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    Aufgrund dieses Klassikers musste Marvel "Avengers" in Großbritannien umtaufen: Stylischer Agenten-Kult neu im Heimkino
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Über 138 Stunden stilvolle, gewitzte Agenten-Unterhaltung auf 54 Discs: Mit der prächtig ausgestatteten Komplettedition von „Mit Schirm, Charme und Melone“ bleiben für Fans der britischen Kultserie kaum noch Wünsche offen.

    StudioCanal

    Sie haben Witz, Stil und Köpfchen: Die hervorragend eingekleideten Agentinnen und Agenten des britischen Serien-Kultklassikers „Mit Schirm, Charme und Melone“. Von 1961 bis 1969 verzückte die verspielt Spionage-, Sci-Fi-, Thriller-, Krimi-, Action- und Komödienelemente vereinende Serie das britische TV-Publikum, 1976 startete eine zwei Staffeln lange Sequelserie. In Deutschland nahm der Kult 1966 im ZDF seinen Anfang – und wurde für komplettistisch veranlagte Serienfans zu einem kleinen Albtraum.

    Damals war es üblich, dass sich deutsche Sender bei internationalen Serien die Rosinen rauspicken (oder das, was sie für die Rosinen hielten). Daher wurde nur ein Bruchteil der Serie hierzulande in Dauerschleife wiederholt, sodass er sich in die Herzen mehrerer TV-Generationen mogeln konnte. Diverse „Mit Schirm, Charme und Melone“-Episoden feierten unterdessen erst 2010 (!!) ihre Deutschlandpremiere.

    Im Heimkino sind diverse Staffelboxen und limitierte (nur noch gebraucht erhältliche) Komplettsets erschienen, doch nun sorgte StudioCanal für Ordnung auf dem chaotischen Agentenmarkt. Denn seit wenigen Tagen ist „Mit Schirm, Charme und Melone“ als prachtvolle 54-Disc-Gesamtedition auf DVD erhältlich!

    Die 8.322 Minuten (!) starke Box umfasst sämtliche erhalten gebliebenen Episoden der „Mit Schirm, Charme und Melone“-Originalserie mit Ian Hendry, Julie Stevens, Honor Blackman, Diana Rigg und Linda Thorson, sowie alle Folgen der Sequelserie „The New Avengers“ mit Joanna Lumley und Gareth Hunt.

    Außerdem enthält sie haufenweise Extras, wie ein Hörspiel, Interviews, Featurettes und passionierte Video-Einführungen der „Mit Schirm, Charme und Melone“-Superfans Oliver Kalkofe und Wolfgang Bahro. Übrigens: „Komplettedition“ ist in diesem Fall als „Das noch verfügbare Archiv der Serie, komplett vereint in einem Set“ zu verstehen.

    Denn von der ersten Staffel ist bloß ein Bruchteil erhalten – ähnlich, wie viele frühe „Doctor Who“-Folgen als verschollen gelten, gingen die meisten Abenteuer der ersten „Mit Schirm, Charme und Melone“-Staffel verloren. Allerdings findet ihr in dieser Heimkino-Megabox Rekonstruktionen der Ur-Episoden, die (wenigstens teilweise) wiedergefunden wurden.

    "Mit Schirm, Charme und Melone": Verspielte Gute-Laune-Abenteuer, die Marvel zuvorkamen

    Britisch, britischer, „Mit Schirm, Charme und Melone“: So sehr „Doctor Who“ britisch-gewitzte Sci-Fi-Unterhaltung mit intensivem Nerd-Faktor symbolisieren mag – „Mit Schirm, Charme und Melone“ ist noch britischer! Die Spionage-Abenteuer voller kurioser Gadgets bestechen nämlich mit haufenweise modischen Designs, in die Fashion-Größe Pierre Cardin den Cast gesteckt hat.

    Und der einflussreiche Franzose hat dabei seine Liebe für avantgardistischen Futurismus mit sämtlichen liebevoll-nostalgischen Vorurteilen über das britische Empire vereint. Hinzu kommt (in den beliebtesten Phasen der Serie) ein pointiert-selbstironisches Dialogbuch voller englischer Verbalticks. Und schon wundert man sich, weshalb die „Mit Schirm, Charme und Melone“-Box nicht mit einem English-Breakfast-Tea-Duftbaum geliefert wird (vielleicht ist es bei der nächsten Auflage so weit?)!

    Mit Schirm, Charme und Melone

    Kein Wunder, dass Kalkofe die Serie, bei der die Hauptfiguren mehrmals wechselten, mit folgenden Worten huldigt: „Fragt man mich nach der wichtigsten, prächtigsten und bedeutsamsten Zeit im Königreich, so kann ich nur ohne Zögern antworten: damals zwischen 1965 und 1967, zur Zeit der 'Avengers', als John Steed und Emma Peel ermittelten.“

    Dass die Ur-Serie, basierend auf einem Rache-Subplot der ersten Staffel, im Original „The Avengers“ heißt, ist derweil der Grund, weshalb Marvel den ersten „Avengers“-Film in Irland und im Vereinigten Königreich umbenannt hat: Da sich die TV-Avengers anhaltender Popularität erfreuen, wollte man etwaigen Verwirrungen vorbeugen. Daher heißt das erste Leinwand-Zusammentreffen zwischen Black Widow, Hawkeye, Thor, Captain America, Hulk und Iron Man in den besagten Märkten „Marvel Avengers Assemble“.

    Laut dem britischen Filmmagazin Empire wollte man somit vor allem dem älteren Kinopublikum entgegenkommen, das bei einem schlicht „Avengers“ betitelten Film sonst womöglich mit Steed und Peel gerechnet hätte. Wobei sich die von Spionagekrimis mit Noir-Einflüssen zu wild-quirligem, knallbuntem Camp (wie ihn „Austin Powers“ kopieren sollte) schwingenden, britischen TV-Avengers womöglich gut ins MCU gefügt hätten.

    Übrigens: Wusstet ihr, dass der erste „Avengers“-Teil für hitzige Debatten hinter den Kulissen sorgte? Mehr dazu verraten wir euch im folgenden Artikel:

    "Er hatte Eier aus Stahl": So hat Robert Downey Jr. verhindert, dass Chris Hemsworth & Scarlett Johansson von Marvel gefeuert werden

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