Als ich Vater wurde, waren andere Fragen zunächst einmal wichtiger: Wie herum legt man diese Windel nochmal an? Aber als „Star Wars“-Fan seit Kindertagen liegt mir natürlich die Frage schon sehr am Herzen: Wann kann und wann sollte ich mit den Zwergen endlich „Krieg der Sterne“ sehen? Nicht zu früh, damit sie keine Angst bekommen. Nicht zu spät, damit die Teenie-Coolness sie nicht schon übermannt hat und sie die Magie der Reihe noch mit kindlicher Unschuld genießen können.
Seit ich darüber nachdenke, welche Filme meine Kinder sehen sollten (und auch möchten), ist die Antwort auf diese Frage eher immer komplizierter geworden. Mein eigener Einstieg in das „Star Wars“-Universum war ein Kinobesuch 1983 in den USA, wo damals gerade „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ angelaufen war. Der Film – hierzulande von der FSK ab 12 Jahren freigegeben - hat in meiner zehnjährigen Kinderseele keine Narben hinterlassen, allerdings sehr wohl tiefe Eindrücke. Die führten sogar dazu, dass mir im vergangenen Dezember bei „Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht“ die Tränen kamen. Aber das ist eine andere Geschichte…
„Episode VII“ würde ich mir allerdings mit meinen Kindern – die heute in einem ähnlichen Alter sind wie ich damals – nicht ansehen. Schon die Anfangssequenz ist düster, brutal und beängstigend: Sensible Grundschüler kann das überfordern, selbst wenn sie durch Bücher, Fernsehserien und Sammelbilder schon tief in der Filmmythologie drinstecken. Die „Star Wars“-Filme sind schlichtweg keine Kinderfilme im eigentlichen Sinne - und selbst der originale „Star Wars – Episode IV“, der mir persönlich vergleichsweise harmlos erscheint, hat seine bedrohlichen Momente. Die Prequel-Trilogie und nun auch „Das Erwachen der Macht“ sind im Vergleich noch einmal deutlich actionlastiger geraten und zeigen auch wesentlich mehr Szenen von offener Gewalt.
Die Altersfreigaben durch die FSK sind meiner Meinung nach nur bedingt hilfreich: Die Filme sind durchweg ab 12 Jahren freigegeben, nur „Episode I“ ab 6. Konsequenterweise fragten befreundete Eltern, als dieser Film vor ein paar Jahren in einer 3D-Fassung noch einmal ins Kino kam, ob man nicht einen gemeinsamen Kinobesuch planen wolle? Es ist dann schließlich keiner von uns gegangen – denn unabhängig davon, was man von der Qualität des Films halten mag (ich finde ihn grauenhaft), ist er für Sechs- bis Achtjährige nicht geeignet.
Gleichzeitig glaube ich, dass man etwa „Episode IV“ durchaus mit zehn Jahren anschauen kann. Die Faszination für fremde Welten, das Schwanken zwischen Zauber und Furcht, zwischen dem Staunen und den zu vielen Eindrücken – das kann in dem Alter schon eine kraftvolle, aber verdaubare Erfahrung sein. Aber die Entscheidung, ob das auch für das eigene Kind gilt, kann man weder der FSK noch mir überlassen. Ist es zu sensibel? Ist die Begeisterung so groß, dass sie eventuelle Ängste quasi wegspült?
Aber das ist ja ein lösbares Problem: „Star Wars: Episode VII“ erscheint in zwei Wochen fürs Heimkino (nämlich am 28. April), da bleibt noch genug Zeit, um sich die alten Filme selbst noch einmal anzusehen – mit Blick aufs Kind und dann vielleicht ein zweites Mal mit dem Kind zusammen. Und so wäre Ende April die ganze Familie bestens vorbereitet auf die Abenteuer von Rey und Finn und Han und Chewie…
Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.