Platz 66: „Das Fenster zum Hof“
(Alfred Hitchcock, USA 1954)
Wer von Alfred Hitchcock spricht, der spricht immer auch von „Suspense“, jener Form der Spannung, die davon lebt, dass der Zuschauer mehr über die Gefahren auf der Leinwand weiß als die Protagonisten auf der Leinwand. Beim Suspense wird man zum wissenden Zeugen und Komplizen wider Willen, da man sieht, wie sich die Schlingen um den Hals der Helden legen. „Das Fenster zum Hof“ rückt dieses Prinzip quasi in den Mittelpunkt des gesamten Films. Hier ist es der Reporter Jeff (James Stewart), der durch einen Beinbruch zum Voyeur einer Fensterfront wird. Als er dort bald einen Mord beobachtet, den ihm niemand glauben will, versucht er, zusammen mit seiner Verlobten (Grace Kelly) selbst zu ermitteln, wobei er zum untätigen Beobachter verdammt ist, während sich seine Herzdame in tödliche Gefahr begibt. Selten zuvor wurde das Sehen und Mitwissen des Zuschauers unterhaltsamer auf die Leinwand gespiegelt und selten lieferte Hitchcock klügere und spannendere Unterhaltung als in diesem Meisterwerk des Voyeurismus.