„Das Fleisch der Wassermelone“ (Tsai Ming-liang, 2005)
2005 schickte Taiwan Tsai Ming-Liangs „Das Fleisch der Wassermelone“ ins Rennen um den Oscar für den „Besten nicht-englischsprachigen Film“ – in den verhältnismäßig prüden USA muss das bei nicht wenigen als glatte Provokation aufgefasst worden sein. Denn so kunstvoll das dialogfreie Romantikdrama, dessen Protagonisten ihr Gefühlsleben nur gelegentlich über so kurze wie opulente Musical-Einschübe explizit ausdrücken, auch inszeniert sein mag, so sexuell freizügig treten die beiden Hauptdarsteller Lee Kang-sheng und Shiang-chyi Chen auch auf. Zu den stärksten (Sex-)Szenen des Films gehört – dem deutschen Verleihtitel entsprechend – ein indirekter Akt: Eine Wassermelone, gehalten zwischen gespreizten Frauenbeinen, dient gleichzeitig als Vagina-Ersatz, Fetisch-Objekt und Zensurbalken.