Platz 43: „Die üblichen Verdächtigen“
(Bryan Singer, USA/Deutschland 1995)
Wahrscheinlich wird „Die üblichen Verdächtigen“ im direkten Vergleich hauchdünn unterliegen, aber was heißt das schon? Bryan Singers genial verschachtelter Durchbruchsfilm wartet mit dem wahrscheinlich zweitbesten Schlusstwist der vergangenen Dekaden auf (M. Night Shyamalans „The Sixth Sense“ ist einfach nicht zu schlagen, dafür ist „Die üblichen Verdächtigen“ trotzdem noch der bessere Film). Selten wurde in einem Thriller, alles so sehr auf diesen letzten, schier atemberaubenden Paukenschlag hininszeniert und die so über die andauernde Spielzeit immens in die Höhe geschraubten Erwartungen an den Film letztendlich gar pulverisiert. Als der körperlich beeinträchtigte Kleinkriminelle Verbal Kint (Kevin Spacey) dem Zollinspektor Dave Kujan (Chazz Palminteri) als einer der wenigen Überlebenden einer Schiffsexplosion die Geschichte in Rückblenden erzählt, wird der Begriff der „Räuberpistole“ quasi neu definiert. Singer und sein Drehbuchautor Christopher McQuarrie spinnen ein dichtes Netz aus Lügen und Intrigen, dass es dem Zuschauer am Ende schwindelig wird, wenn der Regisseur den Vorhang hebt. Selten war Thriller-Kino intelligenter als in „Die üblichen Verdächtigen“. Wer immer noch nicht weiß, wer dieser furchteinflößende Berserker Keyser Soze ist, der sollte dieses Standardwerk des modernen US-amerikanischen Thriller-Kinos schleunigst nachholen. „Die üblichen Verdächtigen“ ist ein Meisterwerk, das sprachlos macht.