Wenn man an Filme denkt, die besonders dreckig, versaut und vulgär sind, kommen einem zwangsläufig US-Teenie-Klamotten in den Kopf, die in einer sehr niedrigen Niveau-Liga spielen. Beispiele dafür wären „Party Animals” oder im besten Fall die „American Pie”-Filme. Doch wer bei „Fikkefuchs” etwas Vergleichbares erwartet, hat weit gefehlt: In Jan Henrik Stahlbergs pechschwarzer Komödie geht es um ein Vielfaches bösartiger und tabuloser zu! Vor allem aber auch viel realistischer und tragischer, weshalb hier auf einen lauten Lacher stets ein brutaler Schlag in die Magengrube folgt. Hartgesottene sollten aber auf jeden Fall einen Blick risieren – und seit dem heutigen Dienstag, den 14. August 2018, besteht auf Netflix die Gelegenheit dazu.
Darum geht’s in "Fikkefuchs"
Richard Ockers (Regisseur Stahlberg selbst), kurz Rocky, war mal der „größte Stecher von Wuppertal“ und ist seiner Vorliebe für junge Frauen immer „treu geblieben“, selbst wenn seine Anmachsprüche dank Wohlstandsbäuchlein, angegrautem Stachelbart und strähnigem Haar mit deutlichem Glatzenrund längst nicht mehr so einschlagen wie früher. Eines Tages steht dann plötzlich Rockys Sohn Thorben (Franz Rogowski) vor seiner Haustür, der nach einem sexuellen Übergriff auf eine Supermarkt-Verkäuferin in eine Psychiatrie eingewiesen wurde, von dort jedoch wieder floh. Der „Stecher” soll seinem Nachwuchs nun doch bitte die dringend benötigten Aufreiß-Tipps geben. Von da an macht sich das sexuell frustrierte und voller Komplexe steckende Vater-Sohn-Gespann gemeinsam auf die Suche nach Frischfleisch...
Darum lohnt sich das Streamen
Als „Fikkefuchs” im November 2017 in die deutschen Kinos kam, verliehen wir der bösen Sex-Groteske in unserer FILMSTARTS-Kritik starke 4 von 5 Sternen. Dabei wird vor allem die völlig konsequente und oft einfach nur brutale Tabulosigkeit hervorgehoben. So heißt es: „[Regisseur und Hauptdarsteller] Stahlberg schert sich erneut einen Scheißdreck um Konventionen oder Tabus – und polarisiert damit wie gewohnt. Wobei sohl selbst diejenigen manchmal ganz schön schlucken werden müssen, die auf seinen schmerzhaft-bösartigen Humor grundsätzlich voll einsteigen. […] Wenn Thorben nicht nur die Scheiße von Rocky abduscht, sondern sich dabei auch noch selbst auf den Kopf seines volltrunkenen Vaters übergeben muss, dann sind das schmerzhafte Fäkalhumor-Momente, an die sich wohl selbst die Farrelly-Brüder (‚Dumm und Dümmer‘) nicht mal mit der Kneifzange herangewagt hätten.”
Diese oft ins Tragische abgleitende Zügellosigkeit wäre aber nicht möglich ohne das hervorragende Hauptdarsteller-Gespann, das sich für absolut nichts zu schade ist: „‚Fikkefuchs‘ ist böse bis zur letzten Einstellung, wobei die ebenso spielfreudigen wie uneitlen Stahlberg und Rogowski ganz aufgehen in ihren unsympathischen Loserfiguren, in denen man sich als männlicher Zuschauer durchaus immer mal wiedererkennt: Kein schönes Gefühl! Die Männer in ‚Fikkefuchs‘ sind gesellschaftliche Fossile, die die vergangenen Jahrzehnte der sozialen Evolution völlig verschlafen zu haben scheinen.”
Insgesamt kommen wir zu dem Fazit, dass der Film „sowas wie die deutsche Antwort auf Joseph Gordon-Levitts Regiedebüt ‚Don Jon‘ über einen pornosüchtigen Aufreißer auf der Suche nach der wahren Liebe” sei, nur dass es „bei Jan Henrik Stahlberg alles noch viel ungebremster, schmerzhafter und bösartiger” ist.
Von uns gibt es also eine glasklare Sehempfehlung für „Fikkefuchs” – zumindest, wenn euch das bisher Gelesene nicht schon abschreckt. Ansonsten findet ihr im folgenden Artikel die besten Komödien auf Netflix, die ihr euch stattdessen anschauen könnt:
Die besten Komödien auf Netflix: Bei diesen Filmen lohnt sich das Streamen garantiert