Mein Konto
    Niemand spielt so großartig so grundverschiedene Bösewichte wie Kevin Spacey

    Nach unvergessenen Rollen in „Sieben“ und „Die üblichen Verdächtigen“ verkörpert Kevin Spacey auch in Edgar Wrights „Baby Driver“ (Kinostart: 27. Juli) einen Bösewicht – und wieder trotzt er der Antagonisten-Rolle völlig neue Seiten ab!

    Sony Pictures

    Eigentlich dürfte es niemanden mehr verwundern, immerhin hat Kevin Spacey bereits vollkommen verdient zwei Oscars abgeräumt – 1996 als Bester Nebendarsteller für „Die üblichen Verdächtigen“ und 2000 als Bester Hauptdarsteller für „American Beauty“.

    Trotzdem ist es jedes Mal wieder erstaunlich, wie es dem Golden-Globe-Gewinner (für „House Of Cards“) auch nach mehr als 30 Karrierejahren immer noch gelingt, sich in seinen zahlreichen Bösewicht-Rollen nie zu wiederholen.

    Hart! Aber auch herzlich?

    Im hochtourigen Action-Thriller „Baby Driver“ spielt Kevin Spacey den Heist-Planer Doc, der aus Prinzip niemals mit derselben Crew mehr als ein Ding durchzieht – nur Baby (Ansel Elgort) ist bei ihm als Fluchtwagenfahrer immer gesetzt.

    Wenn Doc vor seiner Tafel mit Hilfe von Spielzeugautos einen seiner Überfall-Pläne vorstellt, erinnert er an einen Uni-Professor, der vor Studenten eine Vorlesung hält – aber trotz dieser kühl-professionellen Art ist vom ersten Moment an klar, dass er im Fall der Fälle zu wirklich allem fähig wäre. Kein Wunder also, dass sein Wort selbst für durchgeknallte Psychopathen wie Bats (Jamie Foxx) Gesetz ist.

    Baby Driver

    Im letzten Drittel fügt Kevin Spacey seiner Rolle sogar noch einen weiteren spannenden Twist hinzu – aber den werden wir an dieser Stelle natürlich nicht spoilern. Stattdessen werfen wir einen Blick zurück auf seine vielseitige Karriere als Gangster, Politiker und Serienkiller, denn kaum jemand sonst hat dem Bösen bisher so viele verschiedene Facetten abgewonnen wie der 57-jährige Hollywoodstar.

    Von aalglatt bis abgrundtief böse

    Das manipulative Mastermind

    Er hat uns alle um den Finger gewickelt: Zuerst ist Kevin Spaceys Roger „Verbal“ Kint nur einer der üblichen Verdächtigen in Bryan Singers vertracktem Gangsterthriller. Wir glauben dem harmlos wirkenden Kleinkriminellen mit dem Hinkebein und der gelähmten Hand genauso wie der von Chazz Palminteri gespielte Cop im Film seine mit leiser Stimme vorgetragenen Geschichten vom teuflischen Keyser Soze – und wenn es zur berühmten Schlusswendung von „Die üblichen Verdächtigen“ kommt, dann stellen wir schockiert fest, wie leicht wir uns haben täuschen lassen: Wenn man sich beim zweiten Sehen auf Kevin Spacey konzentriert, wird eine wahre Meisterleistung der kontrollierten schauspielerischen Täuschung offenbar und in seinen doch so betont ausdruckslosen Augen scheint nicht nur die pure Boshaftigkeit aufzublitzen, sondern auch der leise Spott eines überlegenen Strategen. Für diese unvergessliche Lektion erhielt Spacey vollkommen verdient seinen ersten Oscar.

    Das absolut Böse

    Nach fünf grausamen Ritualmorden an scheinbar zufällig ausgewählten Personen tappt die Polizei bei ihrer Suche nach dem offenbar geisteskranken John Doe immer noch im Dunkeln. Der Killer scheint dem Gesetz immer einen Schritt voraus zu sein. Je mehr die Detektives Summerset (Morgan Freeman) und Mills (Brad Pitt) über den Wahnsinnigen erfahren, desto mehr wirkt er wie eine übermenschliche, fast schon allwissende Präsenz, die jeden ihrer Schritte aus dem Schatten zu verfolgen scheint. Aber dann läuft John Doe plötzlich durch die Vordertür der Polizeiwache und stellt sich den Gesetzeshütern. Es ist das erste Mal, dass das Publikum sein Gesicht sieht – und es ist das von Kevin Spacey, der bewusst nicht im Vorspann des Films genannt wird.

