Auf Twitter findet man heute jede Menge Tweets mit oftmals identischem Inhalt: „WTF are netflix patches?” („Was zur Hölle sind Netflix-Patches?”) So manchem Zuschauer dürfte es bereits aufgefallen sein: Bei einigen Inhalten sind im Vorschaubild merkwürdige rote Schlösser zu sehen. Die Auswahl der betroffenen Nutzer ist rein zufällig, während die neuen Symbole bei bestimmten Serien wie „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse”, „Fuller House” oder „Trollhunters” zu finden sind. Alles Serien, die auch auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten sind.
Hinter den sogenannten „Patches” verbirgt sich ein neues Belohnungssystem, welches den Zuschauer nach einer gesehenen Episode mit einem digitalen Orden auszeichnet. Wieso Netflix dem Konsum seiner Serien nun einen spielerischen Anstrich verpasst, kommentiert der Streamingdienst gegenüber Variety wie folgt: „Wir testen eine neue Funktion anhand von ausgewählten Kinderserien, mit der durch sammelbare Inhalte ein mehr interaktives Erlebnis ermöglicht wird. Dadurch geben wir den Kindern etwas, worüber sie sich unterhalten und ihre Erlebnisse rundum ihre Lieblingsserien teilen können.”
"Bright", "Mute" und Co.: Darum sind so viele Netflix-Filme "schlecht"Netflix betont zudem, dass das ganze noch lediglich eine Testphase sei und dass die Entscheidung, ob die „Patches” in Zukunft ein echter Bestandteil der Plattform sein sollen, noch ausstehe. Hinter dem ganzen Prinzip steckt natürlich eine mehr oder weniger durchdachte Marketingstrategie, mit der man die jüngeren Zuschauer länger an die angebotenen Inhalte knüpfen will. Eine weitere Episode schaut man schließlich lieber, wenn man dafür sogar noch belohnt wird.
So wirklich verstehen will jedoch noch keiner das neue System. Auf Twitter gibt es zahlreiche Tweets zu sehen, in denen größtenteils Verwunderung über die Orden geäußert wird. Schließlich hält sich der Belohnungseffekt in Grenzen. Neue Episoden schaltet man durch eine Auszeichnung nämlich nicht frei. Ein Vater schreibt auf Twitter, es sei ohnehin schon schwer genug, seinen Sohn vom Netflix-Schauen abzuhalten. Eine Nutzerin kommentiert den „Patch”-Wahn wie folgt: „Was soll das? Ich will doch nur fernsehen… Mehr brauche ich nicht.”
Steam lässt grüßen
Das Ganze erinnert stark an die Spieleplattform Steam, auf der man über einen persönlichen Account Computerspiele digital erwerben und spielen kann. Besondere Leistungen wie das Erreichen einer bestimmten Spielzeit werden bei den meisten Spielen mit Achievements, also ebenfalls digitale Orden, ausgezeichnet.
Wird das Konsumieren von Serien und Filmen also in Zukunft auch ein reines Abgrasen von Achievements? Es bleibt zumindest interessant, ob Netflix an seinem System festhält und vielleicht sogar bei erwachsenen Inhalten die „Patches” testen wird. Erfolgs-Einblendungen wie „Vier Stunden Binge-Watching ohne Nutzen der Pausenfunktion” oder „Eine schaffst du noch” könnten dann zum Streaming-Alltag gehören. Schöne neue Streaming-Welt.