Ca. 108 Millionen Dollar nahm „Monster Hunt“ am Startwochenende in den Kinos in China ein – so viel wie noch keine andere chinesische Produktion davor. Da konnte man fast übersehen, dass hinter dem CGI-Realfilm-Gemisch eine weitere chinesische Produktion herausragend startete: „Pancake Man“ spielte am Wochenende satte 69 Millionen Dollar ein. Auch dabei wurde ein Rekord gebrochen. Mit 22,4 Millionen Dollar Einnahmen am Freitag gelang nämlich der beste Start eines chinesischen Realfilms. „Monster Hunt“ wird aufgrund des hohen CGI-Anteils in dieser Statistik außen vor gelassen.
In „Pancake Man“ wird ein Straßenhändler zum Superhelden, als die Pfannkuchen, die er täglich verkauft, ihm übernatürliche Kräfte verleihen. Bald bekommt er es mit einem finsteren Bösewicht zu tun. Den spielt Jean-Claude Van Damme. Der belgische Martial-Arts-Star übernahm im chinesischen Kassenhit eine Nebenrolle. Das garantierte der Action-Komödie schon vorab viel internationale Aufmerksamkeit. So kommt „Pancake Man“ am kommenden Wochenende (ab dem 24. Juli 2015) sogar in ausgewählte amerikanische Kinos und es ist zu erwarten, dass Van Damme sich irgendwann auch in Deutschland mit dem Pfannkuchen-Superhelden prügeln darf – dann aber wohl eher im Heimkino.
Angetrieben von diesen beiden Produktionen wurde an diesem Wochenende in China übrigens ein weiterer Rekord aufgestellt. Allein am Samstag wurden 64,4 Millionen Dollar an den chinesischen Kinokassen umgesetzt. Dies ist der beste Einzeltag in der chinesischen Kinogeschichte. Der Höchstwert lag vorher bei 61,7 Millionen Dollar, die am 12. April 2015 eingenommen wurden. Damals startete „Fast & Furious 7“ sehr erfolgreich in China.
Dass die chinesischen Produktionen momentan so dominieren, ist übrigens kein Zufall. In den Sommermonaten – meist von Ende Juni bis Ende August – zieht es sehr viele Chinesen in die kühlen Lichtspielhäuser, wo sie aber fast nur einheimische Kost zu sehen bekommen. Denn die Kinos starten in dieser Zeit nur lokale Produktionen, weswegen die US-Branche, die außen vor bleibt, von einer „Blackout-Phase“ spricht und Filme wie „Minions“, „Terminator: Genisys“ oder „Alles steht Kopf“ noch nicht gezeigt werden. Dieser Hollywood-Bann für den Sommer ist zwar nirgends verpflichtend geregelt, wird aber traditionell eingehalten. 2014 gab es ausnahmsweise eine kleine Abweichung, als man „Transformers 4: Ära des Untergangs“ trotzdem im Juli starten ließ – in die Produktion des Zerstörungsspektakels von Michael Bay flossen aber auch reichlich chinesische Gelder…
Die Fabelzahlen für Hits wie „Monster Hunt“ oder „Pancake Man“ zeigen jedoch einmal mehr, dass in China mittlerweile ähnliche Summen wie in Hollywood umgesetzt werden. Schon im Februar 2015 wurde im Reich der Mitte sogar erstmals mehr Geld durch Kinofilme eingenommen als in den USA. Damals lösten Zuschauer in China Tickets im Wert von 650 Millionen Dollar, in den USA „nur“ im Wert von 640 Millionen Dollar. Dieser Anstieg der Einnahmen im Land des Lächelns könnte zwei Folgen mit sich bringen: Hollywood könnte den Markt noch stärker ins Visier nehmen und wir immer öfter sehen, dass chinesische Figuren und Schauspieler oder Schauplätze in US-Filmen untergebracht werden. Zudem könnten Produktionen aus China immer teurer werden, was auch dazu führen könnte, dass verstärkt versucht wird, diese international zusätzlich auszuwerten.