    Kevin Spacey ist zwar nur im letzten Abschnitt von David Finchers „Sieben“ zu sehen, trotzdem ist sein John Doe neben Hannibal Lecter DIE Serienkiller-Kinofigur der 90er Jahre. Bei seiner Unterhaltung mit Mills wird klar, dass der Moralfetischist nicht nur genau weiß, was als nächstes passieren wird, er strahlt eine fast schon ansteckende Vorfreude auf das Leid aus, das dem jungen Detektive noch bevorsteht. Denn der finale Clou, mit dem John Doe schließlich seinen teuflischen Plan trotz seiner Festnahme doch noch zu Ende bringt, zählt zu den grausamsten Twists der Filmgeschichte!

    Der verführende Strippenzieher

    Die Politlandschaft in „House Of Cards“ ist so zynisch, wie wir sie uns (zumindest vor Donald Trump) kaum vorstellen konnten – und Frank Underwood ist ihr unbestrittener Herrscher! Nur auf die Sicherung seiner eigenen Macht bedacht, spinnt der Manipulations-Profi unermüdlich Intrigen, wobei er weder vor Bestechung noch vor Mord zurückschreckt. Wer nicht selbst skrupellos genug ist, um sich auf sein Niveau (herab) zu begeben, der hat eigentlich von vorneherein keine Chance.

    In aller Regel ist Frank Underwoods dreckiges Spiel auch noch von Erfolg gekrönt – und dabei sind nicht einmal wir vor dem Fernseher vor seinen schneidig-herablassenden Verbalattacken sicher, denn Kevin Spacey durchbricht in der Rolle des Politikers immer wieder die vierte Wand und spricht direkt zum Zuschauer. Das Perfide daran: Er legt bei seinen egomanischen Missetaten oft ein solch mitreißend-teuflisches Charisma an den Tag, dass er uns trotz allem immer wieder zum Daumendrücken verführt.

    Der eitle Soziopath

    An Supermans Lieblingsfeind Lex Luthor haben sich schon sehr unterschiedliche Schauspieler versucht, zuletzt machte ihn Jesse Eisenberg in „Batman V Superman“ zum hibbelig-überdrehten neureichen Turnschuhträger. Was für ein Kontrast zu Kevin Spaceys bitterem Luthor im gescheiterten Reboot „Superman Returns“: Die übertriebene Eitelkeit des stets penibel gestylten Glatzkopfs ist durchaus amüsant, aber sie geht mit einer maßlosen Arroganz und einer nicht immer erfolgreich unterdrückten Aggression einher. Dieser Lex Luthor lässt sich eben nicht als Witzfigur abtun, vielmehr tun sich echte psychische Abgründe auf, sein Hass und seine Gier wirken echt. Ausgerechnet in einer Comicverfilmung übt sich Kevin Spacey in Disziplin und beschert uns einen seiner menschlichsten Bösewichte.

    Das aalglatte Business-Monster

    Filmproduzent Buddy Ackerman (Kevin Spacey) macht sich „Unter Haien in Hollywood“ einen Spaß daraus, seinen Assistenten Guy (Frank Whaley) regelrecht zu foltern. Nach und nach zerstört er dessen positive Lebenseinstellung, nimmt ihm jegliches Selbstwertgefühl, zerstört seinen Enthusiasmus und sogar sein Liebesleben. Als Guy schließlich einen Nervenzusammenbruch erleidet und seinen ungeliebten Boss mit Waffengewalt entführt, sieht es so aus, als würde der Sadist im Chefsessel nur bekommen, was er längst verdient. Allerdings hat der Meister-Manipulator Buddy noch das ein oder andere Ass im Ärmel!

    Kevin Spacey spielt das Business-Monster mit eiskaltem Kalkül und verleiht der Rolle einen geradezu diabolischen Charme. Während die pechschwarze Komödie ab der Mitte zwischenzeitlich sogar Richtung Tragödie tendiert, wenn Buddy plötzlich die Abgründe seines eigenen Werdegangs im Haifischbecken Hollywood vor seinem Entführer ausbreitet, offenbart der Plot im Finale sogar noch Elemente eines Horrorfilms. Eine riskante Gratwanderung in einem zu wenig bekannten Film, die dank seines bestens aufgelegten Stars mühelos gelingt!

    Der sadistische Sklaventreiber

    So einen Chef wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht: Wenn Kevin Spacey als Vorgesetzter des buckelnden Büroangestellten Nick (Jason Bateman) in „Kill The Boss“ so richtig vom Leder zieht, muss man einfach nur lieben, wie sehr man seine Figur hasst! Wo der zweifache Oscarpreisträger ansonsten oft betont kontrolliert agiert, merkt man ihm hier jederzeit an, wie viel Spaß ihm das Spielen der Rolle offenbar bereitet – auch ein Kevin Spacey kann einfach mal loslassen und dem Affen so richtig Zucker geben.

     

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top