„Brazil“ (Terry Gilliam, Großbritannien 1985)
Um ein Haar wäre Terry Gilliams dystopisches Sci-Fi-Meisterwerk in der vollkommen verschandelten Fassung in die Kinos gekommen, die das Produktionsstudio Universal aus seiner ursprünglich 142-minütigen Schnittfassung gemacht hatte. In der als „Love Conquers All“-Version bekannten Verleiher-Fassung wurde das pessimistische Ende, in dem Sam Lowry (Jonathan Pryce) erkennt, dass sein Happy End mit Jill (Kim Greist) nur ein Traum war, mir nichts dir nichts entfernt – eine fatale Entscheidung, die Gilliams harscher Kritik an unserer technokratischen Gesellschaft jegliches Gewicht genommen hätte.
Glücklicherweise wurde das entstellte, um fast 50 Minuten gekürzte Machwerk am Ende doch nicht in den Kinos gezeigt (im US-amerikanischen Fernsehen wurde allerdings tatsächlich diese verstümmelte Fassung eine Zeit lang ausgestrahlt). Gilliam selbst sorgte dafür, dass sich das Studio schließlich anders entschied: Er zeigte seine lange Version von „Brazil“ unerlaubterweise auf Privatvorführungen Kritikern, die den Film anschließend so positiv rezensierten, dass das Studio praktisch gar nicht anders konnte, als Gilliams Wunsch Folge zu leisten.
In den Kinos wurde schließlich eine um zehn Minuten gekürzte Version von „Brazil“ gezeigt, in der zwar das wenig erbauliche Ende erhalten blieb, aber dafür andere Szenen entfernt wurden. Wirklich überzeugend ist und bleibt deshalb nur der mittlerweile auf DVD und Blu-ray erhältliche Director’s Cut, dessen bildgewaltige Mixtur aus Monty Python und George Orwell man einfach in seiner vollen Länge erleben muss.