„The Big Bang Theory“ erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und wurde bereits für eine elfte und zwölfte Staffel verlängert. Noch immer schauen jede Menge Menschen den Nerds Leonard (Johnny Galecki), Sheldon (Jim Parsons), Raj (Kunal Nayyar) und Howard (Simon Helberg) bei ihren witzigen Erfolgen und Entgleisungen im Leben zu. Ganz klar, diese Truppe und ihre Freunde haben viele in ihr Herz geschlossen. Doch ein Video-Essay auf dem YouTube-Kanal Pop Culture Detective (via The Mary Sue) rückt die Serie und insbesondere die vier männlichen Hauptprotagonisten in ein ganz anderes und sehr unerwartetes Licht: Demzufolge sind sie nämlich frauenfeindlich.
Endlich offiziell: "The Big Bang Theory" bekommt zwei weitere StaffelnJonathan McIntosh, der für das Video verantwortlich ist, bezeichnet Leonard, Sheldon und Co. als Vertreter des „Adorkable Misogynist“-Typs. Damit meint er männliche Figuren, deren nerdige Variante von Maskulinität sowohl auf komische Weise erbärmlich als auch liebenswürdig dargestellt wird. Doch ihr Status als nette Geeks soll der Grund dafür sein, weshalb sie eine große Bandbreite an unheimlichen und regelrecht sexistischen Verhaltensweisen an den Tag legen dürften, ohne dass es ihnen groß übel genommen würde.
McIntosh verortet diesen Figurentyp in einer Traditionslinie mit der Darstellung von Nerds in der Film- und Fernsehgeschichte der vergangenen 30 Jahre. Dabei stellt er fest, dass Geeks oft dabei gezeigt würden, wie sie Frauen nachspionieren, belügen, manipulieren, verfolgen oder regelrecht missbrauchen. Trotzdem würden ihre Taten zwar als armselig, aber ultimativ auch harmlos und sogar liebenswürdig in Szene gesetzt. Dies gelte nun auch für die Männer in „The Big Bang Theory“, deren sympathisches Auftreten ihre in Wahrheit dunkleren Seiten entschuldigen soll.
Nerds als Sexisten
Howard wird als „Perverser mit einem goldenen Herzen“ beschrieben, der besonders in den frühen Staffeln von Frauen sprechen würde wie ein Zoowärter von Tieren, die es einzufangen und zu zähmen gilt – und der mitunter regelrecht kriminell wird. Zum Beispiel, als er in einer Folge das Haus von „America’s Topmodel“ mit Hilfe einer Spionage-Drohne und einem Bekannten beim US-Geheimdienst ausfindig gemacht hat. Und selbst in der Beziehung mit Bernadette (Melissa Rauch) würde er sie die ganze Hausarbeit erledigen lassen. Raj hingegen werde besonders betrunken zum Sexisten, der Frauen belästige.
Leonard wiederum würde ein „Nein“ von Frauen, insbesondere von Penny (Kaley Cuoco), nicht akzeptieren, weshalb er sie am Ende doch noch kriegt. Gleichzeitig würde er durch seine eher besonnene Art und seinen milden Protest den Sexismus der anderen nur fördern oder legitimieren. Und Sheldon habe zwar keine Ahnung von irgendwelchen sozialen Interaktionen, aber wenn er schlecht über Frauen redet, dann soll das angeblich nicht seinem Unwissen und Desinteresse gegenüber Menschen allgemein geschuldet sein, sondern sich wirklich und spezifisch gegen Frauen richten.
Selbstironie kaschiert Frauenfeindlichkeit
Um die Nerds trotzdem sympathisch erscheinen zu lassen und ihren Sexismus zu vertuschen, würde jede Menge (Selbst-)Ironie seitens der Drehbuchautoren zum Einsatz kommen, was von McIntosh „Ironic Lampshading“ genannt wird. Wenn etwas absichtlich und offenkundig wird, soll es erst recht als Witz erkannt werden – etwa, wenn Howard selbst behauptet, dass es gruselig sei, wenn er den Models mittels modernster Technologie nachstellt. Gleichzeitig würden die Autoren damit durchblicken lassen, dass sie sich dessen selbst bewusst seien. Dadurch, so McIntosh, könne man jederzeit mit allem Möglichen davonkommen.
Den ganzen Video-Essay könnt ihr euch unter dieser Nachricht ansehen. Stimmt ihr McIntosh zu? Ungeachtet der Kritik wird „Big Bang“ natürlich weitergehen: Erste inhaltliche Details zu elften Staffel wurden jüngst bekannt, im deutschen Free-TV laufen die verblieben Folgen der zehnten Staffel immer montags um 20:15 Uhr auf ProSieben.