„A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm“
Thematisch hat Richard Linklater seine klaren Steckenpferde, was man an Filmen wie „Confusion – Sommer der Ausgeflippten“, seiner „Before“-Trilogie oder „Boyhood“ unschwer erkennen kann: die Liebe, das Erwachsenwerden und das Vergehen von Zeit im Allgemeinen. Wie er sich aber visuell mit diesen Themen auseinandersetzt, fällt immer wieder ganz unterschiedlich aus. 2001 zeigte Linklater jedenfalls Mut zum Experimentieren, als er seinen philosophisch angehauchten Film „Waking Life“ ähnlich wie einst Technik-Pionier Ralph Bakshi („Der Herr der Ringe“, „Feuer und Eis“) im aufwendig produzierten Rotoskopie-Verfahren realisierte. Auch vier Jahre später wendete Linklater dieses nur selten genutzte Verfahren noch einmal für sein Sci-Fi-Drama „A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm“ an.
Die grimmige Dystopie basiert auf dem Roman „Der dunkle Schirm“ von Philip K. Dick, dem wir auch die Vorlagen „Blade Runner“, „Total Recall“ und „Minority Report“ zu verdanken haben. Keanu Reeves („John Wick“-Reihe) schlüpft hier in die Rolle eines Undercover-Cops, der durch seine Abhängigkeit von der Modedroge Substance D mehrere Persönlichkeiten entwickelt und so schon bald den Bezug zur Realität verliert. Linklaters mal todtrauriger und im nächsten Augenblick wieder urkomischer Mix aus Paranoia, Technokratie-Kritik und Identitätssuche ist dank des Rotoskopie-Verfahrens visuell einfach nur atemberaubend, wobei die durchaus gewöhnungsbedürftige Optik nie die ausgezeichneten Darbietungen des illustren Casts (neben Reeves sind u. a. noch Woody Harrelson, „Iron Man“-Star Robert Downey Jr. und Winona Ryder mit von der Partie) auslöscht.