Top 10 von Christian Fußy
(Volontär)
1. „Die Taschendiebin“
Das Erotikmärchen „The Handmaiden“ (so der internationale Titel) von „Mr. Vengeance“ Park Chan-wook ist für mich mit durchaus bequemem Abstand der beste Film des Jahres 2017. Die wendungsreiche Love-Story zwischen der Adeligen Izumi (Kim Min-hee) und der gewitzten Betrügerin Sook-He (Kim Tae-ri) ist wunderbar melodramatisch, gespickt mit schwarzem Humor, sexy, skurril, zuweilen herrlich vulgär und manchmal alles auf einmal. Dass mich der Film bis zum Schluss gefesselt und auch danach nicht losgelassen hat, liegt vor allem daran, dass mir die beiden Hauptfiguren sofort ans Herz gewachsen sind und ich ihrer Liebe zu jeder Zeit die Daumen gedrückt habe: Kim Min-hee und Kim Tae-ri sind absolut bezaubernd. „Die Taschendiebin’ ist ein monumentaler Schmachtfetzen im besten Wortsinn, ungeniert und ohne einen Hauch von Ironie romantisch. Pure, ungezügelte Leidenschaft – sowohl vor als auch hinter der Kamera.
2. „Paddington 2“
Hätte mir Anfang 2017 jemand erzählt, dass nicht „Es“ oder „Blade Runner 2049“, sondern „Paddington 2“ zu meinen Lieblingsfilmen des Jahres zählen würde, hätte ich diese Person wahrscheinlich für verrückt erklärt. Das liegt vor allem daran, dass mir der nicht minder unterhaltsame erste Teil damals noch nicht bekannt war und ich niemals damit gerechnet hätte, dass ein kleiner britischer Bär so unglaublich charmant sein kann. So ist auch Paddingtons (Ben Wishaw) zweites Leinwandabenteuer eine Heidengaudi. Die Figuren, allen voran Sally Hawkins als des Bärchens Ersatz-Mutti Mary Brown und Hugh Grant als exzentrisch-narzisstischer Scharlatan Phoenix Buchanan, strotzen vor Persönlichkeit, und wenn die Filmemacher zwischendurch auch einmal ernstere Töne anschlagen, ist das dermaßen herzlich, liebevoll und rührend, dass selbst unter den Erwachsenen im Publikum gewiss kein Auge trocken bleibt.
3. „Good Time“
Trotz des düsteren Grundtons und seiner ranzigen Fassade macht der Großstadtthriller jede Menge Spaß. Bankräuber Connies (Robert Pattinson) wilde Reise durch die Nacht ergibt zwar logisch nicht immer hundertprozentig Sinn, Pattinsons exzellente Performance und der elektrisierende Synthie-Score sind jedoch so mitreißend, dass Fragen nach dem Wie und Warum schnell zur Nebensache verkommen. Ähnlich wie in „Hundstage“ mit Al Pacino oder in Ben Afflecks „The Town“ empfindet man trotz aller ihrer Laster Empathie mit den Figuren des Films. Die Safdie-Brüder („Heaven Knows What“) zeigen die Konsequenzen von Connies Handlungen manchmal mit drastischer, abstoßender Härte, meist aber auch mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors.
4. „Guardians Of The Galaxy 2“
Der schießwütige Waschbär Rocket Raccoon (Bradley Cooper) ist eine einsame Kreatur, zerfressen von Minderwertigkeitskomplexen, angestauter Frustration und tief verwurzeltem Selbsthass und für mich die interessanteste Figur im gesamten MCU. In „Guardians Of The Galaxy 2“ hat der flauschige Frankenstein einen eigenständigen Handlungsstrang, in dem er sich mit seiner Unsicherheit auseinandersetzen muss. Die rohe Emotionalität, mit der Regisseur James Gunn diese Geschichte erzählt, macht „Guardians 2“ für mich zum bisher besten Marvel-Film.
5. „The Killing Of A Sacred Deer“
6. „Elle“
7. „Baby Driver“
8. „Get Out“
9. „T2: Trainspotting“
10. „Blade Runner 2049“
Besondere Erwähnungen:
„Fremd in der Welt“ (Macon Blair, USA 2017)
„Brawl In Cell Block 99“ (S. Craig Zahler, USA 2017)
„Colossal“ (Nacho Vigalondo, Spanien/Kanada 2016)
