Platz 52: „Die Teuflischen“
(Henri-Georges Clouzot, Frankreich 1954)
Ein Horrorfilm ist nicht auf Mumien, Monster und Mutationen angewiesen, um sein Publikum an der Hand zu ergreifen und ins Reich der Albträume zu entführen. Der wahre Horror hier ist die menschliche Natur, die auf Gier, Lust, Hass und Angst gebaut ist und deren dunkle Seiten immer wieder ausbrechen. Regielegende Henri-Georges Clouzot fand schon im Jahre 1955 bedrückende Bilder für einen Höllenritt ins Herz der Paranoia und des Wahnsinns, der weder übersinnliches Hokuspokus, noch graphische Extreme brauchte, um dem Publikum eisige Schauer über den Rücken zu jagen. Hier reichen schon zwei Frauen, Ehegattin und Geliebte eines sadistisch veranlagten Internatsdirektors, die gemeinsame Sache machen, um den Tyrannen zu ermorden. Als die Leiche jedoch verschwindet und beide mit anonymen Briefen terrorisiert werden, weben der Wahnsinn, die Schuld und die nackte Panik ein Spinnennetz um die Frauen, dem sie nicht mehr entkommen können. Clouzots Klassiker ist ein Meilenstein des leisen Horrors.