Platz 30: „Manhattan“
(Woody Allen, USA 1979)
Die wohl spannendste Phase in Woody Allens an berauschenden Hochs und repetitiven Tiefs nicht eben armen Karriere dürften wohl die späten 70er Jahre sein, in denen sich der Clown langsam von seinem quietschvergnügten Frühwerken wie „Der Schläfer“ oder „Bananas“ emanzipierte und persönlichere Werke drehen wollte, die seiner melancholischen Ader Tribut zollen und die Tragik des Lebens und der Liebe mehr ins Zentrum rücken sollten. Was bei „Der Stadtneurotiker“ schon sehr gut funktionierte, wurde mit „Manhattan“, einer Liebeserklärung an New York und seine Bewohner, schließlich zu voller Blüte getrieben. In wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern von Gordon Willis („Der Pate“) lässt er hier sein übliches Alter Ego (diesmal heißt er Isaac Davis) durch die intellektuelle Upper Class irren und sich den Kopf zerbrechen über das, was er hat und nicht schätzen kann (Mariel Hemingway) und das, was er schätzt, doch nicht haben kann (Diane Keaton). „Manhattan“ ist trotz seiner beizeiten auftauchenden, lebensweisen Bitterkeit natürlich dennoch (und manchmal auch genau deswegen) ein typischer Allen, nur dass er diesmal eben nicht nur auf Lacher abzielt. Die kommen eher nebenbei und dienen weniger dem schnellen Kitzel der Lachmuskeln, sondern sorgen eher dafür, dass man noch Wochen später leise schmunzelt über die kleinen Beobachtungen und unvergessliche Zitate, die helfen, der Traurigkeit des Seins mit der nötigen, augenzwinkernden Gelassenheit zu begegnen.