China ist ein immer wichtigerer Markt für Hollywood. Das Reich der Mitte gilt sogar bereits als der zweitgrößte Kinomarkt der Welt, dabei dürfen dort im Jahr nur rund drei Dutzend fremdsprachige Filme laufen. Daher versuchen die Studios, ihre Filme China besonders schmackhaft zu machen. So wurden für „Transformers 4: Ära des Untergangs“ chinesische Schauspieler mittels einer Casting-Show gesucht und Teile der Handlung (und der Dreharbeiten) in das Land verlegt. In „Iron Man 3“ wurden sogar Extra-Szenen für das chinesische Publikum eingebaut, die nur dort Teil des Films waren. Einen ähnlichen Weg geht man nun bei „Kung Fu Panda 3“.
Die Filmreihe um einen tollpatschigen, Kung-Fu lernenden Panda-Bären ist in China ohnehin sehr populär. „Kung Fu Panda 2“ avancierte 2011 mit Einnahmen von 92,2 Millionen Dollar zum damals erfolgreichsten Animationsfilm an den chinesischen Kinokassen. Für den dritten Teil der stark von chinesischer Mythologie inspirierten Geschichte geht man nun noch weiter: Der Film ist nicht nur eine chinesische Co-Produktion, die zu einem Drittel im Reich der Mitte realisiert wurde, der Film wurde sogar zwei Mal animiert. Ein extra Team sorgte dafür, dass die Bewegungen der Figuren, vor allem auch ihre Mimik und die Mundbewegungen, in einer zweiten Version perfekt auf die chinesische Synchronisation abgestimmt sind. Während man also zum Beispiel bei der deutschen Synchronisation versucht, die Sätze perfekt auf die Mundbewegungen anzupassen, wurde hier der umgekehrte Weg gegangen und die Figuren noch ein zweites Mal animiert. So geht man normalerweise nur bei Originalversionen vor, wo die Animation meist auch auf den Sprecher und seinen Sprechstil abgestimmt ist. Da für China auch die ganze Körpersprache der Figuren angepasst und überarbeitet wurde, gebe es nun de facto zwei Versionen von „Kung Fu Panda 3“.
Wer die Differenzen sehen will, müsse daher in China zwei Mal ins Kino gehen, so DreamWorks-Chef Jeffrey Katzenberg. Das Studio veröffentlicht beide Versionen im Reich der Mitte und hofft so auf eine zusätzliche Einnahmensteigerung. Denn die chinesische Version soll nicht nur die lokalen Kinozuschauer zusätzlich anlocken, sondern man hofft wohl wirklich auch darauf, dass Fans sich das Werk zwei Mal anschauen, um die Unterschiede zu entdecken. Daher gebe es auch eine spezielle Werbekampagne, die herausstelle, dass zwei Versionen des Films im Umlauf sind. Die Rechnung könnte aufgehen. Wie der Hollywood Reporter berichtet, rechnen Box-Office-Experten bereits damit, dass „Kung Fu Panda 3“ in China den einen oder anderen Kassenrekord brechen wird.
Dass lokalisierte Versionen gedreht werden, gibt es in der Filmgeschichte übrigens schon seit den Anfangsjahren und hält auch bei Animationsfilmen immer mehr Einzug. Ein bekanntes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist „Alles steht Kopf“. In dem Pixar-Film geht es in einer Szene um den Ekel der jungen Hauptfigur vor Broccoli. Da dies in manchen Ländern aber nicht verständlich ist, weil Broccoli zum Beispiel in Japan gerade bei Kindern sehr beliebt ist, wurde noch eine zweite Version erstellt, in der stattdessen grüne Paprika auf dem Teller liegen. Daneben träumt zum Beispiel Rileys Vater am Küchentisch in der Originalversion von einem spannenden Eishockeyspiel, während er in vielen internationalen Versionen an ein Fußballmatch denkt.
In Deutschland müssen wir noch bis zum 17. März 2016 auf „Kung Fu Panda 3“ warten. Dann bekommen wir die US-Version sowie natürlich eine normale deutsche Synchronfassung, in der wieder Hape Kerkeling dem im Original von Jack Black gesprochenen Panda-Bären Po seine Stimme leiht.