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Der eine stand bereits vor 40 Jahren vor Gericht, weil er Geschlechtsverkehr mit einem 13-jährigen Mädchen hatte, der andere wurde seit dem Jahr 2000 mit zahlreichen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs konfrontiert: Regisseur Roman Polanski („Rosemarys Baby“) und Komiker Bill Cosby („Die Bill Cosby Show“). Letzterer wurde Ende April 2018 in zunächst drei Fällen für schuldig gesprochen, Polanski bekannte sich 1978 dazu, Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben, damit die ursprüngliche Anklage – Vergewaltigung unter Verwendung betäubender Mittel – reduziert wurde. Anschließend floh er aus den USA: Er war 42 Tage im Gefängnis, wurde auf Bewährung entlassen, erwartete dann aber, wieder in den Knast zu müssen. Obwohl Polanski stets das Stigma des Sexualstraftäters anhaftete, wurde der Regisseur in Hollywood weiterhin hoch geschätzt, erhielt 2003 einen Oscar für „Der Pianist“.
Doch nachdem die für die Oscars verantwortliche Academy of Motion Picture Arts and Science schon Ende 2017 als Antwort auf den Sex-Skandal um Harvey Weinstein einen Verhaltenskodex für ihre rund 6000 Mitglieder aufstellte, wurde nun in einem öffentlichen Statement bekanntgegeben, dass sowohl Bill Cosby als auch Roman Polanski aus der Vereinigung verbannt wurden. Als Begründung führt die Academy dort an, dass ihre Mitglieder „den Respekt vor der Menschenwürde“ hochhalten sollen (via The Hollywood Reporter).
Polanski fühlt sich ungerecht behandelt
Während vom 80-jährigen Bill Cosby, dem nach seiner Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe droht, wohl kaum ein Einspruch zu seiner Academy-Verbannung zu erwarten sein dürfte, fühlt sich Roman Polanski (der zumindest seinen Oscar behalten darf) ungerecht behandelt. Dem Stern zufolge hat dieser mittlerweile seinen Anwalt beauftragt, die Angelegenheit zu überprüfen. Der rechtliche Vertreter des Regisseurs sehe im Ausschluss seines Klienten „Kennzeichen psychischer Misshandlung“ und lasse wissen, dass der Vergleich mit Cosby eine völlige Fehldeutung der Fakten sei.
Laut Polanskis Anwalt habe es im Leben des Regisseurs nur „einen Vorfall“ gegeben „für den er schuldig befunden wurde und für den er die Verantwortung übernahm.“ Er betont zudem, dass „das Opfer ihm verziehen habe und er für viele Jahre Mitglied der Academy“ gewesen sei. Tatsächlich will Samantha Geimer schon seit langem mit dem Vorfall abschließen und verurteilte nun auch die Entscheidung der Academy als „hässliche und grausame Handlung, die nur Aufmerksamkeit erregen“ soll.
Nicht außer Acht lassen sollte man bei der Bewertung jedoch, dass gegen den 84-jährigen Regisseur weitere Vorwürfe laut wurden, darunter diese: Die britische Schauspielerin Charlotte Lewis warf ihm laut Guardian 2010 vor, sie 1983 bei einem Vorsprechen missbraucht zu haben, als sie 16 war. Die deutsche Schauspielerin Renate Langer sagte 2017, dass sie in den frühen 1970er Jahren mit 15 von Polanski vergewaltigt worden sei.