(Ruggero Deodato, Italien 1980)
Ruggero Deodatos Found-Footage-Horror ist einer der umstrittensten Filme der 1980er Jahre: Nach seiner Premiere in Mailand wurde der Kannibalen-Schocker direkt beschlagnahmt und anschließend in so ziemlich jedem Land der Erde auf den Index gesetzt. Auch in Deutschland sind alle Versionen des Films wegen Verstoßes gegen §131 StGB (Gewaltverherrlichung) durch richterliche Beschlüsse indiziert oder sogar beschlagnahmt.
Der Regisseur musste damals sogar vor Gericht erscheinen, weil nach der Sichtung von „Nackt und zerfleischt“ angenommen wurde, dass beim Dreh des Films tatsächlich Menschen getötet wurden. Das ist natürlich Quatsch – in Wahrheit unterschrieben die Schauspieler einen Vertrag, laut dem sie sich nach dem Dreh für ein Jahr versteckt halten mussten, um so die Found-Footage-Illusion aufrecht zu erhalten.
Dafür gab es allerdings eine andere Anklage, nämlich wegen Tierquälerei, immerhin wurden bei den Dreharbeiten tatsächlich einige Tiere vor der Kamera verstümmelt und getötet. (Mehr dazu in unserem Special über 36 Filme, bei denen Tiere zu Schaden oder ums Leben gekommen sind.)
Trotz dieser fragwürdigen Methoden bleibt „Nackt und zerfleischt“ ein wegweisender Meilenstein des Horror-Kinos und des Found-Footage-Konzepts. Das Publikum zu verstören (und im besten Fall so zum Nachdenken und Nachspüren anzuregen) ist auch eine Qualität des Kinos. Deshalb zählen wir neben prominenten Fans wie Eli Roth (dessen „The Green Inferno“ eine Reminiszenz an „Nackt und zerfleischt“ ist) ebenfalls zu den unbedingten Fürsprechern des Films!