In Gesprächen über die besten Kriegsfilme aller Zeiten findet „Full Metal Jacket“ (1987) neben Klassikern wie „Apocalypse Now“ und „Platoon“ ebenso stets Erwähnung wie in Debatten um den besten Film von Regisseur Stanley Kubrick („Uhrwerk Orange“, „2001: Odyssee im Weltraum“). Die Besetzung des Films hat es in den vergangenen 30 Jahren in die unterschiedlichsten Richtungen zerstreut – anlässlich der heutigen TV-Ausstrahlung des Films werfen wir einen Blick darauf, was Private Joker & Co eigentlich so treiben.
Matthew Modine (Private Joker)
Man könnte meinen, Matthew Modine feierte mit seiner Leistung als Private Joker seinen großen Durchbruch – immerhin spielte er die Hauptrolle in einem Oscar-nominierten Film. Ganz nach oben schaffte es Modine allerdings nie. Nachdem er 1993 in Robert Altmans „Short Cuts“ spielte, für den der Regisseur eine Oscar-Nominierung bekam, war er u. a. auch in Oliver Stones Football-Drama „An jedem verdammten Sonntag“ zu sehen. Seit seinem Auftritt in der dritten Staffel der Serie „Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn“ war Modine im Finale von Christopher Nolans Batman-Trilogie, „The Dark Knight Rises“ als Deputy Commissioner Foley sowie als John Sculley in Joshua Michael Sterns Biopic über Apple-Gründer Steve Jobs (gespiet von Ashton Kutcher) zu sehen. Zuletzt trat Modine für den Survival-Thriller „47 Meters Down“ sowie „Sicario 2“ vor die Kamera. Zudem ist er seit 2016 als Dr. Martin Brenner in der beliebten Netflix-Serie „Stranger Things“ vertreten.
Vincent D’Onofrio (Private Paula)
Einige der einprägsamsten Szenen aus „Full Metal Jacket“ gehören zweifellos Vincent D’Onofrio alias Private Paula – und auch heute noch dringt das Spiel des mittlerweile 59-Jährigen durch Mark und Bein. D’Onofrio durfte sich in den 90er-Jahren über Rollen in Filmen wie Oliver Stones „JFK – Tatort Dallas“, Kathryn Bigelows Science-Fiction-Thriller „Strange Days“ und „Men in Black“ freuen und mimte in Tim Burtons Oscar-prämiertem „Ed Wood“ sogar Orson Welles. In den vergangenen Jahren war er immer wieder Teil von weniger erfolgreichen Kinoproduktionen wie „CHIPS“ und „Rings“ sowie den Remakes von „Die glorreichen Sieben“ und „Death Wish“. Ganz besonders brennen sich aber seine Darbietungen als Fiesling ins Gedächtnis – etwa als skrupelloser Sicherheitschef, der die Dinos in Colin Trevorrows „Jurassic World“ für militärische Zwecke missbrauchen will oder als Superschurke Kingpin in „Marvel’s Daredevil“. Sein nächstes Projekt ist der Western „The Kid“, bei dem er sowohl Regie führt, als auch eine der Hauptrollen spielt.
Adam Baldwin (Sergeant Animal Mother)
Adam Baldwin, der übrigens keiner der berühmten Baldwin-Brüder ist, war in der Zeit nach „Full Metal Jacket“ allen voran in Spielfilmen zu sehen – etwa in der Fortsetzung zu John McTiernans „Predator“, Roland Emmerichs Sci-Fi-Kracher „Independence Day“ und an der Seite von Mel Gibson in „Der Patriot“. Baldwin war sogar ein Mitglied der „Men In Black“, hat er doch Agent X in der Animationsserie seine Stimme geliehen. Später etablierte er sich vor allem in der Fernsehwelt, war fester Bestandteil von Serien wie „Chuck“ und „Firefly“ sowie „The Last Ship“. Zuletzt stand Baldwin unter der Regie seines „Full Metal Jacket“-Kollegen Vincent D’Onofrio für dessen „The Kid“ vor der Kamera.
