Sprechende Tiere in Disney-Animationsfilmen, da denken wir sofort an Klassiker wie „Das Dschungelbuch“, „Robin Hood“ oder „Der König der Löwen“. Aber es gab da am Ende auch einige Ausfälle, gerade auf „Die Kühe sind los“ und „Himmel und Huhn“ (für uns der schwächste Disney-Animationsfilm überhaupt) hätten wir gerne auch verzichten können. Zudem haut das Mäusestudio mit Filmen wie „Ralph reichts“, „Die Eiskönigin“ und „Baymaxx“ gerade einen Animationshit nach dem anderen raus – und das ganz ohne plappernde Vierbeiner! Deshalb war sich auch Animationsboss John Lasseter immer im Klaren darüber, dass ein Film über sprechende Tiere heutzutage nur noch Sinn machen würde, wenn man für das altbekannte Disney-Konzept einen völlig neuen Ansatz finden könnte.
Auftritt Byron Howard: Nach seinem Kassenschlager „Rapunzel - Neu verföhnt“ schlug der Regisseur als nächstes Projekt „Zoomania“ vor, in dem sprechende Tiere verschiedenster Arten (insgesamt sind es mehr als 50) in der Metropole Zootopia zusammenleben. Der Clou dabei: Obwohl die Tiere menschlichen Berufen nachgehen, wirkt Zootopia tatsächlich so, als sei die Stadt von den Tieren nach ihren Bedürfnissen erschaffen worden. So gibt es neben mäusekleinen auch elefantengroße Türen und an den Kiosken werden artenspezifische Magazine wie Vanity Fur, Gnusweek oder die Ellephant angeboten. Sogar ganze Stadtteile richten sich speziell an bestimmte Gattungen: Während sich die Kamele in Sahara Square pudelwohl fühlen, lassen es sich die Eisbären lieber in Tundra Town gut gehen. Als Lasseter erstmals von der Idee hörte, soll er darüber so glücklich gewesen sein, dass er Howard vor lauter Freude in die Höhe gestemmt hat wie Rafiki einst den frischgeborenen Simba in „Der König der Löwen“.
Wie viele clevere Ideen die Filmemacher aus diesem Konzept entwickeln, zeigt sich auch in einer der ersten gezeigten Szenen: Der kleingaunernde Fuchs Nick Wilde (Stimme: Jason Bateman) besorgt sich ein elefantös großes Eis am Stiel, um dieses dann in zig kleinere Portionen aufzuteilen und mit viel Gewinn an Lemminge weiterzuverkaufen. In einer anderen Sequenz tritt die ehrgeizige Judy Hopps (Ginnifer Goodwin) gerade ihren Job als Polizistin an, hat als Häsin jedoch mächtig Probleme, sich gegen ihre sehr viel größeren Kollegen (ein Haufen Büffel, Nashörner und Nilpferde) durchzusetzen. Im weiteren Verlauf der Handlung werden die Gesetzeshüterin und der Hochstabler sich widerwillig zusammentun, um einer großangelegten Verschwörung in Zootopia auf die Spur zu kommen…
Neben dem auf Buddy-Action-Komödien wie „Nur 48 Stunden“ anspielenden Duo im Zentrum gilt es in „Zoomania“ auch noch eine Vielzahl schillernde Nebenfiguren und Verneigungen vor anderen Kultfilmen zu entdecken. Aus den bereits gezeigten Szenen hat uns vor allem das trantütige Faultier Flash begeistert, das ausgerechnet in einer Autozulassungsstelle am Schalter sitzt und der unter Zeitdruck stehenden Judy das Nummernschild eines Fluchtfahrzeugs raussuchen soll. Als Flash in Zeitlupengeschwindigkeit seinen Rechner bedient und zwischendurch mit reichlich Verspätung über einen ziemlich unlustigen Witz von Nick lacht, den er anschließend gaaaanz langsam auch noch seiner Kollegin erzählt, blieb in unserer Vorstellung kein Auge trocken. Auch Bösewicht Mr. Big, der einen auf Marlon Brando in der „Der Pate“ macht, hat uns zum Lachen gebracht, als er sich nach dem Auftauchen von einem finster dreinschauenden Gangster-Eisbär nach dem anderen schließlich als kleine, aber nichtsdestotrotz in Sachen Bösartigkeit alle in ihren kleinen Schatten stellende Maus entpuppt. Popstar Shakira wiederum gibt als Gazelle den Titelsong „Try Everything“ zum Besten, während Judy Zooptopia erkundet.
Nicht nur erzählerisch, auch technisch machen die ersten Szenen echt was her. Während an „Zoomania“ insgesamt mehr als 550 Personen beschäftigt waren, wurde ein Team sogar für mehrere Wochen nach Kenia geschickt, um dort die Tiere der afrikanischen Savanne vor Ort zu studieren. So konnten die spezifischen Verhaltensweisen und Bewegungsabläufe anschließend im Computer noch präziser umgesetzt werden. Zudem wurden Untersuchungen auf mikroskopisch kleiner Ebene angestellt, um so eine neue Technik für die Animation selbst feinster Haare zu entwickeln. So können nun selbst das Dreadlocks-artige Fell der Yaks und die krause Wolle der Schafe extrem realistisch dargestellt werden. Darüber hinaus kreierte das Team ein Verfahren namens wind simulation technique, um die Bewegung der Haare bei Wind zu perfektionieren. Bei der Präsentation erklärte Produzent Clark Spencer das so: „Die Zuschauer werden den Effekt dieser Technik nicht direkt sehen, aber anhand der ungemein realistisch wirkenden Textur der Tierhaare sehr wohl fühlen.“
Spätestens ab dem 3. März 2016 wissen wir dann, ob der Rest des Films genauso stark ist wie die ersten gezeigten Szenen. Eines ist aber hingegen jetzt schon sicher: Die aufregende, temporeiche und mit cleveren Details vollgestopfte Welt von „Zoomania“ wird mit Sicherheit kein Ort, an dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen!