ist echt ein wunder Punkt. Ich habe die Hogwarts-Szenen verpasst. Es ist wohl wenig überraschend, dass Credence Hogwarts nicht besucht. Er ist sowohl in der Welt der Menschen als auch in der der Zauberer ein Außenseiter. Und ich war ausgerechnet dann nicht in der Stadt, als die Szenen gedreht wurden. Das war gemein! Ich war so SAUER! Wie so viele andere auch kann ich es also kaum erwarten, die Szenen im Film zu sehen. Und ich werde wohl die Studio-Tour machen müssen… [lacht]

    Die phantastische Welt der Zirkustiere

    FILMSTARTS: Erzähl‘ uns doch ein bisschen vom Zirkus. Welche Tierwesen gibt es dort?

    Ezra Miller: Es gibt dort zum Beispiel ein Wesen namens Kappa [ein japanischer Wasserdämon, der auch in Scamanders „Tierwesen“-Buch beschrieben wird]. Und eine ganz entzückende trollähnliche Kreatur namens Oni. Einige der Tiere basieren auf mythologischen Kreaturen, andere wurden frei erfunden. Ich glaube nicht, dass sie in der fiktionalen Welt des Zirkus besonders gut behandelt werden. Im Le Cirque Arcanus, so heißt der Zirkus, herrscht bei der Tierpflege nicht unbedingt dieselbe Sorgfalt wie bei Newt Scamander. Das überrascht wohl kaum, wenn man sich die reale Geschichte solcher Einrichtungen und Shows ansieht.

    FILMSTARTS: Wird Credence in diesem Film etwas mit Gellert Grindelwald zu tun haben?

    Ezra Miller: Ich kann das leider nicht beantworten, aber wir wissen ja bereits, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt. Auch wenn das im ersten Film zunächst nicht ganz offensichtlich war, denn Grindelwald trat zu dem Zeitpunkt in der Gestalt von Graves [gespielt von Colin Farrell] auf. Eine der spannenden Fragen des Films ist eben, wie die verschiedenen Figuren voneinander angezogen werden. In welchen Fällen ist es unvermeidlich, dass sie aufeinanderprallen? Diese Fragen werden wir weiterverfolgen.

    Keine Überlebenschancen?

    FILMSTARTS: Wir wissen jetzt also, dass Credence irgendwie fortbesteht, ob nun als Rauchwolke oder als Mensch – wie sieht seine psychologische Reise denn in diesem Film aus? Wie entwickelt er sich weiter?

    Ezra Miller: [kichert] Also, in welcher Form er auch immer sein mag, er versucht sein Inneres weiter zu erforschen. Er hat einen starken Überlebenswillen, der direkt damit zusammenhängt, in welchem Zustand er ist. Er sucht nach seiner Identität und diese Suche wird durch seinen todgeweihten Zustand beschleunigt. Denn das haben wir ja über Obscuriale im ersten Film gelernt: Es ist tödlich, einen Obscurus in sich zu tragen.

    FILMSTARTS: Aber während Credence im ersten Film sein Leben lang darunter litt, dass man ihm sagte, seine Kräfte seien etwas Schlechtes und man müsse sie unterdrücken, hat er am Ende seine Macht ausgelebt. Als wolle er zeigen: Seht her, ich kann machen, was ich will. Werden wir mehr davon sehen?

    Ezra Miller: Ich denke, dass es Credence vor neue Herausforderungen stellt, dass er sich seiner Kräfte nun voll bewusst ist. Es ist eine neue Bürde: Auf der einen Seite fühlt er sich befreit, auf der anderen Seite noch mehr gefangen. Denn er selbst war sich auf gewisse Weise ja gar nicht bewusst, wozu er eigentlich fähig ist, und nun ist es ihm klar. Er muss sich Fragen über Kontrolle stellen, über Macht.

    FILMSTARTS: Und wie entwickelt sich Credence als Zauberer? Wird er jemals einen Zauberstab halten und einen echten Zauber wirken?

    Ezra Miller: Oje, das weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Für Credence ist momentan alles sehr unsicher.

    Ein Zauberstab für Credence

    FILMSTARTS: Und wenn es mal so weit kommt – welchen Zauberstab würdest du dir für ihn wünschen? Denn wir haben von deinen Kollegen gehört, dass sie sich einen aussuchen konnten.

    Ezra Miller: Ich vertraue da den Autoren. Ich habe im Moment keine speziellen Wünsche. Erst einmal hoffe ich bloß, dass Credence es überhaupt schafft. Ich fühle mit ihm. Ich empfinde viel Schmerz, wenn ich Credences Psyche erforsche. Ich drücke ihm echt die Daumen.

    FILMSTARTS: Musst du immer Mitgefühl für eine Figur empfinden, um sie spielen zu können?

    Ezra Miller: Hm, ich weiß nicht, ob Mitgefühl der richtige Ausdruck ist. Aber Schauspielern fühlt sich für mich immer wie ein Ausdruck von Empathie an. Was die Methodik beim Schauspielern betrifft: Da bringt man alles auf, was es eben benötigt, um eine Geschichte zu erzählen. Aber insgesamt gesehen sollten wir versuchen, uns in jeden Menschen einzufühlen.

