
Blickt man einmal in die Vita des noch vergleichsweise jungen amerikanischen Filmemachers Robert Eggers, so lässt sich da durchaus mehr als nur ein Trend ausmachen. Angefangen mit dem gruseligen Debütfilm „The Witch“ mit Anya Taylor-Joy, der uns ins ländliche New England des 17. Jahrhunderts führt, über „The Lighthouse“ mit Robert Pattinson und Willem Dafoe zwei Jahrhunderte später fast an selbiger Stelle bis hin zu seinem Abstecher ins Mittelalter für „The Northman“: Die Gegenwart ist Robert Eggers Sache nicht.
Bevor in seine Filme Elemente wie das Internet oder das Smartphone Einzug halten, holt sich der gebürtige New Yorker lieber noch Fantasy in seine historischen Welten. Dies deutete sich bereits im mystisch angehauchten „The Northman“ an, und in seinem aktuellen Werk „Nosferatu“ geht er mit der Wiederbelebung eines Vampir-Klassikers in die fantastischen Vollen. Denn alles ist Eggers lieber als unsere moderne Realität.
Ein Smartphone filmen? Nein, danke!
Wie weit Eggers ausgesprochene Abneigung gegen moderne Technologien tatsächlich geht, stellte er in einem Interview mit Rotten Tomatoes klar, das bereits im Dezember 2024 erschien. Die Idee etwa, ein Auto zu filmen, mache ihn förmlich krank. Ginge man diesen Weg gar noch weiter und filmte zum Beispiel ein Handy, so sei das für ihn schlicht der „Tod“. Kein Wunder, dass sich der Amerikaner da lieber von der Gegenwart fernhält.
Wer dem nun Lebensferne oder Realitäts- bzw. Gegenwartsflucht vorwerfen möchte, dem sei zu Eggers Ehrenrettung gesagt, dass dieser zum einen in einer Fünftausend-Seelen-Gemeinde in New Hampshire aufwuchs und zudem der Ziehsohn eines Shakespeare-Forschers ist. Die Vergangenheit und das Ländliche spielten in der Familie Eggers demnach bereits seit seiner Kindheit eine gewichtige Rolle.
Auch für seinen aktuellen Erfolgsfilm „Nosferatu“ hat Eggers sich intensiv etwa mit früher Folklore über Vampire auseinandergesetzt. Inspiration für das Aussehen des Vampirs fand er in historischen Porträts und ungarischen Kostümen, die den „Gothic“-Charakter der Erzählung unterstreichen sollen. Doch auch aus etwas abwegigeren Quellen wie etwa Mel Brooks' Film „Dracula - Tot aber glücklich“ habe er Inspiration gezogen, decke dieser die Schwächen und Absurditäten der bekannten Dracula-Erzählungen doch messerscharf auf.
Nach 1950 ist für Eggers Schluss
Eine Frage bleibt bei all dem aber noch: Wo zieht Eggers denn nun die Grenze? Oder, anders gefragt: Wo beginnt die Gegenwart, wo endet das Historische? Eggers plant laut seiner Aussagen im Interview zumindest, dass auch seine zukünftigen Stoffe maximal bis in die 1950er Jahre führen werden - oder gänzlich außerhalb unserer Realität angesiedelt sind. Mit „Werwulf“ und einer Fortsetzung des Kult-Fantasy-Films „Die Reise ins Labyrinth“ befinden sich derzeit zwei dieser Projekte in Entwicklung. Mehr zu letzterem erfahrt ihr hier:
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