Mein Konto
    Striptease, Joints und Sex im Popcornlager: Ein Kinomitarbeiter verrät uns die schmutzigsten Geheimnisse seines Jobs

    Spucken Kinomitarbeiter nervigen Kunden ins Popcorn? Wie oft werden Gäste beim Sex im Saal erwischt? Sind die Frauen- oder Männertoiletten dreckiger? Wir haben eine anonyme Quelle angezapft, um uns Rede und Antwort zu stehen.

    Warner Bros.

    FILMSTARTS: In was für einem Kino bist du angestellt und wie lange arbeitest du dort schon?

    Anonym: Ich habe im Nebenjob noch vor dem Abitur angefangen, da müsste ich so 18 gewesen sein. Also sind es jetzt tatsächlich schon mehr als zehn Jahre. Bisher habe ich in vier verschiedenen Kinos von zwei der großen Ketten gearbeitet.

    FILMSTARTS: Schon zehn Jahre durchgehalten! Gibt es denn nichts, was dich so richtig nervt?

    Anonym: Ich finde, es ist der beste Nebenjob der Welt, aber natürlich nervt auch vieles. An jeder Station im Kino gibt es eigentlich das eine typische Kunden-Verhalten, das jeden früher oder später in den Wahnsinn treibt. Zum Beispiel kommen viele Leute komplett uninformiert an die Kinokasse und erwarten eine halbstündige Beratung: „Was ist das für ein Film? Worum geht’s da? Muss ich die 3D-Brille denn unbedingt aufsetzen?“ An einem vollen Samstagabend ist so eine intensive Kundenbetreuung einfach nicht möglich, weshalb dann viele Gäste schnell unbequem werden.

    FILMSTARTS: Und besonders pampigen Gästen spuckt ihr dann ins Popcorn?

    Anonym: Das habe ich in meiner Zeit noch nie erlebt. Wenn ein Kunde dumme Fragen stellt, bekommt er dumme Antworten zurück. Das Wechselgeld als ganz viel Kleingeld zurückzugeben, ist auch ein beliebtes Mittel, um etwas zurückzusticheln.

    FILMSTARTS: Ist das Popcorn eigentlich immer frisch?

    Webedia GmbH

     Kleinere Kinos bekommen das Popcorn in prallgefüllten 100-Liter-Säcken von größeren Häusern geliefert. Denn in den großen Multiplexen mit vielen Sälen und vielen Zuschauern gibt es immer eine Popcornküche, in der nahezu täglich frisches Popcorn produziert wird. Das wird dann kurz zwischengelagert und vor dem Verkauf wieder warm gemacht. Manchmal hat man natürlich Pech und erwischt Popcorn aus einer Charge, die schon ein paar Tage alt ist. Poppen, so nennen wir die Produktion, muss übrigens jeder Mitarbeiter mal – Fett, Mais, Zucker, alles in den Kessel und poppen lassen. Und aufpassen, dass man sich nicht verletzt.

    FILMSTARTS: Beim Poppen verletzen – wie das?

    Anonym: Die großen Kessel, in denen der Mais zum Popcorn wird, sind verdammt heiß. Eigentlich verbrennt sich jeder, der das zum ersten Mal macht. Außerdem sind die Querschläger gefährlich. Es gibt zwar auch Schutzbrillen, aber die sind super unbequem. Wenn der Kessel zum Entleeren wieder aufgemacht wird, fliegt ab und zu mal was in Richtung Auge, wenn ein Maiskorn noch nicht aufgepoppt ist.

    FILMSTARTS: Apropos poppen, schon mal Leute im dunklen Saal dabei erwischt?