    FILMSTARTS: Egal was sie machen und wie fragwürdig ihre Taten sind?

    Ezra Miller: Ich sehe keinen Grund, warum wir Menschen nicht für ihre Taten zur Verantwortung ziehen und gleichzeitig unser eigenes Mitgefühl… ich hätte jetzt fast „auf mehr Menschen“ gesagt, aber in „Phantastische Tierwesen“ gibt es ja nicht nur die, also sage ich „auf mehr alles“ ausweiten können sollten.

    FILMSTARTS: Also Tierwesen.

    Ezra Miller: Oder Steine. Aber im Ernst: Das ist natürlich keine einfache Aufgabe. Und ich behaupte nicht, dass ich selbst schon so weit wäre. Es ist überhaupt nicht leicht, aber es fühlt sich für mich persönlich wie eine Berufung an und es ist etwas, was mich besonders am Schauspielern und Geschichtenerzählen interessiert.

    Ein Mann, zwei Universen: Harry Potter und DC

    FILMSTARTS: Wie fühlt es sich eigentlich an, neben einer Rolle im „Harry Potter“-Franchise auch noch eine so ikonische Figur wie The Flash im DCEU zu spielen. Fühlst du dich wie ein Vorbild für Kinder und Teenager? Immerhin hast du beide Rollen fast zeitgleich gespielt.

    Ezra Miller: Ja, mehr oder weniger. Ich lebe fast schon hier, in diesen Zelten und Hallen [in den Warner-Studios in Leavesden, wo auch „Justice League“ gedreht wurde]. Es ist wirklich aufregend, an so vielen großen Projekten zu arbeiten und die Möglichkeit zu haben, solche Archetypen zu erforschen, sie auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Ich erlebe fast täglich eine Jung‘sche Rote-Buch-Erfahrung [hier spielt Miller auf das „Rote Buch“ von C. G. Jung an, in dem dieser seine Auseinandersetzungen mit dem Unbewussten festhielt], was faszinierend ist und Spaß macht. Es ist eine aufregende Zeit für mich und ich betrachte mich als gesegnet.

    FILMSTARTS: Nachdem du die Rolle ja nun schon vom ersten Film kanntest, wie hast du dich auf „Phantastische Tierwesen 2“ vorbereitet? Macht es einen Unterschied, dass du inzwischen ein bisschen besser weißt, wohin die Reise geht?

    Ezra Miller: Es ist wirklich ein spannendes Unterfangen für mich, dass ich eine Figur auf einer solchen Reise begleiten kann, auch zwischen den Filmen. Damit meine ich, dass ich weiß, was mit ihm zwischen den Filmen passiert ist, nachdem er sich in Rauch aufgelöst hatte, aber auch wortwörtlich, dass ich Zeit als Credence verbracht habe, vor allem beim Reisen. Ich war viel unterwegs zwischen diesen beiden Projekten. Immer, wenn ich die Studios in Leavesden verlassen konnte, bin ich möglichst schnell an möglichst viele Orte gereist. Und unterwegs Zeit in Credences Körper zu verbringen, hat mir sehr viel Spaß gemacht.

    Zu so etwas hatte ich bisher nie die Gelegenheit, weil ich noch nie eine größere Rolle in zwei aufeinanderfolgenden Filmen gespielt habe. Sehr interessant war, dass es bei Menschen sehr oft Mitleid hervorgerufen hat, wenn ich diese Identität in unserer Welt angenommen habe, vor allem Kellner waren oft sehr besorgt. Manchmal gehe ich nämlich als Credence aus und esse alleine zu Abend [er amüsiert sich sichtlich bei dieser Erinnerung]. Es gab wirklich einige Kellner, die eine Unterhaltung mit mir beginnen wollten und dabei sehr beunruhigt und beschwichtigend wirkten. Das macht Spaß. Die Möglichkeit zu haben, mit vollem Ernst in andere Rollen zu schlüpfen, ist ein großer Segen in meinem Leben.

    Und nun zu etwas völlig anderem

    FILMSTARTS: Aber nun zu wesentlich materiellen Fragen – du hast echt geile Schuhe an! Schwarze Slipper mit Blümchen-Muster… ist das Credences Outfit? Heißt das, er fängt jetzt an, sich mehr wie ein Zauberer zu kleiden, nachdem er im ersten Film ziemlich spießig aussah?

    Ezra Miller: [kichert] Ich weiß nicht, ob es für die Zauberer da draußen bestimmte Fashion-Regeln gibt. Es ist einfach eine andere Seite unserer Welt, auf der es auch verschiedene Facetten von Kulturen gibt, die ihre Identitäten unterschiedlich ausdrücken. So könnte es da zum Beispiel auch im Zirkus eine bestimmte Art von Kluft geben… Colleen Atwood, unsere Kostümdesignerin, ist unser Großmeister. Und es wirkt alles irgendwie ein bisschen zauberermäßig, wenn sie etwas entwirft, sogar wenn sie Muggel einkleidet.

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