Top 10 von Thomas Vorwerk
(freier Kritiker)
1. „Lady Macbeth“
Beklemmender Film über durch mehrfachen Mord erkämpfte Frauenrechte. Spätestens ab der Wasserfallszene scheiden sich die Geister.
2. „Elle“
Noch extremer als „Lady Macbeth“, aber echte Filmkunst kann man einfach nicht ignorieren. Das späte Comeback von Paul Verhoeven („Robocop“, „Showgirls“), in dem er Tabuthemen nicht nur anreißt, sondern Isabelle Huppert so einsetzt, dass ihre Haneke-Schocker nurmehr wie Trainingseinheiten zur Vorbereitung wirken.
3. „Moonlight“
Am schönsten ist „Moonlight“, wenn die Kamera intensive Farbtupfer einbringt oder Regisseur Barry Jenkins mit seiner Indie-Mentalität die eigentlich recht konventionelle Narration durchschießt. Der veritable „selling point“ (nicht zuletzt auch vor der hochwürdigen Oscar-Academy) ist aber das Thema.
4. „Innen Leben“
Hin und wieder gibt es einen Film, bei dem das Zuschauen so weh tut wie hier - man aber nicht wegschauen kann. Der letzte davor war vermutlich „Boys Don't Cry“.
5. „God's Own Country“
Eine dieser kleinen Filmperlen, die man schnell zwischen den vermeintlich „wichtigeren“ Teilen der unaufhörlichen Filmflut aus den Augen verliert. Der berührendste Liebesfilm des Jahres.
6. „La La Land“
Traumwelt Hollywood mit ein paar bittersüßen Nuancen. Knüpft an vergangene Zeiten an, aber so, dass man auch ein junges Publikum erreicht.
7. „Casting“
Ein eigentlich durch und durch fürs Fernsehen konzipiertes Meisterstück eines der „Revolver“(LINK)-Masterminds, bei dem die Kinoauswertung zwar nur vergleichsweise wenige erreichte, aber dennoch ein Glücksfall war.
8. „Born To Be Blue“
Ethan-Hawke-Biopic, die erste. Ein Leidensweg mit etwas Liebe und Carmen Ejogo.
9. „Maudie“
Ethan-Hawke-Biopic, die zweite. Ein Leidensweg mit etwas Liebe und Sally Hawkins.
10. „Nur ein Tag“
Arthaus-Kino für Kinder. Multitalent Martin Baltscheit (ich war schon Fan nach seinem allerersten Comic „Valerius“) gibt sein Kinodebüt, indem er sein eigenes Kinderbuch kongenial auf die Leinwand bringt. Der tollste Kinderfilm seit Jahren, auch für Erwachsene uneingeschränkt ein Erlebnis.
Besondere Erwähnungen:
[5] „Weirdos“ (Bruce McDonald, Kanada 2016)
Coming-of-Age 1976 in Kanada, mit toller Schwarzweiß-Fotografie und lauter liebevollen kleinen Details.
[19] „Close-Knit“ (Naoko Ogigami, Japan 2017)
Ist die transsexuelle Freundin des Onkels der bessere Mutterersatz für die elfjährige Tomo? Regisseurin Ogigami („Rent-a-Cat“) ist eine Meisterin ihrer selbstgeschaffenen bittersüßen Zuckerwatte-Welt.
[22] „Spielberg“ (Susan Lacy, USA 2017)
Eine überlange, reichlich schwärmerische Doku über Steven Spielberg, die mich aus unerfindlichen Gründen mehr verzauberte als seine neuesten Filme. Die pralle Starbesetzung diverser prominenter „Zeitzeugen“ hat nicht geschadet.