    Anonym: Immer wieder mal, ja! Besonders in Sälen, in denen nicht so viele Leute sitzen. Wenn die Filme laufen, machen wir mindestens ein Mal pro Vorstellungen einen Saalcheck, um eventuelle Bild- und Tonprobleme festzustellen. Dabei sieht man hin und wieder auch verdächtige Bewegungen. Irgendwann bin ich mal nach einer Vorstellungen in den Saal, um ihn sauberzumachen. Der Abspann war schon längst vorbei, aber ganz hinten saß noch jemand und hatte die Augen zu. Ich dachte, er würde schlafen und wollte ihn deshalb aufwecken. Als ich mich auf ihn zubewegte, blickte er mich plötzlich panisch an und zwischen seinen Beinen kam ein Frauenkopf zum Vorschein. Ups. Also bin ich wieder raus und erzählte natürlich sofort meinen Kollegen davon. Als das Paar schließlich zügig durch das Foyer nach draußen hastete, bekamen beide einen knallroten Kopf, weil alle Mitarbeiter sie angrinsten. Aber unter Mitarbeitern passiert das auch hin und wieder - so ein Multiplex ist verwinkelt und hat viele dunkle Ecken. Wenn man da eine falsche Tür öffnet, sieht man hin und wieder Sachen, die man eigentlich nicht sehen sollte. Von Striptease im Pausenraum über Sex im Popcornlager bis zu Joints rauchen im Kinosaal ist alles dabei. Was der Chef nicht weiß, macht den Chef nicht heiß.

    FILMSTARTS: Erlauben euch die Chefs eigentlich, große Blockbuster auch schon mal vor dem offiziellen Startdatum zu schauen?

    Anonym: Das ist durch die Digitalisierung des Kinos mittlerweile rein technisch gar nicht mehr möglich. Ein großer Blockbuster, sagen wir „Rogue One: A Star Wars Story“, kommt auf einer externen Festplatte mit spezieller Kodierung per Post und wird dann auf die internen Festplatten des Projektors überspielt. Vom Verleih, in diesem Fall also Disney, kommt dann per Mail noch der Code zum Entschlüsseln. Allerdings sind diese Codes immer nur genau ab offiziellem Startdatum gültig und laufen in den meisten Fällen auch nach einer Woche wieder aus. Aber es gibt nette Chefs, die Mitarbeiter-Vorführungen mit den Verleihern vereinbaren, sodass wir manche Filme tatsächlich schon ein paar Tage früher sehen können. Für uns Mitarbeiter hat die neue Technik echt Vorteile.

    FILMSTARTS: Zum Beispiel?

    Disney

    So ein digitaler Filmprojektor ist im Grunde nichts Anderes als ein sehr großer Beamer. Mit den üblichen Anschlüssen wie zum Beispiel HDMI. Wenn man also eine Spielekonsole daran anschließt, kann man wunderbar auf einer Kinoleinwand zocken oder jede beliebige Blu-ray gucken. Das haben wir schon ganz oft nach der letzten Vorstellung bis in die frühen Morgenstunden hinein gemacht.

    FILMSTARTS: Bekommt ihr auch Freikarten?

    Anonym: Das wird von Kinokette zu Kinokette unterschiedlich gehandhabt. Aber ja, Freikarten gibt es eigentlich immer. Manchmal nur ein paar im Monat, manchmal so viele man will. Es gibt auch Häuser, da ist der Popcornverzehr für die Mitarbeiter frei. Ich habe in meinem Leben schon so viel Popcorn gemacht und gegessen, dass ich das Zeug kaum noch sehen kann.

    FILMSTARTS: Die Preise für Popcorn und Getränke sind ja leider ziemlich teuer. Schmuggeln die Leute viel mit rein?

    Anonym: Die Preise sind so hoch, weil das Kino nur mit diesen sogenannten Concession-Artikeln echten Gewinn einfährt. Der Großteil aus den Ticketeinnahmen geht nämlich sofort wieder an die Filmstudios. Aber natürlich sehen es viele Leute nicht ein, mehr als fünf Euro für eine Tüte Popcorn oder vier Euro für eine Flasche Bier zu bezahlen. Am Einlass dürfen von uns keine Taschen kontrolliert werden, das darf nur die Polizei. Also verpflegen sich viele Gäste selbst, was man dann nach jeder Vorstellung beim Aufräumen merkt.

    FILMSTARTS: Finden sich im Müll häufig ekelige Sachen?

    Anonym: Leere Wodkaflaschen, Fisch in Dosen und Gurkengläser finden wir fast täglich. So richtig ekelig wird’s immer bei richtig extremen oder extrem gut besuchten Filmen. Als „New Kids Turbo“ lief, war von palettenweise Dosenbier über anscheinend benutze Kondome bis Nacho-Sauce auf der Leinwand alles dabei. Bei „Avatar“, ich erinnere mich nur ungern zurück, sind die Leute in Scharen aus den Sälen gerannt und haben uns auf den Teppich gekotzt. Der damals noch ungewohnte 3D-Effekt bekam nicht allen.

    FILMSTARTS: Auf welcher Toilette ist es eigentlich dreckiger – bei den Frauen oder bei den Männern?

    Miramax Films

    Anonym: Bei den Frauen, ganz klar. Bei den Männern pinkelt mal jemand daneben, aber bei den Frauen sieht es immer wieder aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Toiletten sind viel häufiger verstopft und zerknülltes Klopapier, dreckige Wattepads sowie benutzte Tampons und Binden werden einfach auf den Boden geschmissen. Ganz oft liegen auch noch Lippenstifte oder andere Kosmetikartikel herum, die anscheinend aus den Handtaschen kullern.

    FILMSTARTS: Was passiert denn mit den verlorenen oder vergessenen Sachen, die ihr beim Aufräumen findet?

    Anonym: Alle Fundsachen kommen in eine große Kiste und werden, wenn sie nicht mehr abgeholt werden, nach vier Wochen beim Fundbüro abgegeben. Aber natürlich bedienen sich die Mitarbeiter da auch schon mal früher. Wenn es draußen regnet und man keinen Schirm dabei hat, kommt so ein Regenschirm aus der Fundsachenkiste natürlich wie gerufen. Sonnenbrillen sind auch sehr beliebt. Bei Smartphones und Portemonnaies hört der Spaß aber auf, die finden eigentlich fast immer den Weg zurück zu ihren rechtmäßigen Besitzern.

    FILMSTARTS: Sag mal, warum gebt ihr eigentlich die Filmposter und Standees nie an Besucher raus, wenn ihr sie nicht mehr braucht?

    Anonym: Die meisten Multiplexe haben zwischen 50 und 150 Mitarbeiter, die sich die begehrtesten Poster und Standees sofort reservieren, wenn sie eintreffen. Es gibt aber auch viele Häuser, die ein oder zwei Mal im Jahr einen Poster-Flohmarkt veranstalten, um von diesem Geld dann die Weihnachtsfeier aufzupeppen.

    FILMSTARTS: Zum Abschluss noch eine besonders verrückte Geschichte?

    Anonym: Ich hätte sogar zwei auf Lager. Noch bevor das Haus öffnet, machen wir immer einen Rundgang und checken, ob alles in Ordnung ist. Als ich dabei mal die Herrentoilette kontrollierte, bemerkte ich ein lautes Schnarchen. In einer Kabine hatte doch tatsächlich jemand übernachtet, der noch immer deutlich alkoholisiert war – Gott sei Dank! Denn wenn abends die Alarmanlage scharfgestellt wird, gibt es im Foyer überall Bewegungsmelder. Wäre er also aufgewacht und durch die Gegend gelaufen, hätte ihn schon sehr bald die Polizei überrascht. So war er nur äußerst verdutzt. Ein anderes Mal meinte eine hochschwangere Frau, direkt im Foyer entbinden zu müssen. Ihre Fruchtblase war während einer Vorstellung geplatzt und ihr Mann lief mir ganz aufgeregt entgegen. Ich rief dann einen Krankenwagen, der auch so schnell da war, dass sie ihr Kind nicht zwischen den Popcornkrümeln gebären musste. Ich hoffe ein bisschen, dass sie das Kind nach dem Film benannt haben, den sie sich gerade angeschaut haben: „Godzilla“.

    NBC

    Habt auch ihr lustige, eklige, extreme Kinogeschichten (egal ob als Mitarbeiter oder Besucher)? Dann schickt sie uns an redaktion@filmstarts.de und wenn wir genug zusammen haben, veröffentlichen wir gerne noch eine Fortsetzung zu diesem Bericht.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top