"Eigentlich ist es sehr traurig": Hayao Miyazaki widerlegt eine beliebte Theorie über "Chihiros Reise ins Zauberland"
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

Auch mehr als 20 Jahre später diskutieren Anime-Fans noch über das Ende von „Chihiros Reise ins Zauberland“. Dabei hat Hayao Miyazaki bereits vor Jahren geklärt, ob Chihiros Abenteuer nur ein Traum sind.

Die Werke von Hayao Miyazaki gehören nicht nur zum Schönsten, was die Animationskunst zu bieten hat – die meisten von ihnen bergen auch eine Vielzahl von Rätseln und Geheimnissen, die sich zum Teil erst nach mehrfachem Ansehen vollständig erschließen. „Chihiros Reise ins Zauberland“, einer der bekanntesten und beliebtesten Filme des Studio Ghibli, bildet da keine Ausnahme. Im Laufe der 23 Jahre, die seit dem Erscheinen des oscarprämierten Zeichentrick-Meisterwerks vergangen sind, haben sich besonders über das Ende des Films zahlreiche (Fan-)Theorien angehäuft.

Wir erinnern uns: Am Schluss kehrt die 10-jährige Chihiro wehmütig aus dem „Zauberland“ in die wirkliche Welt zurück – doch dabei bleiben viele Fragen offen. Wie viel Zeit ist in der Realität tatsächlich vergangen, während Chihiro und ihre (zu Schweinen verwandelten) Eltern das Reich der Geister durchschritten haben? Hat die junge Protagonistin ihre Abenteuer tatsächlich erlebt – oder existierte alles nur in ihrer Fantasie?

Tatsächlich hat Regisseur Miyazaki bereits vor Jahren in einem Interview mit der Zeitschrift Turning Point seine eigene Sichtweise erklärt (via AdoroCinema) – und dabei die beliebte Theorie widerlegt, dass Chihiros Erlebnisse in der Geisterwelt lediglich ein Produkt ihrer Vorstellungskraft sind:

„Da bin ich mir nicht so sicher“, meint der 84-Jährige. „Was ich sagen kann, ist, dass ich nicht wollte, dass die ‚andere Welt‘ nur ein Traum ist. Deshalb sieht man in der letzten Szene, nachdem Chihiro in die reale Welt zurückgekehrt, dass das Auto mit Blättern bedeckt ist [Anm.: ein klarer Hinweis auf die in der ‚Wirklichkeit‘ vergangene Zeit]. Außerdem haben wir uns dafür entschieden, dass Chihiro – auch wenn sie es selbst nicht bemerkt – das Haargummi behält, das [die Hexe] Zeniba ihr gegeben hat. Das soll zeigen, dass es wirklich passiert ist. Andernfalls wäre das doch alles viel zu traurig, oder?“

Sogar Hayao Miyazaki war traurig über das Ende von "Chihiros Reise ins Zauberland"

Der „Prinzessin Mononoke“-Macher fährt fort: „Eigentlich ist es eine sehr traurige Geschichte. Besonders das Ende […]. Schließlich musste Chihiro die andere Welt verlassen, gerade als sie endlich von allen, die sie dort kennengelernt hatte, akzeptiert worden ist. Wenn sie länger geblieben wäre, hätte sie die Froschmänner und die Schneckendamen vielleicht noch besser kennengelernt. Sie hätte erkannt, dass es in der Welt alle mögliche Menschen gibt – sowohl gute als auch dumme. Doch sie muss all das hinter sich lassen. Das ist sehr traurig. Sogar ich, der den Film gemacht hat, war traurig.“

Auf die Frage, ob Chihiro sich an all ihre übernatürlichen Erlebnisse und Abenteuer erinnert, blieb Miyazaki vage. Er erklärt lediglich, dass sich nicht jeder Mensch zwangsläufig an sämtliche Dinge erinnern würde, die er in seinem Leben getan oder gesehen hat. Doch Erinnerungen lebten immer in einem weiter – auch wenn man sich nicht mehr über jedes Detail bewusst ist.

Wenig überraschend hat es „Chihiros Reise ins Zauberland“ übrigens in unsere Top 10 der besten Anime-Filme aller Zeiten geschafft – allerdings nicht auf den ersten Platz! Welcher Film im Ranking der FILMSTARTS-Community die Nase vorn hat, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

4,51 von 5 Sternen! Das ist der beste Anime aller Zeiten – laut den deutschen Zuschauern

Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer brasilianischen Schwesternseite AdoroCinema erschienen.

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