Metropolis (1927)
Regie: Fritz Lang
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, während der Mittelstand zusammenschrumpft, heißt es. Ob dieser Befund so überhaupt stimmt, darüber streiten sich die Experten. Aber für viele Menschen fühlt sich die Gegenwart nicht nur zunehmend ungerecht an, sondern sie spüren sozialen Abstieg und Existenznot ganz zweifellos am eigenen Leibe. Ein solches Szenario hat einst schon Karl Marx prognostiziert und in Fritz Langs Stummfilm-Monument „Metropolis“ aus dem Jahre 1927 ist es zur beängstigend realen und gespenstisch aktuellen (damals wie heute) Kinovision geworden.
Der in Österreich geborene Regisseur zeichnet das Bild einer gespaltenen Gesellschaft, in der die einen unter Tage schuften, während die privilegierte Minderheit oben das Leben genießt. Hier gehen die Uhren für die Angehörigen der verschiedenen Klassen im wahrsten Sinne des Wortes anders. Für die Arbeiter besteht keine Chance zum Aufstieg und die eigentlich bahnbrechende Konstruktion eines weiblichen Maschinenmenschen treibt im Ergebnis bloß einen zusätzlichen Keil zwischen die Gruppen, weil jeder die Erfindung nur zu seinem eigenen Vorteil nutzen will - zur räumlichen Trennung hat sich längst eine innere Entfremdung gesellt. In dieser Situation zündet Lang nicht etwa das revolutionäre Pulverfass, sondern setzt auf die Diplomatie: „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“. Ein Funken Hoffnung zumindest im Film, da ist es sicher nicht verkehrt, diesen Klassiker der Filmgeschichte mal wieder aus dem Regal zu ziehen.