Platz 56: „Der unsichtbare Dritte“
(Alfred Hitchcock, USA 1959)
Wie Josef K. aus Kafkas „Prozess“ bricht das Chaos nahezu ohne Vorwarnung und plötzlich in das Leben des Jedermanns Roger Thornhill (Cary Grant) ein. War er eben noch ein unscheinbares Gesicht aus der Menge befindet er sich von einem Moment auf den anderen aufgrund einer Verwechselung im Fadenkreuz von Geheimdiensten aller Art, die ihn für einen Doppelagenten halten. Mit jedem Versuch, das Missverständnis aus der Welt zu räumen, verstrickt er sich tiefer in die Gefahr und muss bald schon ums nackte Überleben kämpfen. Meisterhaft verstand es Spannungsarchitekt Alfred Hitchcock in diesem Werk, selbst banalste und alltäglichste Situationen in wahre Opern der Bedrohung zu verwandeln, die seinen Helden immer wieder mit dem Rücken an die Wand drängen. Selbst ein Flugzeug am Himmel kann sich hier in eine sehr konkrete Bedrohung für Leib und Leben verwandeln, wie es in einer Schlüsselszene passiert. Unvergessen ist auch das Finale am Mount Rushmore, bei dem der Held im Antlitz steinerner Präsidentengesichter um sein Leben fürchten muss. Ein weiteres Meisterwerk und ein Blueprint moderner Thriller-Unterhaltung, der ganz nebenbei noch mit einem gerüttelten Maß an verschrobenem Humor punkten kann. Hier stimmt alles.