Dorian Harewood (Corporal Eightball)
Auf der Leinwand konnte sich Dorian Harewood nie so richtig durchsetzen – es sollte stets bei kleineren Nebenrollen bleiben, etwa in „Sudden Death“ mit Jean-Claude van Damme, Mathieu Kassovitz‘ Mystery-Thriller „Gothika“ und dem Remake zu John Carpenters „Anschlag bei Nacht“. Im Gegensatz dazu war er seit Ende der 80er nicht nur in zahlreichen TV-Serien wie „Eine himmlische Familie“ oder „Terminator S. C. C.“ zu sehen, sondern auch regelmäßig als Synchronsprecher tätig – so lieh er beispielsweise Shredder in „Teenage Mutant Hero Turtles“ und War Machine in der „The Incredible Hulk“-Zeichentrickserie seine Stimme. Zuletzt spielte der mittlerweile 68-Jährige in „The Right Girl“, einem Fernsehfilm von 2015.
Arliss Howard (Sergeant Cowboy)
Auch Arliss Howard hat den Sprung ganz nach oben nie geschafft, hält sich bis heute aber stets mit attraktiven Nebenrollen im Rampenlicht. Das zeichnete sich bereits zu Beginn der 90er ab, als Howard Teil von Oliver Stones kultiger Medien-Satire „Natural Born Killers“, der „Jurassic Park“-Fortsetzung „Vergessene Welt“ sowie des vor allem in den USA gefeierten „Herkules und die Sandlot-Kids“ wurde. Seit seinem Auftritt in Robert Schwentkes Sci-Fi-Romanze „Die Frau des Zeitreisenden“ im Jahr 2009 ist Howard wieder deutlicher präsenter in Hollywood, war er seitdem doch in Filmen wie „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“ und „Erschütternde Wahrheit“ sowie in der beliebten HBO-Serie „True Blood“ zu sehen. Sein nächstes Projekt ist „Butterfly In The Typewriter“ – die wahre Geschichte über Buchautor John Kennedy Toole und dessen Kampf, sein Meisterwerk „A Confederacy Of Dunces“ zu veröffentlichen.
R. Lee Ermey (Gunnery Sergeant Hartman)
Wer von „Full Metal Jacket“ spricht, hat wohl als allererstes die Ansprachen von Gunnery Sergeant Hartman im Kopf. Wenn er seine Rekruten als „niedrigste Lebensform auf Erden“ bezeichnet, als „nicht einmal annähernd so was wie Menschen“, einen „unorganisierten Haufen von amphibischer Ur-Scheiße“, dann sind das Worte, die sich langfristig in das Gedächtnis des Zuschauers brennen – und dem Film zweifellos seinen Kultfaktor verleihen. R. Lee Ermey war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zwar schon Mitte Vierzig, dennoch war „Full Metal Jacket“ für ihn einer seiner ersten Auftritte vor der Kamera – und was für einer! Seine Darbietung als fieser Oberbefehlshaber hat ihm einen langen Weg als militärischer Schreihals vor der Kamera sowie hinter dem Mikrofon geebnet: So spornt er etwa die Soldaten in Paul Verhoevens „Starship Troopers“ über Lautsprecher an, ebenso ist er als Sergeant in „X-Men: Der letzte Widerstand“ zu hören. Außerdem lieh er in den „Simpsons“ Colonel Hapablap sowie dem Sarge aus „Toy Story“ seine Stimme.
Darüber hinaus war Ermey in Alan Parkers Oscar-prämiertem Drama „Mississippi Burning“, in David Finchers Kult-Thriller „Sieben“ sowie in „Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“ und dessen Prequel „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ zu sehen. Ermey starb am 15. April 2018, im Alter von 74 Jahren, an den Folgen einer Lungenentzündung.
Heute im TV
„Full Metal Jacket“ gibt es heute Abend um 20:15 Uhr auf Kabel 1 zu sehen. Auch wenn der Film zum gefühlt tausendsten Mal im Fernsehen ausgestrahlt wird, ist doch das Besondere an Kultfilmen wie Kubricks Ausflug ins Kriegsfilmgenre, dass sie selbst beim x-ten Mal unterhaltsam und interessant bleiben.