Platz 3: Welt am Draht (1973)
Regie: Rainer Werner Fassbinder
„Welt am Draht“ ist ein Vorläufer des Cyberpunk-Kinos, denn Rainer Werner Fassbinder schickte seine Figuren bereits 1973 in einen reißenden Strudel aus Schein und Sein. Der geradlinigen, bodenständigen Inszenierung steht dabei ein mitunter futuristisches Ambiente gegenüber, wodurch der Film ein Höchstmaß an Paranoia auch auf den Zuschauer überträgt. Ausgangspunkt bildet eine simulierte Kleinstadt, deren Bewohner (genannt Identitätseinheiten) zunehmend unerklärliche Verhaltensweisen an den Tag legen und mit Einstein (Gottfried John) gelingt es sogar einer Figur, der künstlichen Welt zu entfliehen - doch kurz darauf muss er erkennen, dass auch diese vermeintlich „reale“ Welt ihrerseits bloß konstruiert ist. Jene Symbiose von Technisierung und innerer Verlorenheit sollte wenige später zum Kernmotiv des dystopischen Science-Fiction-Kinos avancieren.