Jeff Bridges wird ausfällig
aus „Hell Or High Water“
Lieblingsszene von Björn Becher
In „Hell Or High Water” finden sich gleich mehrere meiner Lieblingsszenen des Kinojahres 2017. Interessanterweise sind die für mich eindrucksvollsten Momente nicht der starke Epilog oder die Szenen mit den bankenüberfallenden Filmbrüdern Chris Pine und Ben Foster, sondern die kleinen Gespräche zwischen den beiden Gesetzeshütern, die von Jeff Bridges und Gil Birmingham gespielt werden. Da gibt es etwa den wunderbaren Dialog über die Dominanz des Bankensystems und den amüsanten Besuch eines kleinen Lokals mit resoluter Bedienung. Die beste Szene ist aber für mich eine ziemlich einseitige Unterhaltung der Gesetzeshüter in einem Motel-Zimmer:
Der von Bridges gespielte Marcus Hamilton trinkt gemütlich ein Bier und bequatscht seinen im Bett liegenden und Fußball im TV schauenden Partner Alberto (Birmingham), der sichtlich nur seine Ruhe haben will. Bald kommt Marcus auf die Abstammung von Alberto zu sprechen, der halb Komantsche, halb Mexikaner ist und die Aussagen werden zunehmend rassistischer. Dabei sind Marcus und Albert eigentlich nicht nur Kollegen, sondern durchaus auch Freunde. Man merkt, dass der eine den anderen im Prinzip nur necken will und ein wenig ärgern. Doch im Gesicht von Alberto kann man wunderbar ablesen, wie diese Worte ihn verletzen, wie sie ihn treffen und es dauert, bis er sich zu einer bissigen Gegenbemerkung aufraffen kann…
Drehbuchautor Taylor Sheridan zeigt auf subtile Weise, wie mächtig Worte sein können und wie unbedacht sie oft eingesetzt werden. Die beiden Schauspieler bringen die unangestrengte Komplexität der Szene perfekt auf die Leinwand und es ist besonders schön zu sehen, wie sich Alberto schließlich dazu durchringt, seinem Partner zu vergeben.