Der weibliche John Wick: Charlize Therons One-Take-Prügelei
aus „Atomic Blonde“
Lieblingsszene von Annemarie Havran
Zugegeben: Es gibt nicht nur eine tolle Kampfszene in „Atomic Blonde“ – mag der Plot noch so oberflächlich sein, die Figuren noch so austauschbar, in Sachen Action spielt „John Wick“-Regisseur und Profi-Stuntman David Leitch in der Oberliga. Der gesamte Action-Thriller ist ein Fest aus genial choreografierten Nahkampfszenen und atemberaubenden Stunts. Doch während Charlize Theron als Spionin Lorraine Broughton sich die meiste Zeit über in wahnsinnig stylishen Klamotten zu obercooler 80er-Jahre-Musik durch Berlin prügelt, sticht meine Lieblingsszene durch das komplette Gegenteil heraus: Hier ist nichts glamourös, es spielt keine Musik und Theron ist blutverschmiert und verschwitzt, während sie sich durch ein heruntergekommenes Mietshaus kämpft. Das Ganze gipfelt in einem rohen, brutalen und absolut überzeugenden Faustkampf zwischen der Heldin und einem russischen Schergen, gefilmt als One-Take-Kampfballett.
Während dieser Szene saß ich nach Luft schnappend im Kinosessel und konnte kaum glauben, dass sich die Kontrahenten trotz ihrer zahlreichen Verletzungen immer wieder hochrappeln, schließlich sichtlich geschwächt fast schon in Zeitlupe weiterkämpfen, nur um am Ende noch mal alle Kräfte - und auch das ein oder andere gerade greifbare Küchengerät - zu mobilisieren. Mir gefällt die Szene gerade deswegen so gut, weil die Brutalität und der dazugehörige Schmerz sowie die Entkräftung der Kämpfer einfach mal pur und schnörkellos dargestellt wird: Das Töten ist ein schmutziges Geschäft – und das wird in Hollywood-Hochglanzproduktionen mit ihren geschönten, blutlosen Actionszenen oft vergessen.