Diese Woche IN:
Ser Davos: Wir lieben ihn einfach! Der von Liam Cunningham gespielte Ser Davos Seaworth (ja, auf Deutsch heißt er Seewert) ist ein grandioser Szenendieb und seine Meisterleistung erbringt er in der siebten Staffel von „Game Of Thrones“ in der dritten Episode, als Jon und Daenerys einander vorgestellt werden. Nachdem die superprofessionelle Missandei ihre elend lange „Mother Of Dragons“-Vorstellungslitanei runtergerasselt hat – ihr wisst schon, „Beschützerin des Reiches, Mutter der Drachen, Sprengerin der Ketten undsoweiterundsofort“ – ist es an Davos, Jon vorzustellen. Davos, sichtlich um Worte verlegen, sagt nur: „Das ist Jon Schnee.“ Und fügt dann nach einer Pause noch schnell hinzu: „Er ist König des Nordens.“ Dabei schaut er so betreten drein, als wäre er gerade vor den Schulrektor zitiert worden – und gewann bei uns gleich hundert Sympathiepunkte auf einmal! Dass wir diese Szene so feiern, liegt auch an Liam Cunninghams wahnsinnig toller Stimme und Intonation, die wir in der Originalfassung genießen – und hier nuschelt er sein „This is Jon Snow – he’s Kinginthenorf (= King In The North)“ einfach besonders schön.
Die epische Schlacht in „Kriegsbeute“: Und zack! Endlich hat Daenerys einen Drachen im Kampf eingesetzt und allen gezeigt, wo der Hammer hängt. Als die Dothraki in der vierten Episode gegen die Lannisters in den Kampf ziehen und dann auch noch Drache Drogon mit seiner Feuersbrunst über die Feinde von Daenerys hereinbricht, hat „Game Of Thrones“ einmal mehr bewiesen, wie episch es sein kann.
Samwell Tarly in der perfekt montierten Latrinen-Szene: Doch die Serie ist nicht nur episch, sie ist auch in den kleinen, scheinbar unwichtigen Momenten sehr oft bestechend gut - und das nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch. In Staffel sieben liefert die sogenannte „Scheißhaus-Szene“ einen Beweis dafür. Denn obwohl es in Westeros um alles geht und Zombies gegen Drachen gegen Soldaten gegen Wildlinge kämpfen, wird auch immer wieder Kleinigkeiten sorgfältig inszenierter Raum gewährt – wie Samwell Tarlys (John Bradley) hartem Alltag in der Zitadelle von Oldtown (=Altsass), in die er eigentlich gekommen ist, um Wissen für den Krieg gegen die Untoten zu sammeln, aber stattdessen von den verkopften Maestern immer wieder ausgebremst und zum Latrinen-Leeren verdonnert wird. Und so wird die Serie gleich auch noch ein ganzes Stück geerdeter: Ja, auch in „Game Of Thrones“ müssen die Leute aufs Klo!
Diese Woche OUT:
Die dämliche Mission des „Suicide Squad“: Ganz an vorderster Front der von uns kritisierten Punkte steht die absolut hanebüchene Geschichte um die „Wir fangen einen Zombie“-Mission von Jon Snow (Kit Harington) und Co. Die Autoren schienen so auf ihr Ziel fixiert, irgendwie einen Drachen hinter die Mauer zu manövrieren, um den Eisdrachen entstehen lassen zu können, dass sie dabei scheinbar völlig übersehen haben, wie sinnlos sich die zu diesem Punkt führende Geschichte für den Zuschauer anfühlte. Die komplette Truppe der wichtigsten Männer der ganzen verdammten Story fast unbewaffnet mitten in die Todesgefahr hinter die Mauer laufen zu lassen, nur um einen einzigen blöden Untoten zu fangen, und am Ende vom rennenden Gendry (ja, er kann nicht nur gut rudern), einem in Lichtgeschwindigkeit fliegenden Raben und einem DRACHENTAXI gerettet zu werden, ist einfach bescheuert. Als die Jungs in Folge fünf aufbrachen, dachten wir noch: Okay, der Plan ist dumm, aber vielleicht entpuppt sich das am Ende doch noch als richtig gute Geschichte! Nach Folge sechs wussten wir dann: Nee, leider nicht.
Der Turbogang: Wie im vorigen Punkt bereits erwähnt, geht in der siebten Staffel alles einfach viel zu schnell. Dabei stört uns jetzt nicht mal so sehr das unrealistisch schnelle Reisen der Figuren, sondern eher der Aspekt, dass auch die Erzählung oft übereilt wirkt und somit Figurenzeichnungen, Motivationen und leider oft auch Logik viel zu kurz kommen. Ja, wir wissen, es geht nun auf das Ende zu. Es steht nicht mehr im Vordergrund, die Figuren kennenzulernen und neue Handlungsbögen zu entwerfen, sondern das Ganze irgendwie in den sicheren Hafen zu steuern. Aber trotzdem: Wenn in einer Serie, in der mal eine ganze Staffel lang erzählt wurde, wie Brienne Jaime von Winterfell nach King’s Landing eskortiert, diese Strecke nun innerhalb einer Folge gefühlt zehnmal zurückgelegt wird, dann ist das eine Beschleunigung, bei der dem Zuschauer schon mal schlecht werden kann.
Cliffhanger, die am Ende keine sind: Auch die Spannung litt unter diesem schnellen Tempo, denn oft wurden mittels Cliffhanger Spannungsbögen aufgebaut, die dann am Ende keine waren und einfach in der Luft verpufften, während man erzählerisch zum nächsten Punkt eilte. So war die ganze Aufregung um Jaimes scheinbares Ertrinken, den eingekesselten Greyworm und die wichtige Entdeckung von Gilly, die Samwell zu ignorieren schien, völlig umsonst – alles löste sich in spannungsloses Wohlgefallen auf.
Auch wenn diese Kritikpunkte den Genuss der siebten Staffel ein wenig trübten – gefallen hat sie den „Game Of Thrones“-Fans unter uns dennoch und wir sind gespannt wie Flitzebögen, wie die ganze Geschichte in der finalen Staffel nun letztendlich ausgeht!